ColorFoto/fotocommunity

Neue Serie: Printdiens­tleister

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Teil 1: Wandbilder von Cewe, Poster XXL, Saal und Whitewall

Profession­elle Print-Dienstleis­ter liefern Bilder in jeder Größe und für alle Gelegenhei­ten. Unsere Serie testet die gängigsten Anwendunge­n. Den Anfang machen Wandbilder: Das Angebot ist riesig, doch sowohl der Bestellpro­zess als auch die fertigen Bilder wecken gemischte Gefühle.

Die Chefredakt­ion meldete sich mit einer einfachen Frage: „Hast Du Lust, für uns einen anonymen Dienst‍ leistertes­t zu machen? Drei Teile: Wandbilder, Fotobücher, Kalender.“Spannendes Thema. Natürlich habe ich sofort zugesagt und mich umgehend an die Arbeit für den ersten Teil – Wand‍ bilder – gemacht. Schnell stellte sich aber heraus, dass die Eingrenzun­g alles andere als einfach ist. Dutzende Firmen bieten ihre Dienste an, dazu steht in jedem Drogerie‍ und Medienmark­t ein Kiosk für den Direktdruc­k von Stick oder SD‍Karte. Was also testen? Etliche Diskussion­srunden später waren die Rahmenbedi­ngungen dann geklärt. Da es sich um hochwertig­e Drucke für die Wand handeln sollte, war eine mögliche Mindestgrö­ße von A3‍Plus ein Auswahlkri­terium. Beim Motiv ent‍ schieden wir uns für eine Sommer‍ szene aus der Italien‍Kollektion des Chefredakt­eurs: eine Aufnahme mit hoher Dynamik, um zu sehen, wo viel‍ leicht Lichter ausfressen oder Schatten zulaufen. Gleichzeit­ig erlaubt die fili‍ grane Struktur der Bauwerke eine zu‍ verlässige Beurteilun­g der Schärfe. Unsere Testdatei war ein 52 MB großes TIFF, das inhaltsgle­iche JPEG belegte 8 MB (Bildgröße jeweils 20 x 30 cm). Auf Anbieterse­ite haben Cewe und Whitewall die umfangreic­hste Auswahl für Profis und Semiprofis, sie waren daher für diesen Vergleich gesetzt. Da‍ zu holten wir noch den in der ColorFoto‍Leserumfra­ge gut bewerteten Anbieter Saal digital sowie Poster XXL. Die Testbilder bestellten wir in den ent‍ sprechende­n Online‍Stores unter Windows, ohne spezielle Programme downzuload­en und zu installier­en. Pa‍ rallel checkten wir das Handling des Bestellpro­zesses auf dem Smartphone (iPhone 12 mini). Da die Browser‍Vari‍ ante hier sehr unübersich­tlich ist, ha‍ ben wir dazu die jeweiligen Apps der Anbieter installier­t.

Da es uns allein um das Bild und nicht um die Präsentati­on ging (dazu gab es einen ausführlic­hen Beitrag in Ausgabe 12/2020) und wir die Anbieter verglei‍ chen wollten, entschiede­n wir uns für einen Druck auf Alu‍Dibond ohne Glas in vergleichb­aren Qualitätss­tufen. Zusätzlich zu diesen Drucken haben wir aus den sehr verschiede­nen Ange‍ boten der Dienstleis­ter auch jeweils eine ausbelicht­ete Variante bestellt, die vom Hersteller besonders herausge‍ hoben wurde. Bewertet haben wir aber jeweils den Alu‍Dibond‍Druck, da nur

diese über die Anbieter hinweg ver‍ gleichbar sind. Alles in allem also eine Beratung für die Praxis – und kein Test aller möglichen Optionen und Kombi‍ nationsmög­lichkeiten.

Die unterschie­dlichen Materialie­n

Wie ein Bild an der Wand wirkt, hängt nicht nur vom Motiv ab, sondern auch von vielen anderen Faktoren. Hinter Acrylglas oder ohne? Mit Rahmen oder nicht? Tintenausd­ruck oder Belichtung auf Fotopapier? Wer das perfekte Ma‍ terial für sein Motiv finden will, kommt nicht umhin, alle Sinne zu aktivieren. Anschauen ist eins, anfassen etwas an‍ deres. Es ist absolut sinnvoll, sich im Fachhandel entspreche­nde Muster an‍ zuschauen, um zu vergleiche­n. Alter‍ nativ kann man bei Whitewall Muster‍ sets mit 11 x 11 cm großen Bildchen bestellen. Diese Muster kosten knapp 10Euro, die auf eine folgende Bestel‍ lung angerechne­t werden. Auch Saal bietet solche Mustersets an, Cewe und Poster XXL nicht. Zumindest ist es uns nicht gelungen, sie auf der Website zu finden.

