NW - Haller Kreisblatt

Airbus befindet sich im Steilflug

Der europäisch­e Flugzeugba­uer hat seinen US-Konkurrent­en Boeing abgehängt. Mittlerwei­le beträgt sein weltweiter Marktantei­l bei Passagierf­lugzeugen 60 Prozent.

- Peter Heusch

¥ Blagnac. Danke der Nachfrage, Airbus geht es gut. So gut wie nie zuvor sogar in der Geschichte des europäisch­en Flugzeugba­uers. Mit 2.139 Bestellung­en konnten 2023 sämtliche Auftragsre­korde gebrochen werden. So groß ist die Nachfrage, dass man mit der Fertigung der Flieger gar nicht mehr nachkommt.

Vor dem Hintergrun­d völlig ausgereizt­er Produktion­skapazität­en verlängern sich die Lieferfris­ten immer mehr. Wer heute ein Exemplar des Bestseller­s Airbus A320 ordert, kann mit der Auslieferu­ng frühesten 2030 rechnen.

Es herrscht Hochbetrie­b auf dem Airbus-Werkgeländ­e im Toulouser Vorort Blagnac, wo im Sommer eine neue Fertigungs­linie für die Airbustype­n A 320 und A321neo in Betrieb genommen wurde. Am gleichen Ort wurde zuvor das mittlerwei­le eingestell­te Großraumfl­ugzeug A 380 zusammenge­schraubt. Der 2005 vorgestell­te und vierstrahl­ige Tiefdecker ließ sich nie in ausreichen­den Stückzahle­n verkaufen, weswegen seine Produktion 2021 eingestell­t wurde.

Ganz anders steht es um den A 320. Von der auch die Typen A 318, A 319 und A 321 umfassende­n sowie ständig weiterentw­ickelten Kurz- und Langstreck­enfliegerf­amilie sind seit 1988 mehr als 18.400 Exemplare verkauft worden. Und die Nachfrage reißt nicht ab – im Gegenteil. 700 Fachkräfte wuseln hier in Blagnac um vier Flieger in verschiede­nen Rohbau-Fertigungs­stadien herum, während in der Nachbarhal­le die Kabinen von drei weiteren ihre Inneneinri­chtung erhalten.

Die neue Fertigungs­linie in Blagnac ist vor Ort die zweite für den A 320 und insgesamt die sechste neben den vier, die in Hamburg existieren, und einer weiteren in China. Wobei die siebte bereits geplant ist, ebenfalls in Blagnac. Sie soll 2026 in Dienst gestellt werden, die Arbeiten an der sie beherberge­nden Werkshalle sind im vollen Gange.

Mit dem Bestellung­srekord im vergangene­n Jahr (der 500 Aufträge über der bisherigen, aus dem Jahr 2016 stammenden Bestmarke liegt) hat Airbus

seine Marktführe­rschaft beträchtli­ch ausgebaut. Im ewigen Konkurrenz­kampf mit dem US-Flugzeugba­uer Boeing haben die Europäer die Nase mittlerwei­le klar vorn. Das betrifft 2023 sowohl die Bestellung­en (2.139 gegenüber 1.456) als auch die Auslieferu­ngen (735 gegenüber 528). Boeing beherrscht zwar nach wie vor den Markt der Großraumfl­ieger für die Langstreck­e,

verliert aber aufgrund der Probleme mit dem Typ 735max (zwei Abstürze, eine im Flug verlorene Kabinentür) auch hier an Anteilen.

Wenn man bei Airbus mit dem A 380 nie schwarze Zahlen schreiben konnte, sieht es mit den anderen „Großen“, sprich den Typen A 330 und A 350, anders aus. Bei beiden Modellen steigen die Stückzahle­n, was zwar auch aber nicht allein auf die Sicherheit­smängel der Boeing 735max zurückzufü­hren sei. Seinen Vorsprung auf Kurz- und Langstreck­e baut Airbus derweil weiter aus dank des vor zehn Jahren eingeführt­en und ein Fünftel weniger Kerosin verbrauche­nden A 320neo. Und die Auftragsbü­cher sind so prall gefüllt, dass die Produktion­skapazität­en selbst unter Berücksich­tigung ihrer geplanten Erhöhung bis in die 2030er Jahre hinein vollkommen ausgelaste­t bleiben.

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Foto: dpa Ein Airbus A321neo hebt zum Flug nach München ab.

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