Landwirte setzen sich für Wildtierschutz ein
Vor der Mahd beginnt die Suche nach den Rehkitzen – mit Hunden und Drohnen. Im Wind raschelnde Säcke kommen auch zum Einsatz.
Die Landwirte sind derzeit mit Treckern und Erntemaschinen zu sehen. Das Gras wird gemäht und als Wintervorrat für die Kühe und Rinder eingefahren. „Dieser erste Schnitt im Jahr enthält die meisten Nährstoffe“, so Andreas Westermeyer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Gütersloh. Das frische Grün sei optimal. „Das Gras ist gut gewachsen“, erläutert der Vorsitzende. Grünland brauche Wasser, also Feuchtigkeit. Daher sei der Regen in diesem Jahr gut für die Wiesen und Weiden gewesen.
Milchsäuregärung wie bei Sauerkraut
Das gemähte Gras bleibt ein bis zwei Tage lang zum Antrocknenliegen.Dannwirdesmitdem Ladewagen oder dem Feldhäcksler aufgenommen und zum Fahrsilo transportiert, dort aufgeschichtet, verdichtet und mit einer Folie luftdicht abgedeckt.
Weniger große Mengen werden auch in Rundballen oder Vierkantballen gepresst und mit einem Wickelgerät in Folie eingewickelt. „Luftdicht verpackt ist die Silage haltbar“, berichtet der Landwirtevorsitzende. „Abgeschlossen von der Luft läuft der Gärungsprozess ab, die Milchsäuregärung wie beim Sauerkraut.“Kleinste Lebewesen, die Milchsäurebakterien, sind aktiv und machen das Gras „sauer“und dadurch lange haltbar.
„Jetzt im Frühjahr ist hohes
Gras ein gutes Versteck für Wildtiere. Effektiver Wildtierschutz beginnt bereits vor der Mahd“, erklärt Westermeyer. Verschiedene Maßnahmen hätten sich bewährt. In der Regel wissen Landwirte, in welchen Wiesen man häufiger Rehe findet. Oft helfen die örtlichen Jäger mit ihren Hunden. Sie gehen durch die Wiese und suchen sie nach Rehkitzen ab. Wird ein Jungtier gefunden, wird es aus der Wiese heraustragen. Hierbei wird darauf geachtet, dass ein Kitz nicht angefasst wird. Denn es könnte den Menschengeruch annehmen und so von der Mutter verstoßen werden. „Deshalb wird es mit Handschuhen und ganz viel Gras aus der Wiese getragen“, schildert der Vorsitzende.
Da Kitze in den ersten Wochen aber noch keinen Eigengeruch haben, ist es für Hunde recht schwer, sie zu finden. Deshalb greifen Landwirte meistens noch zu anderen Maßnahmen. Am Abend vor der Mahd stellen sie Scheuchen in der Wiese auf, am besten welche, die man sieht und die Geräusche machen. Das können zum Beispiel sein: im Wind raschelnde Säcke, die über Holzpfähle gestreift sind oder Flatterbänder an Stöcken. Auch elektronische Wildscheuchen haben sich im Praxiseinsatz bewährt. Westermeyer: „Durch die Veränderung der Umgebung wird die Rehmutter, die Ricke, verunsichert und führt ihr Junges aus der Wiese heraus.“Ebenso sind Drohnen in Einsatz, um die Kitze zu finden.