Das sind die Gartentrends 2024
Selbstversorgung, klimaangepasstes Gärtnern, kleine Bäume und Mietgärten als Alternative zum Schrebergarten: Auf diese grünen Trends können sich Pflanzenfans 2024 freuen.
¥ Obst und Gemüse direkt aus dem eigenen Garten beziehen – davon träumen gerade viele Menschen. Das zeigt sich auch bei der Produktion und im Einzelhandel: „Selbstversorgungsprodukte, also Obst- und Gemüsepflanzen und Kräuter für den Garten, den Balkon oder die Terrasse, sind ein stabiler, vielleicht sogar leicht wachsender Produktions- und Verkaufszweig“, sagt der Gartenbauwissenschaftler Thomas Kirsch, Geschäftsführer des Bundesverbands Einzelhandelsgärtner (BVE) im Zentralverband Gartenbau. Da rückt auch das Konzept des Küchengartens wieder mehr in den Fokus.
Ursprünglich handelte es sich dabei um den Garten eines adligen Besitzers, der Gemüse, Obst, Kräuter und Heilpflanzen lieferte. Moderne Küchengärten setzen ebenfalls auf Selbstversorgung und oft auf eine Bewirtschaftung in Mischkulturen. Doch sie sind um einiges kleiner als ihre traditionellen Vorbilder und zielen oft nicht nur auf eine reiche Ernte ab: „Viele Menschen achten darauf, dass die Pflanzen in ihrem Garten einen Nutzen haben – also dass sie entweder essbar sind, der Tierwelt nützen oder dem eigenen Wohlbefinden dienen“, sagt Kirsch.
Mietgarten als Alternative zum Schrebergarten
Für alle, die kein eigenes grünes Fleckchen besitzen und keinen Schrebergarten pachten möchten, etabliert sich zunehmend eine Alternative: ein Mietgarten. Der Unterschied zum Schrebergarten besteht vor allem darin, dass der Boden in einem Mietgarten bereits vorbereitet und die Erstbepflanzung schon ausgesät ist. So müssen die Mieter und Mieterinnen den Garten nur noch pflegen und beernten. Einer der ersten Mietgartenanbieter war „meine ernte“: „Angefangen haben wir 2010 mit sechs Standorten und rund 200 Gemüsegärten. 2024 bieten wir an 23 Standorten Mietgärten an, in denen insgesamt rund 8.000 Menschen mit uns gärtnern“, sagt Bianca Kühn, Sprecherin von „meine ernte“. Die Nachfrage sei hoch: „Zu wissen, wo die eigene Nahrung herkommt, hat vor allem in den vergangenen Jahren weiter an Bedeutung gewonnen“, so Kühn. „Und natürlich bringt es viel Freude, mit den Händen in der Erde zu wühlen, Unkraut zu jäten und nach getaner Arbeit das eigene Gemüse mit nach Hause zu nehmen – so ist das Gärtnern für viele ein erfüllender und entschleunigender Ausgleich zum häufig stressigen Alltag.“
Auch die Frage nach Nachhaltigkeit beschäftigt weiterhin viele Gartenbesitzer und besitzerinnen. „Dabei ist vor allem Biodiversität ein TopTrend-Thema“, sagt Thomas Kirsch vom BVE – also dass im eigenen grünen Reich möglichst viele verschiedene Pflanzen, Lebensräume und Tiere zu finden sind. Entsprechend setzen Kirsch zufolge zahlreiche Menschen auf Mischkulturen in den Beeten, ebenso wie auf historische und oft regionale Obst- und Gemüsesorten. Steinhaufen, Reisig, Holzstapel, Nistkästen, Trockenmauern und naturbelassene Ecken bieten Gartenbewohnern wie Vögeln, Insekten oder Igeln Unterschlupf und Nahrung.
Daneben ist die Bewässerung im Zuge des klimaangepassten Gärtnerns auch im Jahr 2024 noch ein großes Thema: Damit verbunden ist die Frage, welche Bepflanzung trockenheitsresistent ist, wie sich Wasser auffangen und wie sich der eigene Garten möglichst effizient bewässern lässt. Und auch die Gartenausstattung wird unter die Lupe genommen. „Gerade verbannen viele Menschen Plastik aus ihren Gärten“, sagt Kirsch. „Es gab ja Zeiten, da war Plastik überall“ – etwa in Form von Pflanztöpfen, Erdsäcken, Pflanzschildern, Rankgittern, Dekofiguren, Beeteinfassungen, Möbeln und Vogelfutternetzen. „Mittlerweile bieten Händler Alternativen an.“
Der Trend zum Selbstversorgergarten und zu Biodiversität zeigt sich auch bei den Gartenbäumen. Apfelbäume seien beliebt – „als Hausbaum, wenn irgendwo gebaut wird, oder als Ersatzpflanzung,
wenn ein alter Baum entfernt wird“, sagt Oliver Fink, Vorsitzender des Verbands der Gartenbaumschulen.
