Wir Teil-Idioten
Komiker Sebastian Pastewka hat mich überrascht. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk hat er seiner Zunft kein gutes Zeugnis ausgestellt, sondern gesagt: „Immer zu sagen: ,Die da oben können nichts, die da oben können nichts, die da oben können nichts’ – ,Und der Lauterbach, und der Lauterbach, und der Lauterbach.’ – ich kann es nicht mehr hören. Wirklich. Dann macht’s doch einfach besser. Wir müssen bei uns anfangen, wir müssen gucken, was sind wir eigentlich für Idioten in Teilen. Wo sind wir widersprüchlich. Das ist immer das gewesen, was ich versucht hab, mit meiner Comedy zu erzählen.“
Jau, einfach mal besser machen, beim Teil-Idioten in sich anfangen, gefällt mir. Danke Herr Pastewka. Doch nun zu Ihren Lesetipps hinter Türchen 14.
Silvia Paulsen aus Horn setzt im Advent auf die Lektüre im Kalender „Der andere Advent“, der im Hamburger Verlag Andere Zeiten e.V. erschienen ist. „Dieser Kalender enthält christliche Anteile, regt zum Nachdenken an, mal anzuhalten, mir Zeit zu nehmen für den Advent, erheitert aber auch in einer Zeit, wo es außen sehr strubbelig und weniger besinnlich ist“, schreibt unsere Leserin. „Strubbelig“, welch schönes Wort für das, was da draußen so abgeht. Auch dafür, herzlichen Dank. Kommt in meinen Wortschatz.
Gisbert Hundacker aus Höxter-Bödexen versteckt hinterm 14. Türchen die Autobiografie „Von Damaskus in die deutsche Ghruba – Migration und Integration, veranschaulicht am Beispiel meines Lebens“von Bassam Tibi. Über das Buch des gebürtigen Syrers schreibt Herr Hundacker: „Tibis Autobiografie, die weniger eine Reflexion seines Lebens als vielmehr ein Nachdenken über Deutschland ist, problematisiert nicht nur aktuell die Themen von Migration und Integration, sondern stellt auch ein beachtenswertes Dokument deutscher Zeitgeschichte dar. Er erlebte und beobachtete (häufig aus der Perspektive aus anderen Ländern und Kontinenten) als Zeitgenosse die entscheidenden Entwicklungen im Nachkriegsdeutschland.“Kleine Warnung noch unseres Tippgebers: „Die Autobiografie ist nur für jene Deutsche von Interesse, die weltoffen und bereit sind, in Achtsamkeit zuzuhören, wie ein unter ihnen lebender Fremder denkt und fühlt.“
Danke für diesen Lektüretipp, erinnert mich an ein spannendes Gespräch, das ich mit dem Politikwissenschaftler vor vielen Jahren an der Göttinger Uni geführt habe – ehe ich ihn wieder aus den Augen verlor.
stefan.brams@ ihr-kommentar.de