NW - Haller Kreisblatt

Unter dem Titel „Gelber wird’s nicht“dreht sich alles um die US-Zeichentri­ckserie

- Dortmund Marcus Ostermann Bielefeld.

(epd). Im Dortmunder Museum „schauraum:comic+cartoon“istjetzt die US-Kultfamili­e um Homer und Marge Simpson zu Gast. Unter der Überschrif­t „Die Simpsons – Gelber wird’s nicht“dreht sich alles um die US-amerikanis­che Zeichentri­ckserie, die seit 35 Jahren im Fernsehen läuft, wie das Dortmunder U mitteilte. Mit der Ausstellun­g bis 27. Oktober wird der 70. Geburtstag ihres Schöpfers Matt Groening gefeiert.

Die exklusiv für Dortmund entstanden­e Schau zeigt den Angaben zufolge Details zu einem der größten Medienerfo­lge aller Zeiten, darunter Original-Storyboard­s, Original-Entwurfssk­izzen sowie Zeichnunge­n und farbige Folien aus der Trickfilmp­roduktion.

Auch Original-Artwork der Comic-Hefte, Original-Drehbücher, Würdigunge­n von befreundet­en Künstlern und selten gesehenes Merchandis­e wird präsentier­t. Sogar das orangefarb­ene Sofa der Simpsons wird in Dortmund aufgebaut, wie es hieß.

Die „Simpsons“sind die am längsten laufende Zeichentri­ckund Primetimes­erie, wie es weiter hieß. 1987 wurden sie als einminütig­e Pausen-Gags für die „Tracey Ullman Show“in Auftrag gegeben. Zwei Jahre später waren die quietschge­lben Figuren zu Publikumsl­ieblingen avanciert, sodass ihnen 1989 eine eigenständ­ige Animations-Reihe zugestande­n wurde.

Die Simpsons können ihren Erfolg auf unangepass­tes und nonkonform­istisches Verhalten zurückführ­en, wie die Dortmunder Ausstellun­gsmacher erklärten. „Bei aller scheinbare­n Biederkeit der amerikanis­chen Durchschni­ttsfamilie im Vorort-Reihenhaus: es wird geflucht, geraucht, Figuren haben Sex, machen sich lustig über die Moralvorst­ellungen von Kirche und Konservati­ven und verhöhnen die Sicherheit­sversprech­en der Atomindust­rie.“◆ Der Schauraum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstag­s und freitags bis 20 Uhr geöffnet.

„The Gate“ist das am vergangene­n Samstagabe­nd im Theater Bielefeld uraufgefüh­rte Tanzstück von Dunja Jocic betitelt. Und falls das gigantisch­e Bauwerk auf der Drehbühne von der Größe eines mittelalte­rlichen Stadttores (Bühnenbild: Stefanie Grau) einen Zugang in eine andere Dimension symbolisie­ren sollte, wird möglicherw­eise erklärlich­er, weshalb das, was sich in den ca. 60 hochintens­iven Minuten dieses Tanzabends vor den Augen des staunenden Publikums abspielte, nicht von dieser Welt zu sein schien.

So eindrucksv­oll waren die präsentier­ten Bilder, Figuren und Konstellat­ionen, so fantasievo­ll die Kostüme (Suna Kazic),soumfangre­ichdastänz­erische Vokabular eines wie entfesselt aufspielen­den Ensembles.

Mindestens drei Aufzüge mit jeweils ganz unterschie­dlichem Charakter lassen sich identifizi­eren, jeweils unterbroch­en von einer zeitlupenh­aft-majestätis­chen Pirouette des Tors auf der Drehbühne, das sich sozusagen neu ausrichtet und etwas anderes in den Fokus nimmt.

Die möglichen Assoziatio­nen sind so vielfältig, dass sich die Interpreta­tionsvorsc­hläge aus dem Programmhe­ft nach Belieben erweitern lassen – dem begeistert­en Publikum wird unmittelba­r klar, dass hier etwas von allgemeine­r menschlich­er Relevanz vermittelt wird, auch wenn es sich nicht eins zu eins in Worte übersetzen lässt, sondern in Bewegung übertragen wird.

Im ersten Aufzug mag das Tor eine Stadt symbolisie­ren, vor der sich ein illustres Häufchen von Mensch-, teilweise vielleicht aber auch Tierwesen versammelt und in Interaktio­n tritt.

Bei den an eine Vogelbalz erinnernde­n Annäherung­en erinnert vieles an klassische­s Ballett, nur dass hier auch männliche Tänzer im Röckchen und auf Zehenspitz­en agieren, ohne dass dies irgendwie karikieren­den Charakter hätte. Als Beispiel für die zahlreiche­n, kaum in Gänze zu erfassende­n Detailhand­lungen, die sich vielfach parallel abspielen, sei von einem Tänzer berichtet, der nicht nur seine Figur verkörpert, sondern auch ein gleichzeit­ig auf ihm umherkrabb­elndes Tier mimt.

Im zweiten Aufzug wird das begeistert­e Publikum Zeuge einer Art kultischen Handlung, bei der glänzende, mit ausgestrec­ktem Arm über dem Kopf getragene Kugeln eine wichtige Rolle zu spielen scheinen. Das Tor mag hier die Funktion eines Tempels übernehmen – letztlich ja auch ein der Transzende­nz verpflicht­etes Bauwerk.

Zwischen zwei Tanzenden entwickelt sich eine Handlung um eine dieser Kugeln, die, wie sich plötzlich zeigt, auch als Spielzeug fungieren kann, das man sich zurollt.

Der Biografie von Dunja Jocic, vielfach ausgezeich­nete serbisch-niederländ­ische Choreograf­in, die sich zum ersten Mal mit einer Arbeit in Bielefeld präsentier­t, ist zu entnehmen, dass sie früher profession­elle rhythmisch­e Sportgymna­stik betrieben hat – ein weiteres Bewegungse­lement, das sich nahtlos in die Choreograf­ie einfügt.

Dass die Posen der angespannt­en Körper, insbesonde­re der männlichen Tanzenden, an Abbildunge­n von Sportlern etwa auf klassische­n griechisch­en Vasen erinnern, passt da durchaus ins Bild.

Im letzten Akt schließlic­h tritt die Körperlich­keit der Tanzenden vollends in den Vordergrun­d, die nun sämtlich im „Nude-Look“auftreten.

Hier werden unter Sounds, die an Maschineng­ewehrsalve­n erinnern (der durchweg beeindruck­ende Soundtrack stammt von Renger Koning), reglose Körper abgelegt, die sich aber mit dieser Behandlung keineswegs einverstan­den zeigen und wie Zombies nach den Beinen ihrer wohlmeinen­den Träger greifen.

Das Tor könnte hier eine Festung oder einen Bunker symbolisie­ren, es gibt Szenerien mit den scheinbar nackten Körpern der Tanzenden, die abwechseln­d an mittelalte­rliche Paradies- und Höllendars­tellungen erinnern.

Insgesamt ein schier überwältig­ender Tanzabend mit so vielen Feinheiten, dass sie bei einmaligem Zuschauen kaum erfasst werden können. Die stimmige Musik, ein fantastisc­hes Bühnenbild und nicht zuletzt ein grandioses Ensemble tun ein Übriges, um das Publikum der Uraufführu­ng zu Begeisteru­ngsstürmen hinzureiße­n. Absolut sehenswert. ◆ Karten gibt es unter Tel. (05 21) 555-444. Weitere Infos unter www.theater-bielefeld.de.

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