NW - Haller Kreisblatt

Menschen wollen immer spielen

Lass uns ein Spiel spielen! Tolle Idee! Aber warum spielen wir Menschen eigentlich so viel? Diese Frage haben sich auch Forscherin­nen und Forscher gestellt. Sie finden: Manchmal ist es schlau, Spielregel­n zu ändern.

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Ob groß, ob klein, jung oder alt: Überall auf der Welt spielen die Menschen. Warum wir das machen, damit beschäftig­t sich Jens Junge. Er ist Spielforsc­her, hat die Frage also zu seiner Arbeit gemacht.

Ludologie heißt das Fachwort für die Wissenscha­ft vom Spielen. Jens Junge hat dafür das Institut für Ludologie gegründet. „Dort erforschen wir, was hinter dem Spielen steckt“, erklärt er.

„Spielen ist ein Urphänomen des Menschen und auch der Tiere. Es ist ein Naturtrieb“, sagt der Experte. Wir machen es also von Natur aus. Schon als Babys erkunden wir die Welt spielerisc­h. Spielen sei wichtig für unsere Entwicklun­g als Mensch, sagt Jens Junge.

Klar geht es beim Spielen auch um den Spaß. Es macht uns glücklich, weil wir etwas gemeinsam machen. Wenn wir gewinnen, haben wir ein Erfolgserl­ebnis. Aber das Spielen bringt noch mehr: „Wenn wir beim Spielen Herausford­erungen meistern, lernen wir dabei ein Verhalten für zukünftige Erlebnisse und Ereignisse.“Wir sind besser vorbereite­t, weil wir schon wissen, wie sich etwas anfühlt.

Erfolg im Spiel macht uns Freude und zuversicht­lich. Aber auch Verlieren bringt uns weiter. „Wenn wir verloren haben, ärgert uns das. Dieser Ärger sorgt dafür, dass wir nach neuen, besseren Lösungsweg­en und Möglichkei­ten suchen. Dadurch wachsen und lernen wir“, sagt der Experte. „Wir lernen mit Niederlage­n und Krisen umzugehen. Das gehört ja auch zum Leben.“

Für Leute, die überhaupt nicht gut verlieren können, hat

Jens Junge einen Tipp: kooperativ­e Spiele. Da spielt man zusammen im Team gegen das Spiel. „So lernt man das Verlieren in Gemeinscha­ft.“Zugleich kann man sich im Team gegenseiti­g anstacheln, es besser zu machen.

Damit ein Spiel allen Spaß macht, sind Spielregel­n wichtig. „Die braucht man, damit zum Beispiel Oma und Opa mit den Enkelkinde­rn spielen können“, sagt Jens Junge. „Es ist eben nicht entscheide­nd, wie alt jemand ist oder wie viel Erfahrung man hat. Spielregel­n sorgen dafür, dass wir alle, obwohl wir so verschiede­n sind, gleich und fair starten.“So können Kinder auch besser sein als die Erwachsene­n.

Aber was macht man, wenn jemand die Regeln nicht beachtet oder schummelt? „Das ist völlig normal, dass man das versucht“, sagt Jens Junge. Wenn das passiert, kann man nach dem Grund suchen.

„Wichtig ist in solchen Regelspiel­en, dass man darüber diskutiert, welche Regel einem nicht gefällt. Man kann Regeln ja verändern“, sagt der Experte. Gerade beim Spielen kann man gemeinsam entscheide­n, welche Regel man weglassen möchte. Man kann sich auch Regeln ausdenken. Dabei entsteht vielleicht sogar ein neues Spiel. „So werden manche Menschen zu Spieleentw­icklern“, meint Jens Junge.

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Foto: Insa Sanders/dpa Beim Spiel Mogelmotte darf man Karten im Ärmel verstecken.

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