Der Traum vom Baum – Apfelbäume sind beliebt
„Wenn es in die Region passt, geht auch eine Birne oder etwas Ausgefalleneres wie eine Quitte oder eine größere Feige.“
Daneben tendierten derzeit viele Menschen zu Bäumen, von denen die Tierwelt etwas hat: „Ein Baum soll Insekten und andere Tiere anziehen“, sagt Fink. „Zieräpfel, die mittlerweile sehr gern gepflanzt werden, dienen mit ihren kleinen roten Zierfrüchten als Vogelfutter. Auch Apfeldorn und Weißdorn setzen Früchte an, zusätzlich zur Blüte in der Hauptblütezeit.“Insgesamt zeigt sich Fink zufolge vor allem ein Trend: „Gefragt sind besonders kleine Baumarten, die eigentlich aus dem Strauchbereich kommen. So werden zum Beispiel Felsenbirnen oder Kornelkirschen heute auch sehr oft als Baum gezogen.“Grund für diese Entwicklung ist vor allem der fehlende Platz: In dicht besiedelten Gebieten oder bei Neubauten fällt der Garten oftmals eher klein aus.
Was Fink zudem oft feststellt: „Viele Menschen gehen eher spontan an den Baumkauf ran und machen sich wenig Gedanken darum, wie der Baum in fünf oder zehn Jahren aussieht.“Er rät aber, sich zunächst zu fragen: Welchen Zweck soll der Baum erfüllen, welche Arten wachsen in der Region und bei der Bodenqualität am Standort überhaupt, wie groß wird er am Ende? Anhand dieser Anforderungen erhalten Gartenbesitzer und -besitzerinnen schließlich in einer Baumschule oder Gärtnerei eine passende Empfehlung.
Beete anlegen und Pflanzen setzen mit Konzept – dafür interessieren sich viele Menschen, denn: „Es gibt mittlerweile unendlich viele Möglichkeiten, einen Garten zu gestalten“, sagt Thomas Kirsch vom BVE. „Das sorgt auch für Verunsicherung. Gartenbesitzer und -besitzerinnen fragen sich dann vielleicht: ‚Was kann ich mit meinem Garten anfangen? Was sollte ich machen, was lassen? Folge ich lieber aktuellen Trends oder meiner eigenen Linie?‘“Neben den Unterschieden im Geschmack sind laut Kirsch auch finanzielle Möglichkeiten entscheidend.
„Wer einen optimal gestalteten Garten haben will und es sich leisten kann, beauftragt einen Landschaftsplaner, der die Gartengestaltung initiiert, koordiniert und durchführt“, sagt er. „Und neben der Gestaltung sind die Gartenpflege und die Überwinterung oft ein Thema: Bei Letzterem fährt man Kübelpflanzen zu einer
Gärtnerei und lässt sie dort überwintern.“Für alle, die bereit und in der Lage sind, viel in ihren Garten zu investieren, ist auch das Thema Wellnessgarten noch präsent. Allerdings werden dort 2024 neue Ideen gefragt sein. „In der Corona-Zeit war solche ‚Hardware‘ – also Gartenmöbel, Grills und auch Saunen, Badefässer oder Pools – ein großes Thema“, sagt der Experte. Das sei jetzt abgeflaut: Viele Menschen haben bereits in eine entsprechende Ausstattung investiert. Auch die Inflation, hohe Energiekosten und die Möglichkeit zu reisen mindern den Absatz. „Wenn man Kunden und Kundinnen damit noch erreichen will und der Trend weitergehen soll, müssen Innovationen her“, so Kirsch.
Schnittblumen sollen ganz natürlich wirken
Wenn es um blumige Dekoration fürs Zuhause geht, setzen im Frühjahr 2024 viele Menschen auf Klassiker: „Beliebte Frühjahrsboten sind nach wie vor Tulpen, Narzissen, Hyazinthen und Anemonen“, sagt Nicola Fink, Sprecherin des Fachverbands Deutscher Floristen. Bei Schnittblumen zeigt sich der Wunsch nach Natürlichkeit: „Kompakt gebundene Sträuße, bei denen die Blüten eng aneinander liegen, sind nicht mehr gefragt. Stattdessen sind lockere Blumensträuße mit wolkig-leichten Umrissen sehr angesagt, genau wie langstielig gebundene Sträuße, umspielt von Gräsern und leichten Zweigen.“Dabei dominieren Fink zufolge helle, pastellige Farben. Wenn es um die Sorten geht, sind hingegen keine großen Überraschungen zu erwarten: „Rosen sind seit vielen Jahren die beliebtesten Schnittblumen, gefolgt von Tulpen und Chrysanthemen“, sagt Fink. Bei blühenden Zimmerpflanzen stehen Orchideen an erster Stelle.