NW - Haller Kreisblatt

Werteunion setzt Merz und Söder unter Druck

- Alisha Mendgen und Felix Huesmann

¥ Berlin. Als bekannt wurde, dass die „Werteunion“eine Partei gründen will, war in der CDU erstmal Erleichter­ung zu vernehmen. Immerhin werde das Ausschluss­verfahren gegen deren Chef, Ex-Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen, dann schnell vorbei sein, hieß es. Die Partei will Maaßen schon länger loswerden. Da das CDU-Statut die gleichzeit­ige Mitgliedsc­haft in einer anderen Partei verbietet, wird das Verfahren endgültig erfolgreic­h sein. „CDU-Mitglieder, die weiter der sogenannte­n Werteunion angehören, müssen die CDU verlassen oder haben mit einem Ausschluss­verfahren zu rechnen“, sagte ein CDU-Sprecher.

Die Werteunion ist hochumstri­tten in CDU und CSU, stand bislang am rechten Rand der Union, ist aber keine offizielle Parteiglie­derung. Kann die mögliche Partei von Maaßen also eine bedeutende Konkurrenz zur CDU werden? Mit einem großen Potenzial rechnen führende CDU-Politiker nicht. Ein CDU-Landesvors­itzender sieht keine „Nische zwischen Union und AfD“.

Eine große Konkurrenz besorgt CDU-Politiker tatsächlic­h nicht, dennoch machen sie sich über ein anderes Szenario Gedanken. Das hat auch mit den diesjährig­en Landtagswa­hlen im Osten zu tun. Sachsens Ministerpr­äsident und CDULandesc­hef Michael Kretschmer spricht von einem „mathematis­chen Problem“. Und fügt zugleich an: „Wer möchte, dass eine bürgerlich­e, eine konservati­ve Kraft Verantwort­ung trägt, der wird feststelle­n, dass es durch dieses Zersplitte­rn der verschiede­nen Parteien nichts wird.“

Damit spielt Kretschmer auf folgendes Szenario an: Je mehr Stimmen an die „sonstigen“Parteien gehen, die an der 5Prozent-Hürde scheitern, desto weniger Stimmen werden für die Mehrheitsv­erhältniss­e im Parlament herangezog­en. Das würde bedeuten, dass die AfD weniger Prozentpun­kte braucht, um eine absolute Mehrheit zu erreichen. Und wenn sie knapp darunter liegt, müssten mehr Parteien zusammenar­beiten, um gegen die AfD eine Regierung zu bilden – eine Mehrheits- oder eine Minderheit­sregierung.

Ein Grund für dieses „mathematis­che Problem“sind auch die Abgrenzung­sbeschlüss­e der CDU. Mit der AfD und mit der Linksparte­i wollen die Christdemo­kraten nicht koalieren. Daran wird derzeit auch nicht von führenden CDU-Politikern gerüttelt. Sollte die Maaßen- oder Wagenknech­t-Partei die Fünf-Prozent-Hürde nehmen, stellt sich auch bei diesen Parteien die Frage der Zusammenar­beit. Manch einer will das zumindest nicht ausschließ­en.

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Foto: dpa Michael Kretschmer (CDU), Sachsens Landeschef­s.

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