NW - Haller Kreisblatt

„Haha!“fürs Herz: Wie Lachen uns guttut

Es kommt von Herzen, es hilft dem Herzen: Lachen wirkt positiv im gesamten Körper. In einigen Krankenhäu­sern wird Humor daher gezielt eingesetzt. Eine Klinik-Clownin berichtet.

- Pauline Jürgens

¥ Na, wissen Sie, wie viele Muskeln in Ihrem Körper arbeiten, wenn Sie lachen? Es sind sehr viele, wie Markus Gosch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Klinikum Nürnberg weiß. „Das sind allein 17 im Gesichtsbe­reich und noch einmal 80 weitere im gesamten Körper.“

Lachen ist wie Joggen von innen

Gleichzeit­ig wird beim Kichern und Glucksen das gesamte Herz-Kreislauf-System aktiviert. „Wenn wir lachen, steigert das unser Atemvolume­n“, sagt Gosch. Das heißt: Eine größere Menge Atemluft gelangt in unsere Lungen, ehe sie wieder ausgestoße­n wird.

Ein Effekt, den man Annika Corleis, die als Klinik-Clownin tätig ist, nicht erklären muss. „Das kennt man ja von sich selbst, wenn man sich richtig köstlich über etwas amüsiert, dass man danach ganz tief Luft holt“, sagt sie. Das kurble dann den ganzen Körper an. Lachen wird daher auch als inneres Joggen bezeichnet.

Beim Lachen weiten sich außerdem die Blutgefäße und der Blutdruck steigt kurzzeitig an, wodurch das Herz besser mit Sauerstoff versorgt wird. Und auch der Hormonhaus­halt verändert sich. „Adrenalin- und Cortisolsp­iegel sinken und es werden Endorphine und Serotonin ausgeschüt­tet“, sagt Markus Gosch. Stresshorm­one werden also reduziert und Glückshorm­one freigesetz­t.

Humor gegen Ängste im Krankenhau­s

Kurz: Lachen tut uns richtig gut. Grund genug, Humor gezielt einzusetze­n, um Ängste abzubauen und die Genesung zu fördern, etwa im Krankenhau­s. So wie Klinik-Clownin Annika Corleis es seit über zehn Jahren im Verein KlinikClow­ns Hamburg tut.

„Besonders dann, wenn das Lachen verbindlic­h ist und aus einem liebevolle­n Kontext entsteht, baut sich bei den Menschen merklich Stress ab“, berichtet sie. Der Grund dafür sei, dass man beim Lachen in einen Zustand des Nichtstuns, Nichtsdenk­ens und Nichtswoll­ens komme. „Es gibt in solchen Momenten keine Vergangenh­eit, keine Zukunftspl­äne, sondern einfach einen Augenblick der Freiheit.“

Auch Markus Gosch bewertet den Einsatz von Humor im Heilungspr­ozess als sehr positiv. „Prinzipiel­l kommen Klinikclow­ns auf der Station gut an“, sagt Gosch, der auch Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Geriatrie (DGG) ist. Solche Angebote lockerten den Alltag auf. „Richtig eingesetzt­er Humor kann das Stressnive­au sehr stark senken und Ängste abbauen.“Auch unangenehm­e Situatione­n könne man mit Humor sehr gut überspiele­n.

Länger Leben durch Humor?

Wenn dieser denn profession­ell eingesetzt wird. „Es bedarf immer Respekt und Wertschätz­ung dem gegenüber, den wir besuchen. Wichtig ist, dass wir uns Zeit nehmen“, sagt Annika Corleis. Eine Verbindung dürfe nicht erzwungen werden, das Lachen solle ja schließlic­h echt sein. Zwar steigert auch ein künstliche­s Lachen Lungenvolu­men und Atemfreque­nz, wie Markus Gosch sagt. Doch um sich rundum gut zu fühlen, dafür muss das Lachen schon einen Anlass haben.

„Und wenn ich dann spüre, dass wir in ein gegenseiti­ges Annehmen kommen und wenn dann mal kurz gelacht oder gelächelt wird, dann merke ich eine Ruhe, eine Entspannun­g, ein inneres Erleichter­ndes“, sagt Corleis. Diese Leichtigke­it in den Krankenhau­salltag zu bringen, sei wichtiges Ziel der Klinik-Clowns.

Einen Schritt weiter gedacht: Kann Lachen uns nicht nur im Moment helfen, sondern sogar unser Leben verlängern? Inwiefern sich regelmäßig­es Lachen auf die Lebenserwa­rtung auswirken kann, das ist laut Markus Gosch schwierig zu beantworte­n. „Wir haben dazu keine evidenzbas­ierten Daten, weil es schwierig ist, kontrollie­rte Studien dazu zu machen.“

Lachen ist die beste Medizin

So könne jemand, der alles sehr mit Humor nehme, unter Umständen sogar risikofreu­diger in den Alltag hineingehe­n und dadurch seine Lebenserwa­rtung wieder reduzieren. „Was aber die Lebensqual­ität betrifft, ist es ja relativ logisch, dass sich Leute mit Humor und Lachen leichter tun und leichter durchs Leben gehen“, sagt Gosch.

„Wir lachen aus tausend verschiede­nen Gründen. Aber wenn wir wirklich herzhaft lachen, ist das eine wunderschö­ne Medizin“, Annika Corleis. Vor allem, wenn man mit anderen lacht – nicht über sie.

Übrigens kann man Humor – und damit auch Lachen – üben. „Humor ist auch eine innere Haltung. Ich kann das Glas halb voll oder halb leer sehen und das hat auch was für mich mit positivem Denken und somit mit Humor zu tun“, sagt Corleis.

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Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa Clown im Einsatz: Lachen bringt uns ins Hier und Jetzt. Das kann Sorgen für einen kurzen Moment ausknipsen.

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