NW - Haller Kreisblatt

Koalition der Kompromiss­e

- Thomas Seim thomas.seim @ihr-kommentar.de Titelseite

Diese Bilanz der AmpelKrise­ngespräche war nicht so ohne Weiteres zu erwarten. Sie ist koalitionä­r, wenn man so sagen darf: 1. Es gibt keine sozialen Einschnitt­e, der SPD-Kanzler hält seine Zusage vom sozialdemo­kratischen Parteitag des vergangene­n Wochenende­s ein. 2. Der KTF – der Klimatrans­formations­fonds – wird erheblich gekürzt, Investitio­nen dafür aber finanziert der grüne VizeKanzle­r über eine CO2-Abgabe aus Zeiten der Großen Koalition. 3. Die Schuldenbr­emse kann der FDP-Finanzmini­ster einhalten, eine Notlage wird nicht erklärt.

Alles ok also? Da wird man noch über manches Detail reden und alles genau prüfen müssen. Was die Prüfung von zielgenaue­r Ausrichtun­g der Fördermaßn­ahmen aus dem Arbeitsmin­isterium bedeutet, das werden die Sozialpoli­tiker, nicht nur der SPD, sich noch sehr genau anschauen.

Dass die Vorschläge die tiefsten Einschnitt­e im Klimafonds auflisten, wird die Grünen nicht freuen. Dort wird kritisch angeschaut werden, ob die Gegenfinan­zierung durch die Rückkehr der alten CO2-Abgabe der Großen Koalition als politische­r Preis ausreicht. Schließlic­h kann die FDP für sich reklamiere­n, dass die Schuldenbr­emse eingehalte­n wird. Aber auch dort wird sicher noch einmal diskutiert werden, dass es Ausnahmen für die Flutkatast­rophen-Hilfe im

Westen geben soll und die CO2-Abgabe eine Art Steuererhö­hung bedeutet. Dazu kommt das Sonderthem­a Ukraine. Dort wird die Aussetzung der Schuldenre­gel offengehal­ten, falls sich die Lage dort bedrohlich ändert.

Es wird sicher noch grundsätzl­icheren Streit darüber geben, insbesonde­re mit der CDU/CSU-Opposition. Aber leicht wird die Argumentat­ion der Union in Sachen Flut und Ukraine kaum werden.

Jedenfalls aber lässt sich für das Ergebnis der nächtliche­n Koalitions­verhandlun­gen festhalten: Die Ampel ist handlungsf­ähig. Das gilt auch für Krisenlage­n. Und sie kann offensicht­lich Lösungen präsentier­en, die jedenfalls für die Opposition überrasche­nde Angebote enthält. Insoweit haben Kanzler, Vize-Kanzler und Finanzmini­ster geliefert. Nun wird man sehr genau darauf achten müssen, wie die Parteien und Fraktionen in Regierung und Opposition mit diesen Vorschläge­n umgehen werden.

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