Comeback nach langem Leidensweg
Fast ein halbes Jahr kann Kampfsportlerin Tanja Huth nicht richtig trainieren. Eine BlinddarmOperation setzt sie außer Gefecht. Jetzt kehrt sie bei einem Großevent in den Ring zurück.
Versmold. Tanja Huth ist froh, dass das Jahr 2023 in wenigen Tagen vorbei ist. Viel Gutes hatte das für die Kampfsportlerin aus Versmold nämlich nicht zu bieten. Im Februar setzte sie wie berichtet eine Blinddarm-Operation außer Gefecht. Fast sechs Monate konnte sie nach dem vermeintlichen Routineeingriff nicht richtig trainieren. Zwischendurch hinterfragte sie sogar ihre Karriere – verwarf alle Gedanken ans Aufhören aber schnell. Stattdessen feiert die 38-Jährige jetzt ihr Comeback im Ring: bei einem Großevent in Gelsenkirchen.
Am 16. Dezember kämpft Huth bei der German MMA Championship (GMC). Für die 36. Auflage der beliebten Kampfsportserie im Ruhrgebiet sind bislang mehr als 1.000 Tickets verkauft. Die Versmolderin trifft in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm auf die Münchnerin Franziska Chwalisz. Die wartet – wie Huth im übrigen auch – noch auf ihren ersten Sieg auf der MMA-Profi-Bühne. „Die Vorzeichen sind also klar“, sagt das 1,64 Meter große Kraftpaket aus der Fleischstadt vor dem Duell: „Beide wollen ihren Negativlauf endlich beenden.“
Huth fühle sich gut vorbereitet – obwohl sie ihren Körper erst seit August wieder voll belasten darf. „Ich hab in den vergangenen Monaten richtig durchgezogen“, sagt sie. Oft gönnte sie sich nur an Sonntagen eine Pause. Etwa acht Kilogramm hat sie deshalb seit dem Frühsommer verloren. „So schnell, wie die Pfunde nach der Operation drauf waren, waren sie auch wieder runter“, sagt die Käfigkämpferin.
Auch an ihrer Technik habe sie zuletzt gefeilt. „Da habe ich im Vergleich zu meinem letzten Kampf im Februar ordentlich zugelegt“, behauptet Huth. Obwohl es ihr schwergefallen sei, so lange untätig herumzusitzen, kann sie der Zwangspause auch etwas Positives abgewinnen: „Mental hat mich die ganze Geschichte vorangebracht“, meint sie: „Ich hab gelernt, geduldiger zu sein.“
Viel Halt und Zuspruch hat sie während ihrer Leidenszeit von ihrer Familie erfahren. Auch ihr Trainer Jens Schniedenharn vom COMA Gym, ihre Teamkolleginnen und Teamkollegen, sowie ihre Chefin und Kolleginnen und Kollegen am Behrenshof in Versmold, wo Huth als Pferdepflegerin arbeitet, standen ihr bei. „Nicht nur einmal habe ich mich gefragt, ob ich noch einmal dahin zurückkomme, wo ich war“, gibt sie zu. „Da ist es schön, dass ich Leute um mich herum hatte, die mir Mut zusprachen.“
Huth wechselte 2021 vom Kickboxen zu Mixed Martial Arts, das in der Szene gemeinhin als die Königsdisziplin des Kampfsports bezeichnet wird.
Zuvor hatte sie als Kickboxerin viele Erfolge gefeiert. Innerhalb weniger Monate sicherte sich Huth die Gürtel als deutsche Meisterin und als Europa- und Weltmeisterin in ihrem Verband. Vor knapp zwei Jahren bestritt sie ihren ersten MMA-Kampf auf Profiniveau – mittlerweile steht sie bei vier. Der fünfte könnte doch noch zu einem versöhnlichen Jahresende führen.
Familie und Freunde spenden Trost in Leidenszeit