Diese Grundschule hat einfach alles
Klassenraum der Zukunft: Wie sich Top-Ausstattung aufs Lernen auswirkt und wie lange die anderen Schüler in der Stadt noch auf die ihnen versprochenen Tablets warten müssen.
■ Bielefeld. „Wir lieben die iPads, das wissen Sie doch“: So habe eine Schülerin es auf den Punkt gebracht, berichtet Gudrun Buschmeier, Lehrerin an der Grundschule am Homersen. Dort gibt es eine von stadtweit drei Klassen, die als sogenannte Musterräume bestens ausgestattet sind. Wie wirkt sich das aufs Lernen aus? Und wie lange müssen die anderen Bielefelder Schüler noch auf die ihnen versprochenen Schultablets warten?
Seit diesem Schuljahr lernen die Kinder der 1b in Heepen mit ihren Lehrerinnen Gudrun Buschmeier und Steffi Quisbrock in dem besonderen Klassenraum. Statt einer Tafel gibt es dort ein etwa vier Meter breites, eineinhalb Meter hohes interaktives, digitales Board mit Touch-Display. Egal ob Mathe, Deutsch, Englisch oder Sachunterricht: Was man damit alles machn kann, sei schon super, sagen die beiden Pädagoginnen. Sie können die Inhalte von ihren Lehrer-iPads darauf spiegeln. Aber die Kinder können auch aktiv daran arbeiten, beispielsweise Buchstaben nachspuren, Zahlenmengen auf dem Rechenschieber hin- und her schieben, Inhalte farbig markieren und vieles mehr.
Sehr hilfreiche, tolle Apps und Erklärvideos
Zudem haben die Schüler der 1b ihre eigenen iPads, inklusive Stiften und Kopfhörern. „Man muss jetzt in der ersten Klasse nicht alles digital machen, aber es gibt viele tolle, sehr hilfreiche Apps, über die die Schüler sofort eine individuelle Rückmeldung zu ihren Aufgaben bekommen, oder super Erklärvideos“, sagt Buschmeier.
Interaktive Arbeitsblätter, die die Lehrer über eine App selbst erstellen und die Grundschüler dann über eine andere abrufen können, seien „megamotivierend“. Auch ließen sich so mit überschaubarem Aufwand Arbeitsblätter auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen erstellen. Dass die Kinder wirklich jeder ein eigenes Gerät haben, mache das Arbeiten damit deutlich effizienter. „Sonst geht oft viel Zeit dafür drauf, bis alle iPads erst einmal laufen“, berichtet Quisbrock, die auch in anderen Klassen unterrichtet.
Seit knapp einem Jahr haben sie und Buschmeier jetzt den modernen Klassenraum, für den sie sich auch das Mobiliar, wie mitwachsende Stühle, spezielle Schränke für perfekte Ordnung und die Technikausstattung und eine schicke Sofaecke, aussuchen durften. Spannend finden beide, wie sich die Kinder mit der besonderen Ausstattung bis zum Ende ihrer Grundschulzeit entwickeln.
Kritischer Umgang und Medienkompetenz gehörten da auf jeden Fall auch mit dazu. Ein Fazit sei aber jetzt bereits, dass die Ausstattung in ihrem Klassenraum der Zukunft viele Möglichkeiten biete, Kinder individuell zu fördern und nochmal anders fürs Lernen zu begeistern.
Im Zuge der digitalen Entwicklung der Bielefelder Schulen konnten sich die städtischen Schulen mit ihren Konzepten für die Einrichtung eines von drei Musterklassenzimmern bewerben. Neben der Grundschule am Homersen bekamen das Ceciliengymnasium (Ceci) und die Gesamtschule Quelle den Zuschlag. Im Ceci wurde ein neuer MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik)-Fachraumes eingerichtet. Mittels Sensortechniken können die Schüler dort Radioaktivität, Elektrizität, Bewegungen, Kräfte, Magnetfelder, Thermiken, Puls, Spirometer, Luft-, Wasser- und Sauer- und Wasserstoffvorkommen und Farbintensitäten messen, die Werte per Bluetooth übermitteln, über eine App auf den Schüler-Tablets digital erfassen und bearbeiten.
Der interaktive Musterraum in der Gesamtschule Quelle für die Sekundarstufe II bietet Lern- und Arbeitsstationen im Bereich der Audiound Videoschnittanlagen (Greenscreen-Technologie), Lasercutter sowie zur Robotik. Hier können die Schüler digitale Medien selbst konstruieren und programmieren. Durch Besuche und Hospitationen in den Klassen sollen möglichst viel Kollegen und auch andere Bielefelder Schulen von den Erfahrungen profitieren.
Eigene Tablets für 30.400 Schülerinnen und Schülern
Bis 2026 sollen alle allgemeinbildenden Bielefelder Schulen in städtischer Trägerschaft mit der vom Rat Ende 2022 beschlossenen 1:1-Ausstattung für insgesamt rund 30.400 Schülerinnen und Schülern versehen werden. Die Hinführung erfolge nach dem Schulsozialindex NRW. Zur Erreichung dieses Zieles sind noch gut 15.000 digitale Endgeräte zu beschaffen, so die Verwaltung auf Nachfrage. „Über Förderprogramme und die Digitale Ausstattungsoffensive konnten in den Jahren 2022/23 insgesamt 13 Bielefelder Schulen mit bildungsrelevanten sozialen Belastungen mit einer Vollausstattung für jeden Schüler beziehungsweise jede Schülerin ausgestattet werden.“