NW - Haller Kreisblatt

Wir Teil-Idioten

- Stefan Brams

Komiker Sebastian Pastewka hat mich überrascht. In einem Interview mit dem Deutschlan­dfunk hat er seiner Zunft kein gutes Zeugnis ausgestell­t, sondern gesagt: „Immer zu sagen: ,Die da oben können nichts, die da oben können nichts, die da oben können nichts’ – ,Und der Lauterbach, und der Lauterbach, und der Lauterbach.’ – ich kann es nicht mehr hören. Wirklich. Dann macht’s doch einfach besser. Wir müssen bei uns anfangen, wir müssen gucken, was sind wir eigentlich für Idioten in Teilen. Wo sind wir widersprüc­hlich. Das ist immer das gewesen, was ich versucht hab, mit meiner Comedy zu erzählen.“

Jau, einfach mal besser machen, beim Teil-Idioten in sich anfangen, gefällt mir. Danke Herr Pastewka. Doch nun zu Ihren Lesetipps hinter Türchen 14.

Silvia Paulsen aus Horn setzt im Advent auf die Lektüre im Kalender „Der andere Advent“, der im Hamburger Verlag Andere Zeiten e.V. erschienen ist. „Dieser Kalender enthält christlich­e Anteile, regt zum Nachdenken an, mal anzuhalten, mir Zeit zu nehmen für den Advent, erheitert aber auch in einer Zeit, wo es außen sehr strubbelig und weniger besinnlich ist“, schreibt unsere Leserin. „Strubbelig“, welch schönes Wort für das, was da draußen so abgeht. Auch dafür, herzlichen Dank. Kommt in meinen Wortschatz.

Gisbert Hundacker aus Höxter-Bödexen versteckt hinterm 14. Türchen die Autobiogra­fie „Von Damaskus in die deutsche Ghruba – Migration und Integratio­n, veranschau­licht am Beispiel meines Lebens“von Bassam Tibi. Über das Buch des gebürtigen Syrers schreibt Herr Hundacker: „Tibis Autobiogra­fie, die weniger eine Reflexion seines Lebens als vielmehr ein Nachdenken über Deutschlan­d ist, problemati­siert nicht nur aktuell die Themen von Migration und Integratio­n, sondern stellt auch ein beachtensw­ertes Dokument deutscher Zeitgeschi­chte dar. Er erlebte und beobachtet­e (häufig aus der Perspektiv­e aus anderen Ländern und Kontinente­n) als Zeitgenoss­e die entscheide­nden Entwicklun­gen im Nachkriegs­deutschlan­d.“Kleine Warnung noch unseres Tippgebers: „Die Autobiogra­fie ist nur für jene Deutsche von Interesse, die weltoffen und bereit sind, in Achtsamkei­t zuzuhören, wie ein unter ihnen lebender Fremder denkt und fühlt.“

Danke für diesen Lektüretip­p, erinnert mich an ein spannendes Gespräch, das ich mit dem Politikwis­senschaftl­er vor vielen Jahren an der Göttinger Uni geführt habe – ehe ich ihn wieder aus den Augen verlor.

stefan.brams@ ihr-kommentar.de

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