Gedächtnistraining Personalmangel: Wütender Händler muss Werksverkauf wohl aufgeben
Eigentlich wollte Knud Holst in diesem Jahr den 15. Geburtstag seines Werksverkaufs an der Langen Straße feiern. Nun kommt es wohl anders. Mehr über Gründe und letzte Hoffnungen.
Am Donnerstag, 28. März, findet beim DRK Ortsverein Ravensberg, Bismarckstraße 1, ein Seniorennachmittag statt. Das Thema lautet: „Frischer Schwung für die grauen Zellen“. Renate Runde gestaltet den Nachmittag rund um das Gedächtnistraining. Beginn ist um 15 Uhr. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.
Nachdem die Marke Holst Porzellan im vergangenen Oktober ihr 25-jähriges Bestehen und das Familienunternehmen Holst seinen 95. Geburtstag feiern konnten, sollten in diesem Jahr eigentlich erneut die Sektkorken knallen. Der 2009 eröffnete Werksverkauf an der Langen Straße steht allerdings kurz vor seinem 15. Geburtstag vor dem Aus.
„Uns steht ein recht trauriges Jubiläum bevor. Eigentlich wollten wir das 15-jährige Bestehen unseres Werksverkaufs groß feiern“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Knud Holst (59). Nun aber muss der Verkauf stattdessen wohl geschlossen werden.
„Wir haben keine Mitarbeiter mehr, mit denen wir den Laden offenhalten können“, erklärt Holst. Durch plötzliche
Krankheit und einen Unfall hat der Porzellan-Werksverkauf seine zwei wichtigsten Mitarbeiterinnen verloren und auch die Verstärkung aus der Zentrale steht ab Ende Mai nicht mehr zur Verfügung.
Obwohl man akribisch auf vielen Plattformen nach Fachpersonal und auch nach Seiteneinsteigern gesucht habe, habe das Unternehmen für den Verkauf seit Monaten kein Personal gefunden. „Wenn sich nicht noch Wunder auftun, müssen wir den Laden schließen, obwohl der Werksverkauf wirtschaftlich keine Schwierigkeiten hat“, so Holst.
Der Porzellan-Store in Halle ist ein einzigartiges Handelsunternehmen in Ostwestfalen und bietet als Ableger von Holst Porzellan/Germany ein riesiges Sortiment an günstigem Porzellan. Das Angebot schöpft aus 4.000ArtikelnundIdeenausder
Eigenmarke Holst Porzellan und bietet vor allem mit den Sonderangeboten, der zweiten Wahl, Restanten und Testsortimenten vielfach sehr günstige Preise.
„Es wäre wirklich irrwitzig, wenn wir ein gutes Einzelhandelskonzept mit dem starken Bezug zu Halle und Ostwestfalen schließen müssen, weil es keine Arbeitskräfte mehr gibt“, ärgert sich Holst. Laut seiner Feststellung tut sich der Mittelstand ohnehin seit Jahren schwer, mit den Löhnen und Gehältern der Großunternehmen aus der Region mitzuhalten.
„Plattformen wie Indeed, Xing, StepStone und Jobware haben den vergangenen zehn Jahren stark dazu beigetragen, den wirtschaftlichen und sozialen Status eines echten Berufs zu einem Wegwerfartikel mit dem Namen Job zu degradieren“, kritisiert Holst. Während Holst Porzellan seiner 95-jährigen Tradition der hanseatischen Kaufmannschaft folge, zu denen vor allem Treue, Ehrlichkeit und soziale Verantwortung gegenüber der Belegschaft zählten, entwickelten sich die Arbeitnehmer mit dem aktuellen Überangebot auf dem Arbeitsmarkt zu einem Killer des Mittelstandes.
„Zuerst waren es die Vermieter, die mit ihren horrenden Mieten dem Einzelhandel das Leben immer schwerer gemachthaben,jetztkommendie Arbeitnehmer und die 20Stunden-Generation noch erschwerend hinzu“, sagt Knud Holst. „Ohne ein Wunder wird es Holst Porzellan nur noch da geben, wo uns die Giganten beherrschen: Online, bei Amazon und Alibaba“, sagt der Firmenchef.