Trauer um mutigen Unternehmer
1964 macht Heinrich Stelter sich selbstständig. Der Malermeister baut den kleinen Familienbetrieb zu einem großen Fachmarkt aus. Ein besonderes Jubiläum wird der Seniorchef nicht mehr miterleben.
¥ Versmold. Wer als Kunde im Wohnstore Stelter einkauft, eine Frage hat oder einfach nur durch die Ausstellung stöbert, dem begegnet auch schon mal der Chef persönlich. Das ist heute bei Dietmar Stelter so, und das war über Jahrzehnte bei Heinrich Stelter genauso selbstverständlich. Der Gründer und Seniorchef war für seine Kundschaft da, grüßte freundlich, hatte ein offenes Ohr für deren Anliegen. Am Mittwoch, 17. Januar, ist Heinrich Stelter im Alter von 84 Jahren gestorben.
Versmold verliert in ihm einen echten Familienunternehmer, der sich den Menschen in der Stadt stets verbunden fühlte und bei allem unternehmerischen Wachstum die Bodenständigkeit nicht verlor. Der Betrieb war für ihn eine Lebensaufgabe und eine Herzensangelegenheit. „Sein ganzes Leben und Handeln war ausgefüllt mit großer Energie und Tatkraft zum Wohl der Firma und aller Mitarbeiter“, so heißt es in der Traueranzeige der „wohnen und sparen Stelter GmbH“. Heinrich Stelter habe mit seiner „Herzensgüte und der Gabe, seine Arbeit zu lieben und zu achten“, viele Menschen geprägt.
Heinrich Stelter, geboren am 22. August 1939, stammte aus dem niedersächsischen Sulingen. Seine Eltern führten dort einen Malermeisterbetrieb; für sie war seinerzeit klar, dass der einzige Sohn das Geschäft einmal übernehmen sollte. Doch Heinrich Stelter hatte zunächst andere Pläne: Er wäre gerne Chemiker geworden, erzählte er vor einigen Jahren einmal dem „Haller Kreisblatt“. Dennoch trat er in die Fußstapfen seines Vaters, entschied sich aber dafür, die Lehre nicht im elterlichen Betrieb zu machen. Ein mutiger Schritt, der sein Leben verändern sollte.
So landete der junge Heinrich Stelter schließlich in Versmold, wo er bei Maler Eggert in Peckeloh eine Ausbildung machte. Im neuen Zuhause lernte er in der Tischlerei Bergfeld
seine Gisela kennen und lieben. Der Beginn einer privaten wie beruflichen Erfolgsgeschichte. Das junge Paar heiratete, bekam drei Söhne und baute sich gemeinsam in Versmold eine Existenz auf.
Schrittweise wächst das Geschäft zur heutigen Größe
1964 bewies der Malermeister erneut Mut und machte sich selbstständig. Zwei Jahre danach eröffnete er an der Breslauer Straße ein kleines Ladengeschäft. 1973 folgte ein deutlich größerer Standort an die Münsterstraße, 1976 kam eine Filiale in Warendorf hinzu. Ein wichtiges Jahr in der Unternehmensgeschichte war 1979, als Stelter seine beiden Versmolder Geschäfte an der heutigen
Adresse an der Rothenfelder Straße 14 zusammenlegte. Längst ging es nicht mehr nur um Pinsel und Farbe.
Das Familienunternehmen wuchs stetig. Gisela und Heinrich Stelter investierten in Versmold und Warendorf in diverse An- und Umbauten ihrer „wohnen & sparen“-Märkte und erweiterten das Sortiment deutlich. Inzwischen verfügt der Wohnstore an der Rothenfelder Straße über etwa 6.000 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Sohn Dietmar ist seit 1981 in die geschäftlichen Entscheidungen eingebunden. 2003 übernahm er die Geschäftsführung. Kein Grund für Seniorchef Heinrich Stelter, sich im Rentenalter zur Ruhe zu setzen – im Gegenteil. Auch nachdem er das Zepter an die nächste Generation übergeben hatte, war er viel im Geschäft zu sehen. Ein versierter Ansprechpartner für Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen.
Stolz war der Unternehmer stets auf die aktive Ausbildungspolitik seines Betriebes: Viele junge Menschen haben bei Stelter den Weg in den Beruf gefunden. Viele von ihnen sind geblieben, und so gratulierte die Unternehmerfamilie schon oft langjährigen Mitarbeitern.
Die große Verbundenheit zu Versmold brachte das Ehepaar durch zahlreiche Spenden für soziale Zwecke zum Ausdruck. Auch das gesellige Vereinsleben lag Heinrich Stelter am Herzen. Er spielte leidenschaftlich gerne Golf, war Mitglied im Schützenverein, fuhr Rad und kegelte. Im April 2014 erhielt Heinrich Stelter von der Maler- und Lackiererinnung im Kreis Gütersloh den Goldenen Meisterbrief sowie eine Ehrenurkunde der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld – die Krönung seiner Laufbahn. Als Universaltalent mit unternehmerischem Weitblick bezeichnete ihn damals IHK-Geschäftsführer Christoph von der Heiden.
Gleichzeitig feierten Heinrich Stelter und seine Familie stolz das 50-jährige Bestehen des Betriebes. 2024 nun steht der 60. Geburtstag an. Dem Firmengründer war es nicht mehr vergönnt, bei diesem Anlass dabei zu sein. Nach längerer Krankheit war seine Kraft am Ende.
Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Gisela, den drei Söhnen sowie deren Familie. Am Donnerstag, 25. Januar, findet um 14 Uhr in der Versmolder Friedhofskapelle die Trauerfeier statt.