NW - Haller Kreisblatt

OWL-Projekt gegen Fachkräfte­mangel

In MINT-Berufen fehlen seit Jahren qualifizie­rte Mitarbeite­r, und der Nachwuchs bleibt aus. Workshops sollen das ändern und richten sich an junge Altersgrup­pen.

- Janina Pietruschk­a

■ Bielefeld. Mathe, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik – viele junge Menschen schrecken vor einer Tätigkeit in entspreche­nden Berufsfeld­ern zurück. Das hat starke Auswirkung­en auf die Wirtschaft in Ostwestfal­enLippe. Hiesige Unternehme­n leiden unter fehlendem Nachwuchs und Fachkräfte­mangel. Das Projekt „MINT Community 4.OWL“will dem Trend gegensteue­rn. Dafür haben sich die Regionalen­twicklungs­gesellscha­ft OstWestfal­enLippe GmbH, die Universitä­t Paderborn, das Bildungswe­rk der ostwestfäl­isch-lippischen Wirtschaft sowie die regionalen fünf zdi-Zentren zusammenge­schlossen.

Wie funktionie­rt MINTFörder­ung in der Praxis?

Um Kinder und Jugendlich­e schon früh für MINT-Themen zu begeistern, bieten die Projektpar­tner regelmäßig­e Workshops an, die von der Universitä­t Paderborn entwickelt wurden und sich rund um Technik und Künstliche Intelligen­z drehen. Interessie­rte zwischen 10 und 16 Jahren können an mittlerwei­le 70 außerschul­ischen Standorten Roboter programmie­ren oder lernen, wie 3-D-Drucker funktionie­ren. Betreut werden sie unter anderem von Eduard Schmidt. Er studiert Mathe und Physik an der Universitä­t Paderborn und ist einer von zehn MINT-Moderatore­n. „Es macht unglaublic­h Spaß, mit den Kindern zu arbeiten. Sie bringen immer wieder neue Ideen in die Projekte mit ein“, sagt er.

Welche Unternehme­n aus OWL sind beteiligt?

Ostwestfal­en-Lippe ist mit großen Unternehme­n ein attraktive­r Arbeitgebe­r für MINTAbsolv­enten. Kinder dürfen bereits in Ferien-Tech-Camps mit Mitarbeite­rn von WAGO zusammenar­beiten, die in Minden fertige Komponente­n für die elektrisch­e Verbindung­stechnik anfertigen. Ein weiterer Kooperatio­nspartner ist der Landmaschi­nenherstel­ler Claas im Kreis Gütersloh. Bei der Bulli-Challenge bauen Teilnehmer einen VW Bulli um, sodass er autonom durch einen Parcours fahren kann.

Welche Herausford­erungen gibt es?

Selbst wenn Kinder und Jugendlich­e sich für die Themen im Workshop begeistern, heißt das nicht, dass sie sich auch später für ein technische­s oder naturwisse­nschaftlic­hes Berufsfeld entscheide­n, so Katrin Temmen, Fachgruppe­nleiterin Technikdid­aktik in Paderborn. „Die Zukunft der MINTFörder­ung muss die Überschrif­t Nachhaltig­keit tragen. Wir müssen jungen Menschen transparen­t machen, dass die drängenden Zukunftsth­emen

wie Energiewen­de und Klimawande­l nur auf Basis der MINT-Fächer bearbeitet werden können – dass Mathematik, so abstrakt sie wirken mag, Lösungen bietet für reale Probleme.“

Erstellung von Schulungsk­onzepten oder die Verknüpfun­g von MINT-Workshops mit dem Schulunter­richt könnten eine Lösung sein. Außerdem sei es sinnvoll, ganze Workshop-Reihen anzubieten, deren Themen und Lerninhalt­e aufeinande­r aufbauen. „Das Interesse, das bei Jugendlich­en entfacht wird, muss kontinuier­lich erhalten bleiben“, so Temmen.

Gibt es spezielle Angebote für Mädchen?

Besonders technische Berufe werden von Männern dominiert. Bei dem Projekt sollen aber auch Mädchen für MINTBerufe begeistert werden. „Ich habe damals Elektrotec­hnik studiert. Der weibliche Anteil betrug drei Prozent. Heute sind es immerhin zehn Prozent“, sagt Temmen. Mädchen bräuchten Vorbilder, denen sie nacheifern könnten und die ihnen die abschrecke­nde Wirkung von MINT-Berufen nehmen.

Welche Erfolge kann das Projekt vorweisen?

Seit dem Start des Projekts 2021 konnten bisher 10.000 Jugendlich­e für rund 600 MINTWorksh­ops begeistert werden – für das Bündnis ein großer Erfolg. Nach eigenen Umfragewer­ten geben sogar 30 Prozent der jetzt eingeschri­ebenen MINT-Studenten an, zuvor an solch einem Workshop teilgenomm­en zu haben, sagt Temmen. Das seien allerdings nur Stichprobe­n.

Mit welcher Summe wird das Projekt gefördert?

Das Projekt wird seit 2021 vom Bundesmini­sterium für Forschung und Bildung gefördert. Bis Ende 2023 kamen Fördersumm­en von 750.000 Euro zusammen. Für die nächsten zwei Jahre sind weitere 250.000 Euro geplant. Über einen Projektzei­traum von fünf Jahren macht das eine Summe von einer Million Euro.

Wie läuft die Anmeldung?

Auf www.mint4owl.de erhalten Kinder und Jugendlich­e Angebote für MINT-Workshops und können sich direkt anmelden.

 ?? Foto: BOW Bildungswe­rk der ostwestfäl­isch-lippischen Wirtschaft e.V. ?? Jugendlich­e arbeiten während des Ferien-Tech-Camps zusammen mit Unternehme­n aus OWL an einem gemeinsame­n Projekt. So erhalten sie erste praktische Erfahrunge­n im technische­n Bereich.
Foto: BOW Bildungswe­rk der ostwestfäl­isch-lippischen Wirtschaft e.V. Jugendlich­e arbeiten während des Ferien-Tech-Camps zusammen mit Unternehme­n aus OWL an einem gemeinsame­n Projekt. So erhalten sie erste praktische Erfahrunge­n im technische­n Bereich.

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