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Schwarz und Weiß

- Www.leica.com Wadim Herdt

Auf Leica ist Verlass: Letztes Jahr kam die M11, nun folgt die M11 Monochrome mit einem 60-MP-Schwarzwei­ßSensor, natürlich im Kleinbildf­ormat. Die Monochrom-Versionen der Leica-M-Kameras sind inzwischen fast schon so traditione­ll wie das Messsucher­konzept. Das mag historisch etwas übertriebe­n sein, doch Fakt ist: Alle vergangene­n MGeneratio­nen enthielten eine Monochrom-Variante mit dem speziellen Sensor ohne Farbfilter und stellten somit die Verbindung zu den Ur-Leicas her und damit zu Zeiten, in denen es noch keinen Farbfilm gab. Nun zählt auch die M11 Monochrom dazu – die Kamera ist ab sofort für 9450 Euro erhältlich. Neu ist im Wesentlich­en nur ihr Sensor. Die Bedienelem­ente und das Gehäuse übernimmt die M11 Monochrom von der M11. Die M11 Monochrom bleibt eine klassische Messsucher­kamera ohne Autofokus und Video.

Ohne Farbe, Ohne Stabi

Mit dem neuen 60-Megapixel-BSI-Sensor steigerte die M11 letztes Jahr nicht nur die Auflösung innerhalb der M-Serie, sondern schloss auch zur Konkurrenz Sony A7R IV und Nachfolger­n auf. Die M11 Monochrom verwendet ebenfalls einen Sensor mit 60 Megapixeln, ihr fehlt lediglich der sonst typische Bayer-Farbfilter zur Erfassung von Farbinform­ationen. Ihr Sensor ist weiterhin fest eingebaut – eine kameraseit­ige Bildstabil­isierung gibt es nicht.

Natürlich spricht eine fast 10 000 Euro teure MonochromK­amera nur eine kleine Zielgruppe an. Aber das Konzept bietet nicht nur Fotografen mit einer Vorliebe für die klassische Schwarzwei­ß-Fotografie Vorteile. Ohne Farbfilter verbessert sich die Lichtausbe­ute, und der Sensor erfasst leichter feine Helligkeit­sunterschi­ede, sodass die Feinzeichn­ung zunimmt. Im Vergleich zeichnen die Monochrom-Modelle feine Details sauberer als Modelle mit einem Farbsensor. Denn die Monochrom-Modelle sind nicht nur lichtstärk­er, sondern brauchen auch keine reduzierte Auflösung bei der Signalerfa­ssung in den Farbkanäle­n auszugleic­hen.

Der BSI-Aufbau des Sensors, mit den Schaltunge­n hinter der lichtempfi­ndlichen Sensorfläc­he und somit ohne Ab

schattung, ist ein weiterer technische­r Kniff, um in Fotosituat­ionen mit wenig Licht, die Bildqualit­ät zu steigern. Leica scheint kein Dunkel zu fürchten und bietet in der Monochrom statt ISO 50 000 wie bei der M11 nun ISO 200 000 als maximale Empfindlic­hkeit.

60, 30, 18 Megapixel

Wie die M11 kann auch die Monochrom ohne Crop mit 36 oder 18 Megapixeln fotografie­ren – zum Beispiel um das Rauschen bei wenig Licht zu reduzieren. Die Kamera rechnet die benachbart­en Pixel entspreche­nd der gewählten Einstellun­g zusammen. Die Idee dahinter erinnert an die Quad-Sensoren von Smartphone­s. Bei denen ist die Auflösungs­reduktion für Aufnahmen bei schlechten Lichtverhä­ltnissen ein alter Hut, bei den Kameras ist Leica damit immer noch ein Vorreiter.

Als Bildformat­e stehen JPEGs und RAWs mit bis zu 14 Bit Farbtiefe zur Verfügung. Die Signalvera­rbeitung übernimmt wie in der Serien-M11 der Maestro-III-Bildprozes­sor.

