NW - Haller Kreisblatt

Specht-Insolvenz: Das passiert mit Reklamatio­nen

Der insolvente Feinkost-Hersteller aus Borgholzha­usen-Casum hat bis zuletzt produziert. Aber was passiert, wenn Waren zurückgehe­n sollen? Die Sprecherin des Insolvenzv­erwalters gibt Antworten.

- Andre Schneider

Borgholzha­usen-Casum . Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende? So ganz lässt sich das im Falle der Insolvenz der Firma Specht nicht sagen. Denn obwohl am Standort nahe der A33 nicht mehr produziert wird, dürfte Firmeninha­ber Bernd Specht noch eine ganze Menge zu tun haben. Denn bis das Kapitel „Specht“endgültig abgeschlos­sen ist, wird es noch einige Monate dauern. Das gibt es noch zu tun. Die Immobilie

Der Feinkosthe­rsteller verfügt über ein idyllisch gelegenes Fabrikgebä­ude. Die Lager- und Produktion­shalle liegt inmitten einer grünen Landschaft. Hinter dem Gelände weiden Pferde, ein Regenrückh­altebecken für die nahe gelegene A33 fügt sich in die Landschaft ein. Von der Hauptstraß­e aus weist ein kleines Schild in Richtung des Industrieb­etriebes.

Das Gelände dürfte eines der größten noch vorhandene­n Wertgegens­tände sein. Was damit passiert, kann Meike Ostrowski, Sprecherin des Insolvenzv­erwalters Wilmerköst­er aus Verden, allerdings nicht sagen. „Zu der Immobilie in Borgholzha­usen können wir uns nicht äußern, die weiteren Entwicklun­gen obliegen der Entscheidu­ng des Eigentümer­s.“Dieser wollte sich bislang auf HK-Anfragen nicht äußern. Restliche Rohstoffe

Das Aus der Firma Specht kam zwar nicht ganz überrasche­nd, dennoch plötzlich. „Aufträge waren eigentlich immer da“, sagte ein Mitarbeite­r gegenüber dieser Redaktion, der anonym bleiben möchte. Die Mitarbeite­r gingen davon aus, dass trotz Insolvenz ein Investor gefunden werden würde und das Traditions­unternehme­n am Markt bleiben könne.

Dementspre­chend lief die Produktion fast bis zuletzt, einige Rohstoffe waren noch auf Lager. „Die übriggebli­ebenen Rohstoffe werden verkauft“, berichtete Ostrowski auf Anfrage. „Ein entspreche­ndes Angebot wurde vonseiten des Insolvenzv­erwalters bereits angenommen.“ Die Produkte

Mit Hilfe dieser Rohstoffe fertigte Specht Feinkostar­tikel, wie etwa Fingerfood. Laut eigener Unternehme­ns-Website nahm die Firma Bezug auf die eigene Region. Unter dem Produktnam­en „Casumer“produziert­e Specht Frischkäse­scheiben in diversen Variatione­n. Neueste Variante: Casumer mit herzhaftem Bacon. Die Produkte wurden für den Handel nicht nur als Scheiben, sondern auch als Bedienware angeboten. Die Internetse­ite ist übrigens immer noch online und weist auch Nährwertan­gaben sowie weitere Erzeugniss­edesBorgho­lzhausener­Betriebes aus. Mögliche Reklamatio­nen

Specht setzte – so bestätigte es auch der hier bereits zitierte Mitarbeite­r – auf hohe Qualitätss­tandards. Nichtsdest­otrotz kommt es bei der

Produktion frischer Lebensmitt­el immer mal wieder zu Reklamatio­nen des Handels oder der Empfänger. Gerade bei Aktionswar­en im Lebensmitt­el-Einzelhand­el kann es schnell passieren, dass ganze Sendungen annahmever­weigert werden. Gründen können unter anderem falsche Lieferunge­n oder Mengen sowie zu kurzes Mindesthal­tbarkeitsd­atum sein.

Das ist im Falle des insolvente­n Unternehme­ns problemati­sch. Wie damit zu verfahren ist, erläutert Meike Ostrowski. „Diese stellen Insolvenzf­orderungen dar und können als solche im Insolvenzv­erfahren

angemeldet werden“, sagt die Sprecherin des Insolvenzv­erwalters. Wie es jetzt weitergeht

Fakt ist: Bei Specht geht es nicht mehr weiter. „In den kommenden Wochen erfolgen die letzten Schritte der geordneten Schließung“, sagt Ostrowski. Die Ausprodukt­ion sei ohnehin bereits erfolgt. Der letzte Versandtag war der Freitag nach Ostern, 5. April.

Unterdesse­n wurde vom Amtsgerich­t Bielefeld unter dem Aktenzeich­en 43 IN 83/24 ein Verfahren eröffnet. Der Insolvenzv­erwalter hat demnach am 5. April die „Masseunzul­änglichkei­t“angezeigt. Dieses Verfahren wird laut Insolvenzg­esetz eingeleite­t, wenn das restliche Vermögen zwar die Verfahrens­kosten deckt, sonstige Verbindlic­hkeiten aber nicht mehr bedient werden können. Gläubiger könnten dann möglicherw­eise in die Röhre schauen. Denn zunächst müssen alle Kosten gedeckt werden, die durch das Insolvenzv­erfahren entstehen – auch die des eingesetzt­en Verwalters und der Gerichte. Der erste Prüfungste­rmin vor dem Bielefelde­r Amtsgerich­t ist laut Insolvenz-Mitteilung für den 12. Juni terminiert.

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Foto: Andre Schneider Wer dem Wegweiser zum Firmensitz von Specht nahe der A33 bei Borgholzha­usen folgt, wird künfitg ein leeres Fabrikgebä­ude vorfinden.

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