Außenseiter
Sirui ist ein weniger geläufiger Name auf dem deutschen Markt. Wie das ST124-Superb-Travel-Carbon-Stativ zeigt, kann die Marke aber ohne Weiteres qualitativ ganz oben mitspielen. Das Stativ kostet 250 Euro, kommt jedoch ohne einen Kopf. Wir haben ein passendes Modell aus dem Sirui-Portfolio ausgewählt: Der A-10R-Kugelkopf kostet weitere 100 Euro. Damit würde das Set preislich vergleichbar auf einem ähnlichen Niveau wie Benro oder Manfrotto liegen. Der A-10R-Kugelkopf ist kompakt und sieht auf dem ST-124-Reisestativ nicht zu klobig aus. Ohne Kopf wiegt das Sirui-Stativ 1,2 kg. Mit dem A-10R kommt man auf knapp unter 1,6 kg – etwas schwerer als das Gitzo-Set, aber leichter als das von Manfrotto. Die maximale Traglast wird mit 12 kg angegeben. In der Praxis hat uns die Stabilität überzeugt: Die Sirui-Leistung war mit der von Gitzo vergleichbar und somit auch besser als die von Manfrotto.
Beim Transport misst das Stativ 48 cm. Da seine Beine nicht zur Mittelsäule hin klappbar sind, sind es ein paar Zentimeter mehr als bei Gitzo oder Manfrotto. In der Praxis dürfte dieser Unterschied aber weniger von Bedeutung sein. Geliefert wird das Stativ in einer hochwertigen Tragetasche, in die es auch zusammen mit dem Kugelkopf perfekt reinpasst.
Gute Drehverschlüsse
Die Beine haben vier Auszüge. Ummantelung aus Schaumstoff oder Gummi – Fehlanzeige, man will ja Gewicht sparen. Die Drehverschlüsse arbeiten mechanisch top – mit einer Handbewegung sind die Beine freigegeben oder wieder fixiert. Die CarbonBeine gleiten sehr weich, wie kugelgelagert. Das ist in der Regel gut, schließlich lässt sich die Beinlänge dann einfacher justieren, als wenn die Beine permanent klemmen. Doch bei einer schweren Ausrüstung muss man aufpassen, dass die Kamera nicht heruntersackt. Die Drehverschlüsse sind gegen das Eindringen von Staub und Wasser abgedichtet, ihre Gewinde sind weichlaufend.
Bei vollem Auszug beträgt die Arbeitshöhe gute 158 cm, mit der Mittelsäule unten sind es 133 cm. Damit kommt Sirui nicht ganz so hoch wie Gitzo oder Manfrotto. Die Mittelsäule ist dreiecksförmig und nicht um die eigene Achse drehbar – der Stativkopf sollte daher unbedingt eine Panoramaachse haben. Auch lässt sich die Mittelsäule nicht kopfüber umdrehen – zumindest nicht, ohne diese in Einzelteile zu zerlegen, was weder schnell noch ohne Werkzeuge geht. In der schlanken Stativbasis schaffte Sirui es noch, ein ¼- und ein 3/8-Zoll-Gewinde unterzubringen. Die Mittelsäule hat am unteren Ende einen abschraubbaren Haken für Gewichte.
Die Beine lassen drei Winkeleinstellungen zu: ca 22°, 52°, 85° – alle Stufen werden arretiert. Beim letzten Winkel beträgt die minimale Arbeitshöhe 36 cm – sehr bodennahe Aufnahmen sind damit nicht drin. Die Arretierung der Winkelstellung funktioniert wie bei Aoka über einen Schieberiegel: Dieser ist hier jedoch federunterstützt und muss nach außen gezogen werden, um das Bein zu verstellen. Eine einfache und zuverlässige Lösung. Die Riegel und auch die Fixierschraube für die Mittelsäule sind aus Aluminium gefertigt und in einem hellen Blau harteloxiert. Die Stativauflage ist abschraubbar: Sie hat zwei Konterschrauben für die zuverlässiger Fixierung des Kopfes und eine umwendbare Schraube mit 3/8- und ¼-Gewinde.
Starker Kugelkopf
Wir haben das Stativ zusammen mit dem A-10R-Kopf getestet. Ein ausführlicher Test des Kopfes folgt in einer der nächsten COLORFOTO-Ausgaben. Der A-10R hat sich als guter Begleiter gezeigt: Er arbeitet mit Zweifach-Panoramaachsen und zwei Wasserwaagen. Die Mechanik funktionierte präzise, die Friktion der Kugel ist gut kontrollierbar. Die Verarbeitung der Metallteile lag wie beim Stativ auf hohem Niveau. Der Kopf alleine ist übrigens für bis zu 20 kg ausgelegt.
Fazit
Das Sirui ST-124 überzeugt durch eine sehr hochwertige Verarbeitung mit Liebe für Details und gute Stabilität. Funktionalität, Stabilität und Gewicht sind mit dem Gitzo vergleichbar, trotz des geringeren Preises. Eine Schwäche ist das bodennahe Arbeiten. Wirklich großen Fotografen könnte die maximale Arbeitshöhe nicht ausreichen. Der Kopf muss extra bestellt werden.