Schon wieder Ärger mit Greenfiber
Die Leerrohre liegen seit einem Jahr im Boden, längst hätte Alexander Fillers einen Glasfaseranschluss haben sollen. Stattdessen kämpft er weiter mit einer langsamen Kupferleitung. Wie kann das sein?
■ Werther. Allmählich verliert Alexander Fillers die Übersicht, wie viele Bautrupps in den vergangenen Monaten vor seiner Haustür am Werk waren. Ist im Grunde auch zweitrangig. Entscheidend ist, dass er noch immer kein schnelles Internet hat. Obwohl bereits seit Anfang des Jahres die Leerrohre für einen Glasfaseranschluss im Boden liegen, doktern die Techniker nach wie vor vergebens daran herum, die schnelle Datenautobahn an den Start zu bekommen. „Inzwischen nervt’s“, sagt Fillers.
Der Wertheraner wohnt mit seiner Familie im Außenbereich der Stadt am Kerkenbrock. Im gleichen Haus befindet sich sein Ingenieurbüro, für dessen reibungslosen Betrieb er einen schnelleren Anschluss dringend gebrauchen könnte.
„Im Grunde sind wir froh, dass es mit der alten Kupferleitung überhaupt funktioniert“, sagt Fillers. Manchmal sei er sogar verblüfft, was mit der „schnarchlangsamen Leitung“alles ginge. Dass Videokonferenzen immer mal wieder abbrechen, die Sprachqualität zu wünschen übrig lässt und das Versenden von Daten auch mal eine Viertelstunde oder länger dauern kann, daran hat er sich schon gewöhnt. „Irgendwann kommen die Sachen ja an. Aber ärgerlich ist es trotzdem.“
Unbekannter Schaden im Leerrohr macht Einblasen unmöglich
Weshalb er sich sehr freute, als Anfang des Jahres Arbeiter im Auftrag der Firma Greenfiber damit begannen, am Kerkenbrock die Leerrohre für die Glasfaserkabel zu verlegen. „Danach passierte allerdings monatelang nichts mehr“, schildert Fillers.
Erst im Sommer tauchten zwei Männer auf, um die „Seele“, also die Glasfaser, in das Rohr einzublasen. „Das hat jedoch nicht funktioniert“, schildert Alexander Fillers. Erst hätten sie es mit einem kleinen, dann mit einem großen Kompressor versucht. „Aber es ging nicht. Offenbar gab es im Inneren des Rohres eine Blockade oder einen Schaden.“Irgendwann hätten die Männer den Vorgang abgebrochen und ihm leider auch nicht sagen können, wie und wann es weitergeht.
„Wieder passierte über Monate nichts, bis im Oktober ein Trupp hier anreiste, um den Schaden am Leerrohr zu reparieren“, berichtet Fillers. Auch sie verließen die Baustelle ohne Informationen, was nun passiert.
Weiter ging es Mitte November, als wieder Techniker mit einem Kompressor am Kerkenbrock anrückten, um die Glasfaser nun endgültig einzublasen. „Meine Töchter waren schon ganz aufgeregt, endlich würden sie problemlos streamen können“, erzählt Fillers. Entsprechend groß war die Enttäuschung: „Bis auf 100 Meter sind sie ans Haus rangekommen, danach hat wieder irgendetwas im Leerrohr blockiert“, beschreibt Fillers. „Bei unseren Nachbarn haben sie es immerhin auf sieben Meter bis ans Haus geschafft.“Wieder seien die Männer unverrichteter Dinge abgezogen.
Mittlerweile treibt Fillers eine große Sorge um: „Dass hier gar nichts mehr passiert.“Denn einer der Männer habe ihm erzählt, dass die Firma Greenfiber in 40 Prozent aller Fälle vor Ort nacharbeiten müsse. Was CDURatsherr Fillers jüngst auch in der Sitzung des Ausschusses für Digitales ansprach – zum größten Erstaunen der übrigen Anwesenden. „Wie lange kann eine Firma das wohl überleben“, fragte er.
Mehrfach habe er sich per Mail an Greenfiber gewandt, um zu erfahren, wann es am Kerkenbrock etwas wird mit schnellem Internet. „Das Unternehmen hat sich immer schnell und sehr freundlich gemeldet“, so Fillers. Eine Antwort habe er allerdings nicht erhalten.
Auch im Wertheraner Rathaus wagt inzwischen niemand mehr eine Prognose, wann der Glasfaserausbau im Außenbereich abgeschlossen ist. Dort kann man nur zur Kenntnis nehmen, dass das erste Ziel einer Fertigstellung Ende 2022 ebenso gestrichen werden musste wie ein Termin Mitte 2023. Und auch das danach anvisierte Zeitfenster Ende dieses Jahres wird nicht zu halten sein. Von den erheblichen Mengen an Nacharbeiten hat Hauptamtsleiter Guido Neugebauer allerdings noch nichts gehört.
„40 Prozent kann ich jedenfalls nicht bestätigen“, sagt der Fachmann für Digitales im Rathaus auf Anfrage. Es gebe zwar Bereiche, wo beim Tiefbau nicht sauber gearbeitet worden sei. Aber bei 400 Anschlüssen, die aktuell im Außenbereich realisiert würden, sei so etwas auch nicht auszuschließen. Eine genaue Zahl der Problemstellen könne er nicht benennen.
Firma Greenfiber hofft auf weitere Kunden
Eine Anfrage bei der Firma Greenfiber bringt zumindest etwas Klarheit: Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg räumt ein, dass es durchaus vorkommen könne, dass Nachbesserungsarbeiten „an der einen oder anderen Stelle“durchgeführt werden müssen. „Das ist aber nicht die Regel und kommt definitiv nicht in 40 Prozent der Fälle vor“, betont Geschäftsführer Uwe Krabbe. Mal könnten diese Nachbesserungsarbeiten vergleichsweise schnell getätigt werden, mal brauche es dafür beispielsweise witterungsbedingt oder aufgrund der örtlichen Begebenheiten etwas mehr Zeit.
Krabbe versichert jedoch, dass die Arbeiten am Kerkenbrock kurz vor dem Abschluss stünden. „Ende des Jahres, spätestens aber im ersten Quartal 2024 sollen die ersten Kunden dort ans Licht gehen und glasfaserschnell surfen können.“Um noch zögernde Anwohnerinnen und Anwohner von einem Hausanschluss zu überzeugen, liefe derzeit vor Ort eine weitere Vermarktungsphase.