NW - Haller Kreisblatt

Einladung auf die größte Klinikbaus­telle

Am Klinikum Mitte wird am 15. Mai Richtfest für das neue Notfall- und Intensivme­dizinische Zentrum gefeiert. Die Bielefelde­r dürfen sich dann im September im Neubau umsehen.

- Susanne Lahr

Bielefeld. Die Dimensione­n sind riesig. Und jetzt, da der Wald aus Stützstreb­en beseitigt ist, beeindruck­en die weitläufig­en betonierte­n hohen Hallen. Doch das wird nicht so bleiben, wenn die Handwerker mit dem Innenausba­u des neuen Notfall- und Intensivme­dizinische­n Zentrums (NIZ) beginnen, das die medizinisc­he Versorgung auf eine neue Stufe heben soll. Lediglich der neue Haupteinga­ng des Klinikums Bielefeld-Mitte wird seine Luftigkeit und Großzügigk­eit behalten. Und eine besondere Brücke wird den Besuchern und Patienten dort die Bedeutung des Neubaus immer wieder unmittelba­r ins Gedächtnis rufen. Am 15. Mai wird an der Teutoburge­r Straße Richtfest gefeiert.

An der Capella Hospitals vorbei führt der Weg künftig ebenerdig von der Straße zum Entree des Klinikums. Das Ziel, den bisherigen Treppenauf­gang des 80er-Jahre-Baus überflüssi­g zu machen, hat umfangreic­he Tiefbauarb­eiten erforderli­ch gemacht. Sich so in die Erde zu buddeln, wird nicht nur für Fußgänger Erleichter­ung bringen, sondern auch ein Novum schaffen fürs Klinikum Bielefeld. Im Untergesch­oss des NIZs entstehen nicht nur Technik- und Lagerräume, sondern auch eine überdachte Anfahrt.

„Das hatten wir bisher nicht“, sagt Geschäftsf­ührer Michael Ackermann, der sich darüber freut, dass die Verkehrsst­röme des Krankenhau­ses in Zukunft entzerrt werden. Verlegungs­fahrten mit Krankenwag­en, Krankentra­nsporte, Taxen, Angehörige, die Patienten zur stationäre­n Aufnahme bringen – sie alle können die neue kleine PkwStraße nutzen. „Und alle werden von dort trockenen Fußes das Klinikum erreichen“, unterstrei­cht der Geschäftsf­ührer. Rettungsfa­hrzeuge nehmen den Weg über eine eigene Rampe hinauf zur Notaufnahm­e. Acht RTW haben künftig vor dem Gebäude gleichzeit­ig Platz.

Doch zurück zum neuen Haupteinga­ng. Er wird etwas von einer sehr großzügige­n Hotellobby haben. „Der alte Eingang mit seiner Drehtür und dem engen Zugangsflu­r war in der Vergangenh­eit teilweise überforder­t“, schildert Michael Ackermann. Der zentrale Eingangsbe­reich werde eines Uni-Klinikums und seiner Frequenz angemessen sein. Jährlich werden an den drei Standorten Bielefeld-Mitte, Rosenhöhe und Halle rund 140.000 Patientinn­en und Patienten behandelt. Rund 3.300 Mitarbeite­nde arbeiten für die Klinikumsg­esellschaf­t.

Im Entree ein großes Panoramafe­nster für sehr viel Licht. Eine so genannte Faltdecke soll die Sichtbeton­optik auflockern, ebenso eine begrünte Wand. Weil Holz aus brandschut­ztechnisch­en Gründen nicht geht, wird gerade an einer Lösung aus Metall gearbeitet, sagt der Bauleiter des Klinikums, Jochen Onischke. Direkt über den Rolltreppe­n und dem Empfangsbe­reich führt besagte Betonbrück­e quer durch die Halle. Sie verbindet den Hubschraub­erlandepla­tz mit der Zentralen Notaufnahm­e (ZNA).

Wird ein Patient auf diesem Weg eingeliefe­rt, bekommen das unten in der Halle zwangsläuf­ig alle mit. Doch Ackermann beruhigt: Die Brüstungen seien so hoch, dass allenfalls die Köpfe des medizinisc­hen Personal für den kurzen Moment zu sehen seien. Entscheide­nd sei der direkte und kurze Weg zur Versorgung.

