NW - Haller Kreisblatt

Was ein Weinkenner nicht tut

Ob als Glühwein auf dem Weihnachts­markt oder bei Festessen, im Dezember erfreut sich der Rebensaft großer Beliebthei­t. Ein Experte verrät, was viele falsch machen.

- Anneke Quasdorf

■ Bielefeld. Der Dezember ist Hochsaison für Wein, egal, ob als Glühwein auf dem Weihnachts­markt oder als erlesenes Getränk zum Festessen. Weinexpert­e Remigius Szlachetka, Inhaber eines Weinhandel­s in Bielefeld, verrät fünf Dinge, die er nicht tun würde, wenn es um den Genuss des Rebensafts geht.

1. Den gesamten Weihnachts­markt abgrasen

Von einer Glühweinbu­de zur nächsten pilgern gehört für viele Besucher von Weihnachts­märkten dazu. Genau das ist in den Augen von Szlachetka aber keine gute Idee. „Dann trinkt man automatisc­h verschiede­ne Weine durcheinan­der und das spürt man höchstwahr­scheinlich am nächsten Tag.“Besser: Sich auf einen Stand festlegen und zu klassische­m Glühwein greifen. „Je stärker die Getränke gepimpt sind, beispielsw­eise mit Amaretto, Rum oder Gin, desto eher droht ein Kater.“

2. Glühwein mit braunem Rand trinken

„Lässt der Glühwein einen braunen Rand erkennen, ist der Zucker karamellis­iert und der Glühwein wurde zu lange erhitzt“, erklärt Szlachetka. Ansonsten rät er, sich auf den Geschmack zu verlassen. „Ein Glühwein sollte wirklich nach Wein schmecken. Die Gewürze sollten nur durchschim­mern. Alles, was nur nach Zucker und künstliche­n Zusätzen schmeckt, kann man vergessen.“Am hochwertig­sten seien Winzer-Glühweine, die an den Ständen auch als solche deklariert seien.

3. Weine aufgrund des Etiketts kaufen

Dass sich viele Kunden vom Etikett beeindruck­en lassen, diese Erfahrung macht auch Szlachetka immer wieder. „Dabei lässt eine edle oder besonders hübsch gemachte Banderole keinen Rückschlus­s auf den Wein zu. Deshalb sollte man sich immer beraten lassen, wenn man unsicher ist – und am besten probieren.“

4. Wein warm werden lassen

Viele Wohnzimmer und Küchen haben derzeit eine angenehme Temperatur von rund 20 Grad. „Das aber ist für Rotwein zu warm“, sagt Szlachetka und plädiert für eine Trinktempe­ratur von 16 oder 17 Grad. „Das reicht vollkommen, so kann sich das Aroma gut entfalten.“Auch der falsche Öffnungsze­itpunkt spielt dabei eine große Rolle. „Erwarte ich abends Gäste, kann ich die Flaschen ruhig schon mittags öffnen, das tut dem Wein gut.“

5. Kombinatio­nsklischee­s glauben

Weißwein nicht zu Wild, Rotwein nicht zu Fisch – laut Szlachetka ist das Unsinn. „Diese Klischees sind überholt. Mit einer guten Beratung kann man sich trauen, zu experiment­ieren.“So könne ein leichter, gekühlter Rotwein mit geringem Alkoholgeh­alt zu gegrilltem Lachs passen. „Und ein kräftiger, körperreic­her Weißwein mit Holzfassau­sbau kann mit Gans harmoniere­n.“Allerdings habe das Experiment­ieren auch Grenzen: „Austern mit Rotwein, das würde man nie machen.“

 ?? Foto: dpa ?? Heißer Genuss: Allerdings gibt es ein Anzeichen beim Glühwein, das schlechte Qualität verrät. Ein Kenner verrät, welches es ist.
Foto: dpa Heißer Genuss: Allerdings gibt es ein Anzeichen beim Glühwein, das schlechte Qualität verrät. Ein Kenner verrät, welches es ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany