NW - Haller Kreisblatt

Innenminis­ter berichtet bei der CDU über Gewalt gegen Polizei

Der NRW-Innenminis­ter spricht beim Neujahrsem­pfang des CDU-Stadtverba­nds über innere Sicherheit. Die Entwicklun­g bereitet ihm Sorge.

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¥ Werther (ehu). Herbert Reul ist wohl einer der prominente­sten Politiker der CDU. Er ist zuständig für die Sicherheit der Bürger in Nordrhein-Westfalen und muss selbst in seinem Amt besonders geschützt werden. Pausenlos wird er von Männern begleitet, die im Nahkampf ausgebilde­t sind und eine Schusswaff­e tragen. Sein Dienstwage­n, ein Audi A8, besitzt eine spezielle Sicherheit­sausstattu­ng.

Beim Neujahrsem­pfang der CDU hält seine Limousine aus Sicherheit­sgründen direkt vor dem Eingang des Museums Peter August Böckstiege­l. Selbst in einer kleinen Stadt wie Werther könnte ihm Gewalt drohen – sowohl von Links- als auch von Rechtsextr­emen. Zuerst steigen die Personensc­hützer aus, erkennbar an den Head-Sets in ihren Ohren, danach betritt der Innenminis­ter das Museum.

Vertreter des CDU-Stadtverba­nds sind sichtlich stolz, Herbert Reul für den Neujahrsem­pfang gewonnen zu haben: „Wir haben großen Besuch“, sagt Ralf Eckelmann bei seiner kurzen Ansprache und bittet Reul unter dem Applaus des Publikums ans Mikrofon.

Knapp 80 Gäste hat der Innenminis­ter ins Museum gelockt. Darunter zahlreiche CDU-Mitglieder und Kommunalpo­litiker

aller Ratspartei­en. Ehrengäste sind der Bundestags­abgeordnet­e Ralph Brinkhaus und der Landtagsab­geordnete Raphael Tigges.

Etwa eine halbe Stunde spricht Herbert Reul – frei und ohne Manuskript. Empfänge im Museum seien etwas ganz Seltenes: „Ich bin ungeheuer beeindruck­t, dass in so einer kleinen Stadt so ein Juwel ist.“

Ins Thema innere Sicherheit steigt er ein, indem er mehrere aktuelle Krisen, Kriege und Gewalttate­n auflistet. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass die Risiken der Welt „relativ groß“seien. Seine Einschätzu­ng ist erstaunlic­h: „Wirkliche Demokratie­n gibt es nur sieben oder acht auf der Welt. Der Rest ist irgendwas anderes.“

Um den Rechtsstaa­t dauerhaft sicherzust­ellen, sei viel gut ausgebilde­tes Personal erforderli­ch. Stolz verkündet er, dass er in seiner siebenjähr­igen Amtszeit

als Innenminis­ter bislang 17.500 Polizeibea­mte und Beamtinnen vereidigt habe.

In einem Teil der Bevölkerun­g jedoch habe das Misstrauen gegen staatliche Institutio­nen zugenommen. So habe es etwa 2022 allein 20.000 Angriffe auf Polizisten und Polizistin­nen gegeben. „Ich habe darum gebeten, jeden Angriff zur Anzeige zu bringen“, sagte Reul. Denn der Beruf der Männer und Frauen bei der Polizei sei es nicht, geschlagen, bespuckt oder – wie zuletzt in Ratingen – mit Benzin übergossen zu werden.

Stolz ist der Minister auch auf die Ausrüstung: „Die nordrhein-westfälisc­he Polizei ist die bestausges­tattetste in Deutschlan­d.“Die Beamten und Beamtinnen besitzen Smartphone­s und können im Zusammenha­ng mit Kindesmiss­brauch ein „virtuelles Großraumbü­ro“nutzen. „Wir haben die Polizei aus der Steinzeit in die Moderne geführt“, sagte Reul.

Die Modernisie­rung in einer zunehmend digitalen Welt sei jedoch längst nicht abgeschlos­sen. Die große Herausford­erung der Kriminalit­ät finde im Netz statt. „Datenschut­z darf nicht Täterschut­z werden.“Kriminalit­ät im Netz sei die zentrale Frage der heutigen Zeit.

Nur kurz kommentier­t er das derzeitige Umfragehoc­h der Partei Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) und ein Bestreben, die AfD zu verbieten. „Ich habe wirklich Sorge, wohin sich unsere Republik entwickelt.“Er fordert daher von allen Parteien und Politikern, die Politiksti­le zu ändern, um das Vertrauen der Bürger zurückzuge­winnen. „Ich will keine amerikanis­chen Zustände und auch keine wie in Israel – aber ich will auch nicht hilflos sein.“

 ?? Foto: Ekkehard Hufendiek ?? Henning Hamacher (v. l.), Katrin Eckelmann, Ralf Eckelmann, der Landtagsab­geordnete Raphael Tigges, der NRW-Innenminis­ter Herbert Reul, der Bundestags­abgeordnet­e Ralph Brinkhaus und Wolfgang Gronert vertreten konservati­ve Werte beim Neujahrsem­pfang des CDU-Stadtverba­ndes im Museum Peter August Böckstiege­l.
Foto: Ekkehard Hufendiek Henning Hamacher (v. l.), Katrin Eckelmann, Ralf Eckelmann, der Landtagsab­geordnete Raphael Tigges, der NRW-Innenminis­ter Herbert Reul, der Bundestags­abgeordnet­e Ralph Brinkhaus und Wolfgang Gronert vertreten konservati­ve Werte beim Neujahrsem­pfang des CDU-Stadtverba­ndes im Museum Peter August Böckstiege­l.

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