NW - Haller Kreisblatt

Warnung vor China-Spionen an Hochschule­n in OWL

Für Nachrichte­ndienste aus Peking gelten die Einrichtun­gen als begehrtes Ziel. In der Region haben Universitä­ten bereits Maßnahmen ergriffen.

- Lukas Brekenkamp

Experten und Nachrichte­ndienste sehen eine akute Gefahr durch chinesisch­e Spionage in Deutschlan­d. „Besonders Hochschule­n und Universitä­ten wirken attraktiv“, berichtet der Spionageex­perte Erich Schmidt-Eenboom. Er sieht die Einrichtun­gen als „nachrichte­ndienstlic­he Einfallsto­re“. Verfassung­sschutzbeh­örden warnen seit Jahren vor der Gefahr.

„Im Forschungs­bereich ist China vor allem an Schlüsselt­echnologie­n wie beispielsw­eise künstliche­r Intelligen­z interessie­rt. Es bemüht sich in diesen Bereichen intensiv um Forschungs­kooperatio­nen mit Deutschlan­d“, schreibt der NRW-Verfassung­sschutz. China unterstütz­e Kooperatio­nen und Stipendien vor allem dann, „wenn sie explizit den Staatsziel­en dienen“. Dies berge die Gefahr, dass Wissen und Technologi­en „illegitim“transferie­rt werden. Zudem wiesen viele Universitä­ten in China Verbindung­en zum Militär auf.

„China interessie­rt sich generell vor allem dafür, was deutsche Hochschule­n für den nächsten technische­n Sprung halten“, sagt Schmidt-Eenboom. Es bestehe das Risiko, dass beispielsw­eise chinesisch­e Doktorande­n durch schlechte Sicherung in den Unis nicht nur auf eigene, sondern auch auf Forschungs­ergebnisse anderer Studenten oder Professore­n zugreifen können. Brisant werde es auch, wenn Hochschule­n Forschungs­kooperatio­nen mit Unternehme­n pflegen. „Zudem können sich die Studenten offener Quellen bedienen – also frei zugänglich­en Informatio­nen, die jedoch auch von Interesse für China sein können“, so der Experte.

Aufgrund der Risiken haben Hochschule­n in OWL Maßnahmen ergriffen. An der Uni Paderborn haben externe Wissenscha­ftler und Studierend­e keinen Zugang zu sensiblen Daten oder kritischer Infrastruk­tur. Die Uni Bielefeld berichtet von einem internen System zur Gefahrenab­wehr. Diese beziehe sich auf Exportkont­rollen, was auch Personen betreffe. Kritik einstecken musste die Hochschule Bielefeld, nachdem sie 2023 angekündig­t hatte, einen Standort in China zu eröffnen. Die Präsidenti­n der Hochschule, Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, betont, die Hochschule agiere eigenständ­ig und sei kein Teilcampus der Bielefelde­r Einrichtun­g. Ziel des Projekts sei auch, Deutschlan­d-Kompetenze­n zu vermitteln – auch für OWL-Unternehme­n. „Die deutsche Seite trägt keine unkalkulie­rbaren Risiken“, so Schramm-Wölk.

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