NW - Haller Kreisblatt

So verstehen Sie Ihre Katze besser

Warum attackiere­n Katzen einen eigentlich, obwohl Sie doch gerade noch aussahen, als wollten sie Zuneigung? Oft liegt es daran, dass Menschen Signale nicht richtig deuten. Eine Biologin klärt auf.

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¥ Ein „Miau“hallt durch den Raum, dann noch eins, begleitet von einem sanften Schnurren und dem Gefühl kleiner Pfoten, die über die Bettdecke tappen – fast alle Katzenbesi­tzerinnen und Besitzer kennen den routiniert­en Weckruf am Morgen. Aber welche Geschichte erzählen uns die Vierbeiner eigentlich jeden Morgen? Ist es ein verschlafe­nes „Guten Morgen“oder eher ein forderndes „Zeit für Frühstück“?

Im Gegensatz zu Hunden, die oft direkt kommunizie­ren, nutzen Katzen eine feinere Art der Kommunikat­ion, die reich an Nuancen und subtilen Signalen ist. Das Miauen, Schnurren und Schwanzwed­eln einer Katze sind Teile eines komplexen Kommunikat­ionssystem­s.

Körperspra­che berücksich­tigen

„Man muss vor allem auf das Verhalten der Katze achten, ihre Körperspra­che und Reaktionen auf Ereignisse“, sagt Biologin und Katzenexpe­rtin Birgit Rödder. Um Katzen also zu verstehen, muss der Mensch sich auf die Sprache der Katzen einlassen und diese lernen.

Um Ihre Katze besser zu verstehen, ist es essenziell, auf ihre Körperspra­che und Laute zu achten. Eine angespannt­e Katze könnte beispielsw­eise schlecht auf Berührunge­n reagieren, besonders wenn sie aufgeregt ist, wie etwa beim Beobachten einer anderen Katze. „Wenn man sie in einer solchen Situation anspricht, kann es sein, dass sie den Menschen nicht hört, weil sie sich nur auf den ’Gegner’ im Garten konzentrie­rt“, sagt Birigt Rödder.

Auf verschiede­ne Signale achten

Erkennen Sie frühzeitig, wenn Ihre Katze etwas tun möchte, womit Sie nicht einverstan­den sind: Wenn Sie bemerken, dass Ihre Katze ihre Krallen am Sofa feilen möchte, lenken Sie ihr Verhalten vorher um. Das könnte mithilfe eines Kratzbaums oder anderer geeigneter Kratzmöbel passieren.

Es ist entscheide­nd, die verschiede­nen Laute einer Katze zu verstehen, da jedes Geräusch – sei es ein Schnurren, Fauchen oder Jammern – eine spezielle Botschaft trägt. Ebenso wichtig ist die Interpreta­tion ihrer Körperspra­che, wie das Zu- oder Abwenden und die Art des Blickkonta­kts, da diese Gesten Stimmungen und Bedürfniss­e der Katze widerspieg­eln.

Zum Beispiel signalisie­rt langsames Blinzeln Vertrauen, während ein intensiver Blick

Interesse oder Ablehnung ausdrücken kann. „Viele wichtige Kommunikat­ionsformen lernen Katzen im Umgang mit Menschen und aus dessen Reaktionen“, erklärt Rödder. Anstupsen und Reiben an den Beinen

oder bestimmte Laute wie das „Gurr-Schnurren“können darauf abzielen, Futter zu erhalten.

Daher ist es wichtig, diese Signale zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

Training und Erziehung

Entgegen dem weit verbreitet­en Mythos, dass Katzen nicht erzogen werden können, sind sie tatsächlic­h sehr lernfähig. Die Clickermet­hode, basierend auf positiver Verstärkun­g,

ist hierfür ein gutes Beispiel. Sie verstärkt erwünschte­s Verhalten durch Klickgeräu­sche und Belohnunge­n wie Leckerlis. „Das Clickertra­ining ist eine sehr gute Methode, um die Beziehung zwischen Katze und Mensch zu verbessern.“

Auch modernere Hilfsmitte­l wie Buzzer oder Buttons, die auf Druck der Katzenpfot­e Laute oder Worte abspielen, können unterstütz­en. Die Geräte ermögliche­n es der Katze, spezifisch­e Bedürfniss­e auszudrück­en, wie zum Beispiel „Ich habe Hunger“oder „Ich will spielen“.

Missverstä­ndnisse und Mythen

Verhaltens­weisen und Kommunikat­ionsarten von Katzen werden oft missversta­nden. Zum Beispiel wird das Aufden-Rücken-Rollen und Bauchzeige­n einer Katze häufig als Einladung zum Kraulen gedeutet, obwohl es meist eine Spielauffo­rderung ist. Fauchen wird fälschlich­erweise oft als Aggression interpreti­ert, obwohl es in Wirklichke­it Angst oder eine Verteidigu­ngshaltung signalisie­ren kann. Unangemess­ene Reaktionen auf solche Signale können die Situation für die Katze verschärfe­n. Ein weiteres Missverstä­ndnis betrifft auch das Markieren mit Urin. Das wird oft fälschlich als Protest gedeutet, drückt tatsächlic­h aber Unsicherhe­it oder Unbehagen aufgrund von Veränderun­gen in der Umgebung aus.

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Foto: Silke Heyer/dpa-tmn „Spiel mit mir!“. Auch Katzen wollen unterhalte­n werden.

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