Leserbriefe
Sehr geehrter Herr Lüttgens, in Ausgabe 3/2023 stolpere ich über einen drolligen Widerspruch, der mich zutiefst nachdenklich macht (...) auf den vorderen Seiten werden die aktuellen Hightech-Geräte lang und breit vorgestellt (im ‚günstigen Preissegment‘ von 3000 Euro), die mit derart vielen Features aufwarten, dass man dafür wohl eine Fachausbildung braucht.
Auf den hinteren Seiten, genau ab Seite 89, zeigen Sie Strandbilder von Sylt, geschossen mit einer Nikon D300. Exzellente Bilder mit satten Kontrasten, korrekten Farben und ausgezeichneter Schärfe. Eine D300 kann man bei Ebay derzeit für circa 100 Euro erwerben, was ich ein etwas günstigeres Preissegment nennen würde. Meine ernst gemeinte Frage an Sie: Wenn man tadellose und publikationswürdige Fotos mit einer D300 machen kann, wozu braucht es dann eine Nikon Z 7II?
Auf eine Antwort freut sich Ihr Hans Christian Schmidt-Banse, seit Jahr und Tag mit Nikon D7000 unterwegs
Prof. Dr. Hans Christian Schmidt-Banse
Lieber Herr Herdt, natürlich weiß ich, was sich in technischer Hinsicht seit der D300 alles getan hat, eine ganze Menge. Nicht zuletzt war der Sprung von der Spiegelreflex zur Spiegellosen ein gewaltiger. Dennoch frage ich mich selbstkritisch, welchen substanziellen (nicht technischen) Fortschritt man damit erreicht. Will sagen: Inwieweit die Qualität der Fotos einhergeht mit der Qualität des Equipments. Offensichtlich nur in bescheidenem Maße, wenn ich mir zum Beispiel die preiswürdigen Fotos im dpixx-Magazin anschaue und verblüfft feststelle, dass das eine oder andere mit einer D40 geschossen wurde.
Ich habe den unschönen Verdacht, die schwungvollen Berichte von technischen Aktualitäten nährt den menschlich verständlichen „Will-auch-haben“Impuls, weil Haben nun mal schöner ist als Brauchen und weil einen 60 MP schrecklich nervös machen, wenn man nur 45 unter der Haube hat. Danke für Ihre freundliche Antwort. … Herzlich Ihr
Hans Christian Schmidt-Banse
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Schmidt-Banse, vielen Dank für Ihren Leserbrief und die zu Recht nachdenkliche, aber auch nachdrückliche Fortsetzung in Ihrem zweiten Schreiben. Zwar relativiert ihr zweites Schreiben das erste ein Stück, es präzisiert das erste zugleich aber auch. Ich möchte auf beide antworten, da ich beide sehr interessant finde, insbesondere die Zuspitzung im ersten Schreiben.
Bei zwei Punkten möchten ich Ihnen zugleich zustimmen und widersprechen. Zum Einen: Gute Bilder macht die Fotografin oder der Fotograf, nicht die Kamera – da sind wir offenbar einer Meinung. Ob Bildgestaltung, das richtige Licht, das Gefühl für den entscheidenden Moment – immer ist der Fotograf gefragt. Allerdings leisten moderne Kameras mit ihrer Technik eine beachtliche Hilfestellung. Mit einer modernen Kamera ist es einfacher, ein gutes Bild aufzunehmen, als mit einer deutlich älteren. Für manche Bilder brauchte man in der Vergangenheit außerdem auch oft einfach mal Glück. Heute verschiebt die Technik die Grenzen des gut Steuerbaren ein Stück. Es liegt nun mehr in der Hand der Fotografin oder des Fotografen.
Mehr Auflösung und weniger Rauschen. Das hatten wir erwartet, aber nicht solch spektakuläre Unterschiede. Die damals sehr gute D300s von 2009 arbeitet mit 12 MP, die Z7 II von 2020 bietet 46 MP.
Zum Anderen: Der Unterschied zwischen 45 und 60 Megapixeln ist nicht sehr groß – das sehen wir wie Sie. Aber oft hat die neue Kamera außer einem neuen Sensor auch weitere verbesserte Ausstattungs details wie einen besseren Sucher, eine an dere Signalverarbeitung … Auch den Wunsch, seinem liebsten Hobby einfach mal etwas Neues zu spendieren, beurteile ich sehr positiv.
Zwischen einer D300s und deiner Z7II hat sich technisch zudem sehr viel getan. Unsere Beispielbilder zeigen den Unter schied hinsichtlich der Auflösung und des Bildrauschens. Gut gestaltete Bilder sind mit beiden Kameras möglich, aber die Z7 II ist das deutlich leistungsfähigere Werkzeug mit einer in diesem Vergleich relevant höheren Auflösung. Sie können zudem mit wesentlich höheren ISO Werten fotografieren, gewinnen also Spiel raum bei der Blende, bei Belichtungszeiten, in der Dämmerung. Sie können bei nach lassendem Licht länger auf das Stativ verzichten, um flexibel aus der Hand zu arbeiten. Zudem ist die Z7 II eingebunden in ein System mit Zukunft.
Unsere Vergleichsbilder zeigen Ausschnitte aus den Testbildern der Nikon D300s und der Nikon Z7 II. Die Testcharts selbst haben sich im Laufe der Jahre deutlich ge ändert, aber der abgedruckte Ausschnitt mit Gras und Steinen ist vergleichbar ge blieben. Von der Nikon D300s haben wir eine ISOReihe von ISO 200 bis 3200 auf unseren Servern gefunden. Von der Z7 II haben wir aktuelles Material von ISO 64 bis 6400.
Mit herzlichem Gruß
Ihre Redaktion
Hallo Redaktion, guten Tag. Ich fotografiere mit einer Nikon Z7. Da mir die Dateien zu groß sind, und ich die Ausschnittreserven des 45-Megapixel-Sensors nicht nutze, überlege ich, auf eine Nikon-APS-C-Z-Kamera umzusteigen. Videos sind dabei für mich nicht so wichtig. Neben einigen Vollformatobjektiven habe ich auch drei APS-C-Objektive.
Meine Frage ist: Kann ich nicht auch die Z7 im APS-C-Modus nutzen – ohne dabei auf Einstellungen und Funktionalität gegenüber APS-C-Versionen zu verzichten? Der Pixelpitch der Z7 (4,3) und der der Z50 (4,2) unterscheiden sich kaum.
Verändert sich zum Beispiel die Messcharakteristik der Z7 bei angesetzten APS-C- oderVollformat-Objektiven im APS-C-Modus? Gäbe es noch andere Einschränkungen oder Nachteile? Das etwas höhere Gewicht meiner Kamera im Vergleich zur Z50 zum Beispiel wäre für mich kein Problem. Den Wertverlust der Z7 beim Verkauf hätte ich dann nicht und bräuchte auch eine neue APS-C nicht zu finanzieren.
Was ist Ihre Meinung?
Mit freundlichen Grüßen
H.L. aus Osnabrück
Sehr geehrter Herr H.L.,
Mit der Nikon Z7 können Sie problemlos im APSCFormat fotografieren. Die Ka mera schaltet im Sucher automatisch auf das kleinere Format um, wenn Sie ein APSCObjektiv aufsetzen oder die Ka mera auf das kleinere Format einstellen. Der Sucher zeigt Ihr Motiv dabei voll flächig ohne Rahmen. Ersetzen Sie Ihre Nikon Z7 jedoch durch ein APSCModell, steht Ihnen in Zukunft ausschließlich das kleinere Format zur Verfügung. Nur wenn Sie bei der Nikon Z7 bleiben, können Sie weiterhin beide Formate flexibel einsetzen und wählen eben die CropLösung mit dem 1,5xFaktor als Ihre Standardeinstel lung. Wir raten Ihnen daher, die Z7 zu behalten.
Den zweiten Teil Ihrer Frage können wir leider nicht eindeutig für alle denkbaren Kombinationen beantworten: Wenn Sie mit der Z7 Aufnahmen im APSCFormat (Nikon DXFormat) machen, bleiben Ihre KBObjektive (Nikon FXFormat) natür lich einsetzbar. Nur der Bildwinkel ändert sich. Bei KleinbildObjektiven werden die Randbereiche des Sensors nun nicht mehr für die Aufnahme genutzt, aber sie sie blei ben im Bildkreis des Objektivs. Setzen Sie dagegen ein reines APSCObjektiv auf, gilt dies so nicht. Wir haben allerdings kei nen Hinweis gefunden, dass die Nikon mit einem APSCObjektiv anders arbeitet als mit einem KBObjektiv plus reduziertem Bildfeld. Da wir nicht für alle Kombinati onen Material in der Redaktion haben, haben wir sowohl mit Nikon gesprochen als auch selbst Einstellungen durchge schaut:
Stellen Sie eine Z7 II auf APSC um, ver ringert sich die vom Autofokus genutzte Fläche im Verhältnis KB zu APSC. Es findet also auch mit KBObjektiven keine Messung außerhalb der APSCFläche auf dem Sensor statt, wenn die Kamera auf APSC steht. Das Nadelspitzenmessfeld wird etwas größer.
Bei der Belichtungssteuerung bleiben im APSCModus alle bisherigen Belich tungsmesssysteme erhalten. Die Spotbe lichtungsmessung ist weiterhin mit dem AFMessfeld gekoppelt. Im Fall der auto matischen AFMessfeldwahl durch die Kamera findet die Spotbelichtungsmes sung ebenfalls immer in der Bildmitte statt – hier arbeitet die Nikon Z7 II im APSC Modus wie im KBModus
Mit herzlichem Gruß
Ihre Redaktion