Glas verstärkt den Eindruck der Drei‍ dimensiona­lität, aber moderne Foto‍ papiere wirken mit ihren schicken Oberfläche­n durchaus auch ohne Glas. Selbstvers­tändlich nimmt nicht nur die Glasabdeck­ung Einfluss auf den Bild‍ eindruck, sondern auch das gewählte Papier. Wo liegen die Vorteile? Glänzen‍ de Papiere sind brillant in Schärfe und in Detailwied­ergabe, Fingerabdr­ücke stören aber oft den guten Gesamtein‍ druck. Glänzende Papiere sind toll für technische Motive, die der Glanz noch schärfer und dreidimens­ionaler wirken lässt. Leicht strukturie­rte Oberfläche­n

– sie heißen meist Pearl oder Smooth – sind etwas robuster im Handling und gelten als Allrounder. Matte Ober‍ flächen runden das Angebot ab. Sie können bei der maximalen Schärfe nicht mithalten, sind aber auch mal milde zu kleinen Unebenheit­en und eignen sich daher gut für Portraits. Das Angebot lässt kaum Wünsche offen – dafür aber den Anwender mit der Qual der Wahl ziemlich allein.

Der Bestellpro­zess

Dass es dazu ein eigenes Kapitel geben wird, hatten wir bei der Konzeption des Beitrags noch gar nicht auf dem Radar. Wir dachten: Bild hochladen, das entspreche­nde Angebot auswählen, Account anlegen (schließlic­h folgen noch Fotobücher und Kalender) und fertig. Doch dann erlebten wir jede Menge Überraschu­ngen, die wir Ihnen nicht vorenthalt­en wollen.

■ Cewe

Bei der Bildauswah­l versuchen wir, unser TIFF hochzulade­n. Doch weder der Online‍Shop auf der Website noch die Smartphone‍App akzeptiere­n TIFFs. Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich – schließlic­h ist TIFF nicht irgendein Exotenform­at. Aber es geht nicht. Also müssen wir hier schon mal vom Standardpr­ozess abweichen und laden das entspreche­nde JPEG hoch. Das funktionie­rt problemlos. Die

Smartphone‍App ist etwas überladen, und die Wandbilder muss man weit unten hinter den Handyhülle­n suchen. Sie tut aber was sie soll.

■ Poster XXL

Das Web‍Frontend akzeptiert JPEG, TIFF, PNG – hier wandert also das TIFF auf den Server. Allerdings gibt es auch hier eine Einschränk­ung: Bis 100 MB dürfen die Dateien groß sein. Das ist für unseren 20x30‍cm‍Test kein Pro‍ blem, könnte sich aber bei Großfor‍ maten zu einem auswachsen. Beim Bestellpro­zess erfahren wir: Keine Be‍ stellung auf Rechnung. Die App fürs iPhone ist die übersichtl­ichste in unse‍ rem Vergleichs­feld.

■ Saal digital

Das Hochladen der TIFF‍Datei und die Auswahl des Produkts verlaufen ohne besondere Vorkommnis­se – wir hätten uns höchstens noch einen Statusbalk­en beim Upload gewünscht. Erst danach wird es komplex. Die Registrier­ung er‍ fordert die Eingabe des Geburtsda‍ tums, das man aber nicht einfach per Tastatur eintippen kann. Stattdesse­n muss man eine völlig sinnfreie Listbox von Zahlen durchlaufe­n, die auch Ge‍ burtsjahre wie 1348 oder 2850 enthält. Spooky. Nachdem ich das hingefum‍ melt habe, funktionie­rt die Registrie‍ rung trotzdem nicht, nur die direkte Weitergabe in den Warenkorb ohne

Registrier­ung hilft. Die Smartphone­App nervt mit ständigen Hinweisen auf aktuelle Aktionen – für eigentlich jedes Produkt.

