„Reichsbürger“-Gruppe veranstaltet Seminar in OWL
Anhänger des „Königreichs Deutschland“wollen für den Fantasiestaat werben. Es bilden sich erste, sektenähnliche Strukturen.
■ Bielefeld/Gütersloh. Anhänger der bekannten „Reichsbürger“-Gruppe „Königreich Deutschland“(KRD) wollen erneut ein Seminar in Ostwestfalen veranstalten. Es soll Ende Januar in einem Radius von zehn Kilometern um Gütersloh stattfinden. Über die genaue Örtlichkeit, laut Einladung im „Raum Bielefeld“, werden Teilnehmer erst nach Anmeldung samt Zahlung informiert – wahrscheinlich, um unerwünschte Gäste fernzuhalten.
Organisiert wird das Seminar, in dem es offenbar um angebliche Vorteile des Fantasiestaates „Königreich Deutschland“gehen soll, von dem Projekt „Leucht-Turm“. Dabei handelt es sich nach Recherchen dieser Redaktion um eine KRD-Ortsgruppe, die in NRW und Westdeutschland Strukturen des „Königreichs“aufbauen will. Die Führungsfiguren
kommen aus dem Raum Düsseldorf sowie der Region Münster/Osnabrück.
Das KRD wird durch den Verfassungsschutz beobachtet und zu den sogenannten „Reichsbürgern“gezählt – wenngleich die Anhänger nicht die Existenz der Bundesrepublik Deutschland leugnen, sondern ihren eigenen Fantasiestaat aufbauen. Selbsternanntes Oberhaupt dieses „Staates“ist der gelernte Koch und Esoteriker Peter Fitzek.
Er und seine Anhänger verfügen über mehrere Immobilien, in denen das KRD agiert – vor allem in Ostdeutschland, die Zentrale liegt in der Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Der Fantasiestaat besitzt eine eigene Verfassung, eigenes Geld und bis zuletzt eine eigene Versicherung. Gegen letztere gab es erst vor wenigen Wochen Razzien. Experten warnen vor dem hohen Zulauf und weisen auf sektenähnliche Strukturen der
„Reichsbürger“-Gruppe hin.
In der Vergangenheit hat die Gruppe bereits zwei Veranstaltungen im Raum Bielefeld beworben – im August und September. Ein Foto, das wahrscheinlich bei der Veranstaltung im August aufgenommen wurde, zeigt etwa 40 Teilnehmer, darunter zwei Kinder. Ein Sprecher des NRWVerfassungsschutzes
betonte bereits vor Monaten gegenüber dieser Redaktion: Mit seinen Veranstaltungen versuche das KRD insbesondere Menschen zu ködern, die eine Skepsis gegenüber dem politischen und wirtschaftlichen System hegen sowie offen für Verschwörungsmythen sind. „Gelegentlich verbreitet das KRD auch antisemitische Verschwörungsnarrative“, so der Sprecher. Beim KRD gehe es derweil um einen „Systemausstieg“, statt um – möglicherweise gewalttätige – Umsturzpläne. Das KRD hat eigenen Angaben zufolge mehr als 5.000 „Staatsangehörige“.
Zudem gibt es zumindest in sozialen Medien Gruppen, die sich nach Bundesländern aufteilen. Darin wird auch von regionalen Zusammenschlüssen gesprochen, nach Recherchen dieser Redaktion gibt es einen auch in Ostwestfalen-Lippe.
Anhänger kommen demnach etwa aus Bielefeld, Paderborn und Detmold, laut eigenen Angaben gab es bereits Treffen in der Region. Darüber hinaus hat sich ein Kleinunternehmen im Kreis Lippe gegründet, das der Inhaber als Teil der KRD-Strukturen sieht und sich dabei offenbar an Fantasiegesetze von Fitzek und seinen Anhängern hält.