Zebra im Garten
Zebraspringspinne. Die Geschichte eines spontanen WildlifeMakros im Garten. Winzige Tiermotive gibt es immer und überall, man muss sie nur entdecken, – und wenn man Glück hat, zeigen die kleinen Darsteller interessante Verhaltensweisen vor der Kamera.
Glück muss der Fotograf haben, wie hier bei diesen Aufnahmen von der Zebraspringspinne (Salticus scenicus) auf Beutezug. Es gibt Verhaltensweisen, die man nur unter Realbedingungen draußen in der Natur studieren kann, zum Beispiel das Jagdverhalten dieser Minispinne (ca. 5 mm). Wenn man solche Motive ablichten will, kann man als ambitionierter Wildlife-Makrofotograf und -filmer schon mal stundenlang in der Pampa hocken und auf sein Glück warten. Und dann reicht‘s doch oft nur für ein Porträt, weil die Minis, wenn sie entdeckt wurden, nicht immer interessante Verhaltensweisen an den Tag legen. Meist sitzen sie dann nur rum.
Mich springt dieses Makromotiv quasi beim Frühstück an, in heimischer Umgebung, keine zwei Meter entfernt. Ein Tierdrama im Weidenbaum: Zufällig sehe ich, wie sich eine kleine gelbe Raupe am Seidenfaden abseilt. Sie landet auf dem nächsten Ast, und ich überlege gerade, wessen Larve sich da wohl an unserer Weide delektiert, als die kleine schwarz-weiße Spinne aus dem Hinterhalt auf die Raupe zuspringt und sie mit ihren Giftklauen in die Zange nimmt. Das Frühstück ist damit für mich gelaufen – wann sieht man schon „wild-live“, wie eine Zebraspringspinne eine Raupe verspeist? Schnell die Kamera und zwei Blitzgeräte herbeigeholt, beeile ich mich das Geschehen im Bild festzuhalten. Für den Stativaufbau mit Makroeinstellschiene bleibt keine Zeit, ich fotografiere aus der Hand und stütze mich dabei so gut es geht am Ast ab. Focus Stacking ist hier leider nicht möglich, weil die Spinne nicht stillhält, sondern mit ständig zittrigen Bewegungen die Raupe aussaugt und dann auch die leere Hülle restlos verzehrt. Und schon ist die Spinne wieder verschwunden.