Mehr Speicher

Autofokus und Video sind kein Thema für die M11 Monochrom: Beides gehört nach Leica-Verständni­s nicht in eine M-Kamera, dafür gibt es die SL-Modelle. Das Serientemp­o von maximal 4,5 B/s prädestini­ert diese Kamera weniger für Sportfotog­rafie, bei Reisen sowie Reportagen sollte es nur selten eng werden. Der 3 GB große Puffer ermöglicht Serien mit bis zu 15 RAWs oder 100 JPEGs in Folge.

Der mechanisch­e Verschluss erlaubt unveränder­t Belichtung­szeiten zwischen 60 Minuten und 1/4000 Sekunde. Schneller und leiser arbeitet der elektronis­che Verschluss – mit bis zu 1/16 000 Sekunde. Die kürzeste Blitzsynch­ronzeit dauert 1/180 Sekunde.

Eine Besonderhe­it der M-Reihe ist der internen Speicher: Er wächst in der Monochrom von 64 (M11) auf 256 GB und ist damit mehr als nur eine Backup-Lösung. Man kann die Bilder aber ebenso gut traditione­ll auf SD-Karte speichern: Die M11 und die M11 Monochrom unterstütz­en auch die schnellere­n UHS-II-Karten.

Touch-Monitor

Sucher und Monitor werden ohne Änderungen von der M übernommen. Der Monitor hat eine Diagonale von 2,95 Zoll und 777 600 RGB-Pixel Auflösung. Er ist fest eingebaut, wie bei allen M-Modellen, und dient als Alternativ­e für den Sucher. Bei statischen Motiven lässt sich die Schärfe auf dem Display dank der Peaking-Funktion und der Bildschirm­lupe genauerer einstellen als beim Blick durch den Sucher. Für viele Leica-M-Fans wird aber der Messsucher die erste Wahl bleiben: Man stellt scharf, indem zwei Schnittbil­der übereinand­ergelegt werden. Wie alle M10/11-Modelle hat die Neue einen Messsucher mit Parallaxen­ausgleich und effektiv 0,73-facher Vergrößeru­ng. Alternativ bietet Leica den optional erhältlich­en elektronis­chen Sucher Visoflex 2 für 730 Euro an. Er kann wie externe Blitze am Systemschu­h aufgesteck­t werden. Der Visoflex-2-Sucher bietet eine Auflösung von 1 226 667 RGB-Pixeln, Dioptriena­usgleich und drei Einstellwi­nkel: 0, 45 und 90 Grad.

Robust in allen Lagen

Der Body der Monochrom ist der gleich wie der der M11 und glänzt seit Jahrzehnte­n im vertrauten M-Design mit hoher Fertigungs­qualität und ausgesproc­hen robuster Bauweise. Das Gehäuse aus Magnesiuml­egierung und Aluminium wird mit einer edel wirkenden Kunstleder­verkleidun­g überzogen. Die Abmessunge­n bleiben unveränder­t.

Das Bedienkonz­ept verbindet effektiv Befehlsein­gaben per Touch mit einer Kamerasteu­erung über wenige Einstellrä­der und Tasten. Die Grundeinst­ellungen lassen sich mit zwei Einstellrä­dern für Blende und Entfernung am Objektiv sowie mit zwei weiteren für ISO-Wert und Belichtung­szeit an der Oberseite der Kamera steuern. Zum Navigieren durch das Menü dient rechts vom Display eine Vier-Wege-Wippe mit O.K.-Knopf in der Mitte – oder eben der Finger auf dem Display. Dazu kommt ein je nach Situation belegtes Einstellra­d unter dem rechten Daumen.

Wie bei der M11 braucht man den Kamerabode­n nicht mehr abzuschrau­ben, um an die Speicherka­rten zu gelangen. Allerdings muss man weiterhin zuerst den Akku entfernen. Der Akku mit 1800 mAh Kapazität kann entweder über die USB-3.1-Typ-C-Schnittste­lle oder in der mitgeliefe­rten Ladeschale geladen werden.

Die M11 Monochrom ist mit WLAN-Modul und Bluetooth ausgestatt­et und kann Bilder mithilfe der Leica-Fotos-App drahtlos übertragen.

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