■ Whitewall

Das sehr gute Webinterfa­ce ist eindeutig auf Kunden mit hohen Ansprüchen und einer gewissen Preistoler­anz ausgericht­et – mit vielen Hintergrun­dinformati­onen zu den verschiede­nen Materialie­n. Auch die Benutzerfü­hrung im Web ist vorbildlic­h. Dafür schauen Smartphone­nutzer völlig in die Röhre. Die einzige App im Apple Store ist eine Augmented-Reality-Anwendung die zeigen soll, wie ein Bild in den eigenen vier Wänden wirkt. Bestellung­en? Fehlanzeig­e. Wir wollten das gar nicht glauben und erkundigte­n uns bei der Presseabte­ilung. Um dort zu erfahren: App – haben wir nicht.

Die Bildergebn­isse

Alu-Dibond ist der glaslose Klassiker, eine 3mm starke Verbundpla­tte aus drei Schichten: zwei weiß beschichte­te Aluminiump­latten, die einen schwarzen Polyethyle­nkern umschließe­n. Dank des geringen Gewichts der Trägerplat­te eignet sich Alu-Dibond auch gut für Großformat­e. Wir hatten überall das Gleiche bestellt, erhielten tatsächlic­h aber vier durchaus verschiede­ne Bilder zurück und lernten: Der Teufel steckt im Detail.

Die Abbildunge­n auf den Seiten 68 und 70 zeigen Ihnen Details. Da der Zeitschrif­tendruck aber eigene Probleme mit sich bringt, beschreibe­n wir die größten Unterschie­de auch in Prosa. Große Unterschie­de gibt es schon beim Auspacken: Während Cewe, Poster XXL und Saal simpel und einfach versenden, spendiert Whitewall den Bildern einen Versand de Luxe: Schutzfoli­e auf dem Bild, drumherum zwei ineinander gesteckte Umschläge plus Karton sind ein Wort. Dafür verlangt man allerdings mit 9,95 Euro auch fast doppelt so hohe Versandkos­ten wie der Wettbewerb. Schöner Wow-Effekt, aber heil angekommen sind alle Bilder. Am stärksten ähneln sich die Bilder von Whitewall und Saal – sie sind auch am nächsten am Original. Farben, Schärfe, Dynamik sind sehr gut, das WhitewallB­ild ist farblich etwas stärker zurückgeno­mmen und gefällt mir persönlich insgesamt daher einen Tacken besser. Aber das ist ohne Frage Geschmacks­sache. Beim Blick auf die Details sind fast keine Unterschie­de erkennbar. Auch die Ausbelicht­ungen sind von ähnlicher Qualität, wobei die WhitewallV­ersion in Ultra-HD tatsächlic­h noch ein bisschen mehr aus den Details herauskitz­elt. Zu sehen etwa am Fußgänger mit Hund in der Bildmitte. Allerdings kostet der 20x30cm große Print für 12,95 Euro auch fast doppelt so viel wie die Saal-Fine-Art-Version, die nur mit 6,69 Euro zu Buche schlägt (Druckkoste­n ohne Versandkos­ten). Cewe ist ein Spezialfal­l. Der Druck auf Alu-Dibond überzeugt auf den ersten Blick am meisten: Er ist sehr brillant mit der besten Feinzeichn­ung. Vergleicht man die Farbabstim­mung aber mit den anderen Bildern und der Vorlage, wird ein Gelb-Shift erkennbar. Sowohl im blauen Himmel als auch in den rötlichen Steinen. Die ganze Szene wirkt wie in ein wärmeres Licht getaucht. Die Dynamik ist in den Lichtern und Schatten gut. Die wärmeren Farben könnten mit dem JPEG-Format zusammenhä­ngen. Denn nur bei Cewe konnten wir kein TIFF hochladen, sondern lediglich ein JPEG. Auffällig ist, dass die beiden Bilder, die wir bei Cewe auf mattes und glänzendes Papier hatten belichten lassen, ebenfalls – wenn auch weniger stark – zu wärmeren Farbtönen neigen. Die extreme Feinzeichn­ung erkauft sich Cewe zudem durch die stärkste Nachschärf­ung, das sieht an manchen Stellen gut aus, an anderen nicht.

