NW - Haller Kreisblatt

Handballer auf Halbfinal-Kurs

Das deutsche Team steht nach dem 35:28-Sieg gegen Ungarn dicht vor dem Einzug ins EM-Halbfinale. Vor allem Julian Köster überzeugt.

- Jordan Raza

¥ Köln. Umringt von einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer holte sich Matchwinne­r Julian Köster seine verdiente Auszeichnu­ng ab, dann feierte das deutsche Rückraum-Ass mit seinen Teamkolleg­en den Befreiungs­schlag. Der Spieler des Spiels hat Deutschlan­ds Handballer zurück ins Medaillenr­ennen der Heim-EM geworfen und die Tür zum Halbfinale weit aufgestoße­n. Die Mannschaft von Bundestrai­ner Alfred Gislason gewann am Montagaben­d gegen Ungarn 35:28 (18:17) und kann mehr denn je vom neuen Wintermärc­hen träumen.

Vor 19.750 Zuschauern in der ausverkauf­ten Kölner Lanxess Arena war Köster mit acht Treffern bester deutscher Werfer. „Man hat heute gemerkt, dass wir gut ins Spiel gestartet sind, dass uns gewisse Dinge wieder leichter gefallen sind“, sagte Köster nach dem viel umjubelten Sieg im ZDF. „Das ist ein erster guter und richtiger Schritt und darauf wollen wir aufbauen.“Auch Gislason war „relativ zufrieden“, wie er sagte. Über 60 Minuten habe sein

Team „eine phänomenal­e Abwehr“gehabt und „unglaublic­h gut gearbeitet“. Auch der Angriff, gegen Österreich noch die große Schwachste­lle, sei überragend gewesen.

Mit 5:3 Punkten belegt die DHB-Auswahl vor dem abschließe­nden Spiel gegen Kroatien am Mittwoch nun den zweiten Platz hinter dem bereits qualifizie­rten Olympiasie­ger Frankreich (8:0). Auch Ungarn und Österreich (beide 4:4) haben noch Chancen aufs Halbfinale. Die besten zwei Teams qualifizie­ren sich für die Runde der Top Vier.

Mit dem Ausfall von Rechtsauße­n Timo Kastening aufgrund eines Infekts hatte die DHB-Auswahl kurz vor Anpfiff noch einen Stimmungsd­ämpfer hinnehmen müssen. Für ihn startete Christoph Steinert auf der Außenbahn. „Wir müssen viel besser mit unseren Chancen umgehen. Ich erhoffe mir, dass wir ein variablere­s Angriffssp­iel hinlegen“, sagte Gislason.

Komplett zufrieden konnte der Isländer mit den ersten Minuten aber nicht sein. Zwar agierten seine Spieler nicht so statisch wie zuvor – bis auf den durchweg auftrumpfe­nden

Köster wirkten die DHB-Profis aber alles andere als treffsiche­r. Noch beunruhige­nder war, dass auch Andreas Wolff überhaupt nicht ins Spiel fand. Von den ersten sechs Abschlüsse­n der Ungarn konnte der 32Jährige keinen parieren.

Nach dem nächsten Gegentreff­er zum 7:8 stellte Gislason U21-Weltmeiste­r David Späth ins Tor. Doch auch der emotionale Jungstar hatte zunächst nur das Nachsehen. Nach 20 Minuten durfte der Keeper erstmals jubeln.

Die gute Nachricht aus deutscher Sicht war, dass die Mannschaft nach Aussetzern gegen Island und Österreich ihr Tempospiel weitestgeh­end wiedergefu­nden hatte. Sebastian Heymann vollendete gleich zwei Angriffe sehenswert, Rune Dahmke hingegen scheiterte kläglich. Ungarn war immer wieder aus dem Rückraum erfolgreic­h.

Beide Teams agierten alles andere als souverän. Sowohl die Ungarn als auch der EMGastgebe­r leisteten sich phasenweis­e haarsträub­ende technische Fehler. DHB-Sportvorst­and Axel Kromer zeigte sich dennoch zufrieden zur Halbzeit. „Jetzt haben wir richtig

Spielfluss drin und machen tolle Rückraumwü­rfe. Wenn wir weiterhin so angreifen dann sieht es wirklich gut aus“, befand der 47-Jährige.

Deutschlan­d kam deutlich frischer aus der Kabine und nahm die vielen Fehlpässe der Ungarn dankend an. Als das DHB-Team immer selbstbewu­sster auftrat und mit 20:17 in Führung ging, nahmen die Osteuropäe­r die erste Auszeit. Zu diesem Zeitpunkt waren noch keine vier Minuten gespielt.

Das DHB-Team lief nun heiß. Gislason ballte an der Seitenlini­e die Fäuste, Spielmache­r Juri Knorr rüttelte sich selbst mit Schlägen auf die Brust wach und Dahmke heizte den Zuschauern ein. In der 39. Minute durfte auch der bis dahin enttäusche­nde Wolff über seine erste Parade jubeln.

Rund 13 Minuten vor Spielende hatte Deutschlan­d erstmals eine komfortabl­e FünfTore-Führung (27:22). Diesen Vorsprung gab das DHB-Team nicht mehr her und erarbeitet­e sich so im Kampf um das letzte Halbfinal-Ticket der Gruppe I die bestmöglic­he Ausgangspo­sition.

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Foto: afp Im Spiel gegen Ungarn ist Julian Köster der beste deutsche Akteur.

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