NW - Haller Kreisblatt

„Larifari“-Bayern schlagen Alarm

Nach der 0:1-Niederlage gegen Bremen droht Leverkusen dem Rekordmeis­ter zu enteilen.

- Felix Neubauer und Marco Mader

¥ München. Mehr als ein gequältes Lächeln brachte an diesem Tag zum Vergessen auch Thomas Müller nicht hervor. Gerade noch hatte der Routinier versucht, die erschrecke­nde Leistung seines FC Bayern zu erklären, als Niklas Stark mit einem Lautsprech­er die Interviewz­one betrat. Zu Songtexten wie „Ich bin schon wieder dicht in ’nem Flieger“schlendert­e der Bremer selbstbewu­sst in Richtung Mannschaft­sbus – und ließ nicht nur Müller verdutzt zurück.

„Da merkst du ja“, sagte der Bayern-Profi: „Denen war’s wichtig.“Was Müller damit nach dem 0:1 (0:0) gegen Werder nahelegte: Für seine Bayern galt das nicht. Trainer Thomas Tuchel war der Frust über den „großen Dämpfer“im Titelkampf mit Bayer Leverkusen jedenfalls deutlich anzumerken. So eine Leistung, polterte der 50-Jährige, könne „niemals unser Anspruch sein. Das geht gegen jedes Gesetz des Leistungss­ports.“Auch Joshua Kimmich gestand, er habe „nicht das Gefühl, dass wir wissen, worum es geht“.

Nach der zweiten Liga-Niederlage liegen die Münchner bereits sieben Punkte hinter Leverkusen, die zwölfte Meistersch­aft in Folge könnte schneller als gedacht in weite

Ferne rücken. Über den Titel wollte Tuchel am Sonntag gar nicht erst reden: „Du musst einfach ins Handeln kommen!“Und das möglichst schnell. Bereits am Mittwoch (20.30 Uhr) steht das Nachholspi­el gegen Union Berlin an – und der FC Bayern dabei gehörig unter Druck.

Bei einem ähnlichen Auftritt „werden wir große Probleme bekommen“, warnte Tuchel, der einmal mehr nach Erklärunge­n für die krasse Leistungsd­iskrepanz zwischen Training und Pflichtspi­el rang. Immer wieder hatte er zuletzt die Auftritte seiner Profis bei den Übungseinh­eiten ausdrückli­ch gelobt, so auch nach dem kurzen Aufenthalt an der portugiesi­schen Algarve in der vergangene­n Woche.

„Ein Bundesliga­spiel zwischen Übermut und Schongang“

Immer wieder können seine Spieler dies aber nicht bestätigen, gegen Bremen schienen sie vielmehr im Urlaubsmod­us. „Ich habe keine Lust mehr zu sagen, dass wir gut trainieren. Das glaubt mir ja keiner mehr“, sagte Tuchel und fügte genervt an: „Man muss nicht am Montag, Dienstag oder Mittwoch top sein, sondern vor allem am Sonntag.“

Konsens fand sich in der Kritik an Spielanlag­e und Einstellun­g. Von „langweilig­em Fußball“(Jan-Christian Dreesen), einem „blutleeren“Auftritt (Christoph Freund), „zu wenig Leben“(Müller) oder „Larifari“(Konrad Laimer) war da die Rede. Tuchel monierte, seine Mannschaft habe allem Anschein nach „ein Bundesliga­spiel zwischen Übermut und Schongang runterreiß­en“wollen.

Am Ende half auch der „Harakiri“-Fußball der letzten 20 Minuten nicht, um die Bremer nach dem Treffer von Mitchell Weiser (59.) noch zu knacken. Die Bayern, das stellte Müller fest, hatten wohl erst nach 70 Minuten „kapiert, dass wir hier ganz schön was zu verlieren haben“.

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Foto: imago images Thomas Müller war nach dem Spiel bedient.

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