Dieser Kunststoffzaun ist ausnahmsweise erlaubt
Sichtschutzzäune aus PVC sind von der Stadt ungern gesehen, an vielen Stellen sogar verboten. Doch für die Bewohner eines Hauses gibt es jetzt eine Ausnahme.
¥ Werther. In zwei Neubaugebieten im benachbarten Halle gab es jüngst Ärger mit den ungeliebten Sichtschutzzäunen, und auch in Werther sind Grundstückseinfassungen aus Kunststoff, Steinzäunen oder massivem Holz nur äußerst ungern gesehen. Doch an einer Stelle machten Politik und Verwaltung jetzt eine Ausnahme – aus verständlichen Gründen.
Es geht um ein Haus an der viel befahrenen Haller Straße. Postalisch liegt es zwar nicht einmal an dieser Adresse, weil sich die Haustür rückseitig an einer anderen Straße befindet. Wohl aber der Zaun, der einen Teil des Grundstücks einfriedet. Dieser hatte es jetzt auf die Tagesordnung des Planungsausschusses geschafft, da seine Besitzer versäumt hatten, sich die Plastikkonstruktion vor ihrem Bau von der Stadt genehmigen zu lassen. Nun war ihr Versäumnis aufgefallen und sie hatten nachträglich um Genehmigung gebeten.
Kreis Gütersloh bewertet den Zaun als „kritisch“
Wie die stellvertretende Bauamtsleiterin Sarah Huxohl berichtete, wollten die Hausbesitzer mit dem Zaun einen Blick- und Schallschutz zur Haller Straße erreichen. Daher sei der Zaun zwischen 1,90 bis 2,20 Metern hoch.
„Eigentlich sind an dieser Stelle gar keine Einfriedungen von Grundstücken zulässig“, stellte Sarah Huxohl klar. Lediglich Vorgärten dürften mit einem Zaun befriedet werden, und der dann auch nur eine maximale Höhe von 80 Zentimetern haben.
Genau diese Vorgarten-Regel ließe sich allerdings in diesem speziellen Fall nicht so leicht anwenden, so Huxohl. Denn das Haus stehe auf einem Eckgrundstück, das an drei Straßen liege und daher im Grunde drei Vorgärten habe. Sarah Huxohl berichtete weiter, dass das Bauordnungsamt des Kreises Gütersloh die hohe Zaunanlage als „kritisch“bewertet. „Seitens der Stadt können wir allerdings den Wunsch nach Sicht- und Schallschutz durchaus verstehen.“
Daher Sarah Huxohls Vorschlag an die Politik: dass die Ratsvertreter mit ihrer Zustimmung zum nachträglich gestellten Bauantrag den Zaun legalisieren, jedoch nur unter der Bedingung, dass die Hausbesitzer den Zaun zur Haller Straße hin begrünen.
Die Mitglieder des Planungsausschusses, sonst nachträglichen Bauanträgen gegenüber eher kritisch eingestellt, ließen Milde walten. „Natürlich ist es doof, dass sich die Leute nicht vorher an die Stadt gewandt haben“, bemängelte Andreas Honsel (Freie). Wenn der Zaun jedoch begrünt würde, könne er damit leben. Er forderte allerdings, dass die Hausbesitzer mit den Nachbarn sprechen sollen, was den Zaun zwischen den Grundstücken angeht.
Nina Welland (UWG) pflichtete bei: Sie könne gut nachvollziehen, warum die Familie an dieser viel befahrenen Straße einen Zaun errichtet hat, und würde der nachträglichen Anfrage zustimmen. Martina Timpe (CDU) konnte unter der Bedingung, dass der Zaun begrünt würde, ebenfalls mit der Anlage leben. „Aber die Begrünung bitte auch zaunhoch!“, forderte sie.
Lediglich Thomas Heidemann (Grüne) sah die Sache etwas anders: „Ich finde diese Zäune furchtbar!“, sagte er. Immerhin sei hier ein Kompromiss
gefunden worden, indem die Straßenseite begrünt wird. Er wisse, dass es sich hier um eine Familie mit kleinen Kindern handeln würde. „Und die Belastung an dieser Straße mit langen Staus und Fahrzeugen, die immer wieder anfahren und abbremsen, ist echt ätzend.“Daher sei er am Ende auch für diesen Kompromiss.
Noch mehr Ärger mit Werthers Zäunen
Auch Thorsten Schmolke (Grüne) konnte sich für die nachträgliche Genehmigung erwärmen, warnte allerdings, dass die Stadt hier einen Präzedenzfall schaffen würde. Hier widersprach Bauamtsleiter
Jens Kreiensiek: Da es sich hier um ein Eckgrundstück handeln würde, das an insgesamt drei Straßen liegt, sei das extrem unwahrscheinlich, meinte er.
Was denn passieren würde, wenn der Ausschuss den Zaun ablehnt, wollte Reinhard Kreft (UWG) wissen. Die Antwort von Sarah Huxohl war unmissverständlich: „Dann muss der Hausbesitzer vermutlich den Zaun zurückbauen.“Das letzte Wort habe das Bauamt des Kreises Gütersloh. „Es sieht den Zaun an dieser Stelle durchaus kritisch“, ließ Sarah Huxohl wissen.
Am Ende war eine Mehrheit von neun Jastimmen bei fünf Enthaltungen für den Kompromiss, der Zaun darf also bleiben.
Ärger mit Zäunen gibt es in Werther immer wieder. Im vergangenen Spätsommer etwa wollten Hausbesitzer im südöstlichen Stadtgebiet einen 28 Meter langen und 2,80 Meter hohen Gambionen-Zaun – also einen mit Steinen gefüllten Gitterzaun – um ihr Grundstück ziehen. Das wurde von der Politik kategorisch abgelehnt. Einige Jahre zuvor hatte eine Familie am Wertherberg ohne Genehmigung einen 1,80 Meter hohen Staketenzaun um ihr Grundstück gebaut. Weil im gesamten Baugebiet Einfriedungen nur mit Sträuchern oder Hecken vorgesehen sind, lehnte die Politik die nachträgliche Genehmigung ab. Der Familie blieb nichts anderes übrig, als den Zaun zurückzubauen.