Specht-Insolvenz: Das passiert mit Reklamationen
Der insolvente Feinkost-Hersteller aus Borgholzhausen-Casum hat bis zuletzt produziert. Aber was passiert, wenn Waren zurückgehen sollen? Die Sprecherin des Insolvenzverwalters gibt Antworten.
Borgholzhausen-Casum . Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende? So ganz lässt sich das im Falle der Insolvenz der Firma Specht nicht sagen. Denn obwohl am Standort nahe der A33 nicht mehr produziert wird, dürfte Firmeninhaber Bernd Specht noch eine ganze Menge zu tun haben. Denn bis das Kapitel „Specht“endgültig abgeschlossen ist, wird es noch einige Monate dauern. Das gibt es noch zu tun. Die Immobilie
Der Feinkosthersteller verfügt über ein idyllisch gelegenes Fabrikgebäude. Die Lager- und Produktionshalle liegt inmitten einer grünen Landschaft. Hinter dem Gelände weiden Pferde, ein Regenrückhaltebecken für die nahe gelegene A33 fügt sich in die Landschaft ein. Von der Hauptstraße aus weist ein kleines Schild in Richtung des Industriebetriebes.
Das Gelände dürfte eines der größten noch vorhandenen Wertgegenstände sein. Was damit passiert, kann Meike Ostrowski, Sprecherin des Insolvenzverwalters Wilmerköster aus Verden, allerdings nicht sagen. „Zu der Immobilie in Borgholzhausen können wir uns nicht äußern, die weiteren Entwicklungen obliegen der Entscheidung des Eigentümers.“Dieser wollte sich bislang auf HK-Anfragen nicht äußern. Restliche Rohstoffe
Das Aus der Firma Specht kam zwar nicht ganz überraschend, dennoch plötzlich. „Aufträge waren eigentlich immer da“, sagte ein Mitarbeiter gegenüber dieser Redaktion, der anonym bleiben möchte. Die Mitarbeiter gingen davon aus, dass trotz Insolvenz ein Investor gefunden werden würde und das Traditionsunternehmen am Markt bleiben könne.
Dementsprechend lief die Produktion fast bis zuletzt, einige Rohstoffe waren noch auf Lager. „Die übriggebliebenen Rohstoffe werden verkauft“, berichtete Ostrowski auf Anfrage. „Ein entsprechendes Angebot wurde vonseiten des Insolvenzverwalters bereits angenommen.“ Die Produkte
Mit Hilfe dieser Rohstoffe fertigte Specht Feinkostartikel, wie etwa Fingerfood. Laut eigener Unternehmens-Website nahm die Firma Bezug auf die eigene Region. Unter dem Produktnamen „Casumer“produzierte Specht Frischkäsescheiben in diversen Variationen. Neueste Variante: Casumer mit herzhaftem Bacon. Die Produkte wurden für den Handel nicht nur als Scheiben, sondern auch als Bedienware angeboten. Die Internetseite ist übrigens immer noch online und weist auch Nährwertangaben sowie weitere ErzeugnissedesBorgholzhausenerBetriebes aus. Mögliche Reklamationen
Specht setzte – so bestätigte es auch der hier bereits zitierte Mitarbeiter – auf hohe Qualitätsstandards. Nichtsdestotrotz kommt es bei der
Produktion frischer Lebensmittel immer mal wieder zu Reklamationen des Handels oder der Empfänger. Gerade bei Aktionswaren im Lebensmittel-Einzelhandel kann es schnell passieren, dass ganze Sendungen annahmeverweigert werden. Gründen können unter anderem falsche Lieferungen oder Mengen sowie zu kurzes Mindesthaltbarkeitsdatum sein.
Das ist im Falle des insolventen Unternehmens problematisch. Wie damit zu verfahren ist, erläutert Meike Ostrowski. „Diese stellen Insolvenzforderungen dar und können als solche im Insolvenzverfahren
angemeldet werden“, sagt die Sprecherin des Insolvenzverwalters. Wie es jetzt weitergeht
Fakt ist: Bei Specht geht es nicht mehr weiter. „In den kommenden Wochen erfolgen die letzten Schritte der geordneten Schließung“, sagt Ostrowski. Die Ausproduktion sei ohnehin bereits erfolgt. Der letzte Versandtag war der Freitag nach Ostern, 5. April.
Unterdessen wurde vom Amtsgericht Bielefeld unter dem Aktenzeichen 43 IN 83/24 ein Verfahren eröffnet. Der Insolvenzverwalter hat demnach am 5. April die „Masseunzulänglichkeit“angezeigt. Dieses Verfahren wird laut Insolvenzgesetz eingeleitet, wenn das restliche Vermögen zwar die Verfahrenskosten deckt, sonstige Verbindlichkeiten aber nicht mehr bedient werden können. Gläubiger könnten dann möglicherweise in die Röhre schauen. Denn zunächst müssen alle Kosten gedeckt werden, die durch das Insolvenzverfahren entstehen – auch die des eingesetzten Verwalters und der Gerichte. Der erste Prüfungstermin vor dem Bielefelder Amtsgericht ist laut Insolvenz-Mitteilung für den 12. Juni terminiert.