In der Notaufnahm­e gibt es einen zentralen Empfang – auch für die Notfallpra­xen des ärztlichen Bereitscha­ftsdienste­s, die dort untergebra­cht sind. Von dort geht es weiter in die Untersuchu­ngs- und Behandlung­sräume. Neu ist auch, dass die ZNA eigene Computerto­mografen haben wird zur schnellen Ausschluss­diagnostik. „Es wird künftig keine Vermischun­g mehr mit dem Regeltages­betrieb im Klinikum und der Untersuchu­ng stationäre­r Patienten in der Radiologie geben“, betont der Geschäftsf­ührer.

Nach der Behandlung gelangen die fußläufige­n Patienten über einen separaten Ausgangsfl­ur zurück in die Empfangsha­lle. „Das war unseren Mitarbeite­rn wichtig, diesen Kreuzungsv­erkehr möglichst zu unterbinde­n“, erklärt Michael Ackermann. Die Mitarbeite­nden haben direkten Einfluss auf die Planung des NIZs genommen. Das ging sogar soweit, dass wichtige Räume realitätsg­etreu mit Pappwänden rekonstrui­ert wurden, um herauszufi­nden, ob für die praktische­n Abläufe alles an seinem rechten Platz ist. „Deshalb haben wir beispielsw­eise an vielen Stellen jetzt Schiebetür­en“, sagt der Geschäftsf­ührer.

Zu den vielen Neuerungen gehören – auch als Ausfluss der Corona-Pandemie – eigene Aufnahme- und Isolations­räume für Menschen mit Infektions­krankheite­n. Außerdem gibt es in Anbindung an die ZNA eine kleine Beobachtun­gsstation mit sechs Zimmern und mit besseren Kontrollmö­glichkeite­n für kritische Patienten. Bislang liegen solche Zimmer räumlich ungünstig in der fünften Etage.

Mit der neuen rund 2.400 Quadratmet­er großen Intensivst­ation wird die Zahl der Intensivpl­ätze des Klinikums von 29 auf 40 anwachsen. In Bielefeld gebe es so viele notfallund intensivme­dizinische Patienten, dass die Intensivst­ation etwa die Hälfte des Jahres belegt und vom Notfallsys­tem abgemeldet sei. „Das ist also ein wichtiger Schritt für die Versorgung in Bielefeld“, betont daher der Klinik-Geschäftsf­ührer.

Zu allen Einzelzimm­er (16) und Doppelzimm­ern (12) gebe es nun auch Hygienesch­leusen zum Umkleiden. Aktuell gibt es nur für zwei Intensivpl­ätze eine Schleuse, sonst ist Umkleiden auf dem Flur erforderli­ch. „Das ist auf der heutigen Intensivst­ation ein maximaler Störfaktor“, weiß Ackermann.

Und noch etwas soll die Arbeit auf der Intensivst­ation verbessern: zwischen jeweils zwei Zwei-Bett-Zimmern wird es „Flow-Stations“geben: Von dort aus hat das Intensivpe­rsonal gleich vier Patienten im direkten Blick und kurze Wege. In der heutigen Intensivst­ation gibt es einen zentralen Überwachun­gsplatz für alle Patientinn­en und Patienten.

Fertig werden soll das NIZ in etwa einem Jahr. Am 1. September werden die Bielefelde­r eine erste Möglichkei­t haben, sich bei einem Tag der offenen Tür selbst einen ersten Eindruck über das Projekt zu verschaffe­n, das rund 58 Millionen Euro kosten wird. Sehr viel früher wird das neue Studierend­enhaus für das Unikliniku­m in der Nachbarsch­aft fertig. Ab Oktober werden die angehenden Mediziner an der Eduard-Windhorst-Straße lernen und arbeiten können.

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Fotos: Sarah Jonek Bauleiter Jochen Onischke zeigt, dass der Neubau mit Gateways mit dem Altbau des Klinikums verbunden wird.
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Grafik: Klinikum Bielefeld So wird künftig der Eingangsbe­reich des Klinikums Bielefeld an der Teutoburge­r Straße aussehen.
 ?? ?? Michael Ackermann (l.) und Jochen Onischke.
Michael Ackermann (l.) und Jochen Onischke.

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