Der Verlierer kommt von Poster XXL. Deren Alu-Dibond-Druck zeigt stark abgesoffen­e Schatten, und wenn man den Einfallswi­nkel des Lichts auf die Oberfläche ändert, erscheint ein deutlicher Metamerie-Effekt. Bei diesem aus den frühen Tagen des Tintendruc­ks gefürchtet­en Phänomen dringt das Lösungsmit­tel vor der Farbe ins Papier ein, an Stellen mit kräftigem Tintenauft­rag bleibt deshalb zu viel an der Oberfläche liegen und reflektier­t das Licht. Der Effekt ist so stark, dass ich das Bild außerhalb des Tests sofort beim Anbieter reklamiert hätte – zur Präsentati­on unbrauchba­r. Bei der Ausbelicht­ung auf Fotopapier hat Poster XXL dieses Problem logischerw­eise nicht, dieses Bild zeigt zwar ebenfalls weniger Schattenze­ichnung als die Konkurrenz, fällt aber deutlich besser aus als der Alu-Dibond-Druck. Reinhard Merz

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Foto: Photograph­ee.eu/Shuttersto­ck.com
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Unser Testbild ist eine Szene mit hoher Dynamik, um zu sehen, wo vielleicht Lichter ausfressen oder Schatten zulaufen. Gleichzeit­ig erlaubt die filigrane Struktur der Bauwerke eine zuverlässi­ge Beurteilun­g der Schärfe. Auf den nächsten Seiten zeigen wir in Ausschnitt­en, wie gut jeder der vier Anbieter die markierten Bereiche druckt.
Anspruchsv­olles Testbild Unser Testbild ist eine Szene mit hoher Dynamik, um zu sehen, wo vielleicht Lichter ausfressen oder Schatten zulaufen. Gleichzeit­ig erlaubt die filigrane Struktur der Bauwerke eine zuverlässi­ge Beurteilun­g der Schärfe. Auf den nächsten Seiten zeigen wir in Ausschnitt­en, wie gut jeder der vier Anbieter die markierten Bereiche druckt.
 ??  ?? Seid ihr alle da?
Unser Postbote hatte alle Hände voll zu tun: Pro Anbieter hatten wir einen Druck auf Alu-Dibond sowie eine Ausbelicht­ung geordert. Mal im Webshop, mal in der Smartphone-App.
Seid ihr alle da? Unser Postbote hatte alle Hände voll zu tun: Pro Anbieter hatten wir einen Druck auf Alu-Dibond sowie eine Ausbelicht­ung geordert. Mal im Webshop, mal in der Smartphone-App.
 ??  ?? Zauberkast­en
In den Online-Shops lassen sich die Bilder noch mit Effekten versehen. Für ernsthafte Wandbilder ist Effekthasc­herei aber eher weniger zu empfehlen.
Zauberkast­en In den Online-Shops lassen sich die Bilder noch mit Effekten versehen. Für ernsthafte Wandbilder ist Effekthasc­herei aber eher weniger zu empfehlen.
 ??  ?? Format-Wildwuchs
Jeder interpreti­ert das A4-Format ein wenig anders – man muss beim einen oder anderen Anbieter auch mal auf ein paar Zentimeter verzichten können.
Format-Wildwuchs Jeder interpreti­ert das A4-Format ein wenig anders – man muss beim einen oder anderen Anbieter auch mal auf ein paar Zentimeter verzichten können.
 ??  ?? Von wegen TIFF ...
Weder der Online-Shop auf der Website noch die Smartphone­App von Cewe akzeptiere­n TIFFs. Bei Cewe haben wir deswegen ein JPEG für den Test verwendet.
Von wegen TIFF ... Weder der Online-Shop auf der Website noch die Smartphone­App von Cewe akzeptiere­n TIFFs. Bei Cewe haben wir deswegen ein JPEG für den Test verwendet.
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Besser lässt man sogar von der Anpassung von Helligkeit & Co die Finger weg. Wer seine Bilder In Photoshop anständig vorbereite­t braucht das nicht.
Finetuning Besser lässt man sogar von der Anpassung von Helligkeit & Co die Finger weg. Wer seine Bilder In Photoshop anständig vorbereite­t braucht das nicht.
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Der Wettbewerb ist groß, und entspreche­nd gibt es fast immer irgendwelc­he Preisnachl­ässe oder Angebote, wenn man schnell bestellt.
Rabattschl­acht Der Wettbewerb ist groß, und entspreche­nd gibt es fast immer irgendwelc­he Preisnachl­ässe oder Angebote, wenn man schnell bestellt.
 ??  ?? Produktvie­lfalt
Alu-Dibond ist nicht immer Alu-Dibond: Im Whitewall-Shop hat man die Wahl zwischen verschiede­nen Druck- und Belichtung­svarianten.
Produktvie­lfalt Alu-Dibond ist nicht immer Alu-Dibond: Im Whitewall-Shop hat man die Wahl zwischen verschiede­nen Druck- und Belichtung­svarianten.

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