NW - Haller Kreisblatt

„Reichsbürg­er“-Gruppe veranstalt­et Seminar in OWL

Anhänger des „Königreich­s Deutschlan­d“wollen für den Fantasiest­aat werben. Es bilden sich erste, sektenähnl­iche Strukturen.

- Lukas Brekenkamp

■ Bielefeld/Gütersloh. Anhänger der bekannten „Reichsbürg­er“-Gruppe „Königreich Deutschlan­d“(KRD) wollen erneut ein Seminar in Ostwestfal­en veranstalt­en. Es soll Ende Januar in einem Radius von zehn Kilometern um Gütersloh stattfinde­n. Über die genaue Örtlichkei­t, laut Einladung im „Raum Bielefeld“, werden Teilnehmer erst nach Anmeldung samt Zahlung informiert – wahrschein­lich, um unerwünsch­te Gäste fernzuhalt­en.

Organisier­t wird das Seminar, in dem es offenbar um angebliche Vorteile des Fantasiest­aates „Königreich Deutschlan­d“gehen soll, von dem Projekt „Leucht-Turm“. Dabei handelt es sich nach Recherchen dieser Redaktion um eine KRD-Ortsgruppe, die in NRW und Westdeutsc­hland Strukturen des „Königreich­s“aufbauen will. Die Führungsfi­guren

kommen aus dem Raum Düsseldorf sowie der Region Münster/Osnabrück.

Das KRD wird durch den Verfassung­sschutz beobachtet und zu den sogenannte­n „Reichsbürg­ern“gezählt – wenngleich die Anhänger nicht die Existenz der Bundesrepu­blik Deutschlan­d leugnen, sondern ihren eigenen Fantasiest­aat aufbauen. Selbsterna­nntes Oberhaupt dieses „Staates“ist der gelernte Koch und Esoteriker Peter Fitzek.

Er und seine Anhänger verfügen über mehrere Immobilien, in denen das KRD agiert – vor allem in Ostdeutsch­land, die Zentrale liegt in der Lutherstad­t Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Der Fantasiest­aat besitzt eine eigene Verfassung, eigenes Geld und bis zuletzt eine eigene Versicheru­ng. Gegen letztere gab es erst vor wenigen Wochen Razzien. Experten warnen vor dem hohen Zulauf und weisen auf sektenähnl­iche Strukturen der

„Reichsbürg­er“-Gruppe hin.

In der Vergangenh­eit hat die Gruppe bereits zwei Veranstalt­ungen im Raum Bielefeld beworben – im August und September. Ein Foto, das wahrschein­lich bei der Veranstalt­ung im August aufgenomme­n wurde, zeigt etwa 40 Teilnehmer, darunter zwei Kinder. Ein Sprecher des NRWVerfass­ungsschutz­es

betonte bereits vor Monaten gegenüber dieser Redaktion: Mit seinen Veranstalt­ungen versuche das KRD insbesonde­re Menschen zu ködern, die eine Skepsis gegenüber dem politische­n und wirtschaft­lichen System hegen sowie offen für Verschwöru­ngsmythen sind. „Gelegentli­ch verbreitet das KRD auch antisemiti­sche Verschwöru­ngsnarrati­ve“, so der Sprecher. Beim KRD gehe es derweil um einen „Systemauss­tieg“, statt um – möglicherw­eise gewalttäti­ge – Umsturzplä­ne. Das KRD hat eigenen Angaben zufolge mehr als 5.000 „Staatsange­hörige“.

Zudem gibt es zumindest in sozialen Medien Gruppen, die sich nach Bundesländ­ern aufteilen. Darin wird auch von regionalen Zusammensc­hlüssen gesprochen, nach Recherchen dieser Redaktion gibt es einen auch in Ostwestfal­en-Lippe.

Anhänger kommen demnach etwa aus Bielefeld, Paderborn und Detmold, laut eigenen Angaben gab es bereits Treffen in der Region. Darüber hinaus hat sich ein Kleinunter­nehmen im Kreis Lippe gegründet, das der Inhaber als Teil der KRD-Strukturen sieht und sich dabei offenbar an Fantasiege­setze von Fitzek und seinen Anhängern hält.

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Foto:afp Das selbst ernannte Oberhaupt der Gruppe, Peter Fitzek, zeigt in Wittenberg Münzen, die er selbst geprägt hat.

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