Elf Meter über dem Alltag im besonderen Baumhaus
In einer mächtigen Eiche wenige Meter neben der Grundschule schwebt das Hörster Baumhaus. Die Eigentümerin hat sich damit einen Traum erfüllt. Dem HK hat sie ihr besonderes Domizil gezeigt.
Halle.
Gerlinde Schulte-Brochterbeck hat zwei Wohnungen: eine im zweiten Stock und eine, nun ja, irgendwie noch darüber. Die Hörsterin hat sich vor zehn Jahren mit einem professionellen Baumhaus einen Traum erfüllt. Fußbodenhöhe: 11,50 Meter.
Jeder, der als Kind einmal ein Baumhaus gebaut hat, kennt die Probleme, mit der so ein Projekt zu kämpfen hat. Schon daran, den passenden Baum zu finden, scheitern manche. Gerlinde Schulte-Brochterbeck wählte eine Eiche auf ihrem Grundstück nahe der Grundschule Hörste aus.
Der alte Baum hat einen beträchtlichen Umfang, was in Anbetracht der zwei Tonnen Gewicht der Konstruktion – die metallene Treppe nicht mitgerechnet – auch notwendig ist. Trotz der Wendeltreppe ist der Aufstieg schwierig. Mehrere niedrige Äste gilt es zu überwinden. Hat man aber erst die Plattform erreicht, steht man überraschend sicher.
Hörsterin hat sich einen Traum erfüllt
Der Weg zum Baumhaus war auch zeitlich lang. „Die Idee hatte ich schon, als wir das Grundstück gekauft haben“, berichtete die Eigentümerin dem HK. „Anfangs dachte mein Mann noch, er könnte mich mit einer EuroPalette im Baum abspeisen.“Die Initialzündung war dann ein Stelzenhaus namens „Froschkönig“, das in Münster steht.
Zuerst musste aber dessen Architekt, Andreas Wenning, überzeugt werden. Auch für ihn war der Plan, so ein Haus allein in der Krone einer Eiche ruhen zu lassen, Neuland. Gemeinsam mit Schulte-Brochterbecks Ehemann, der Bauingenieur ist, wurden Befestigungsmöglichkeiten gesucht, die Statik berechnet und schließlich eine Sondernutzungserlaubnis im Bebauungsplan beantragt.
Die Einigung scheiterte dann noch fast am Widerrufsvorbehalt des Bau- und Verkehrsausschusses. „Das hätte ich nicht mitgemacht“, sagte die Bauherrin.
Bei Baukosten von weit über 50.000 Euro verständlich. Hätte es doch bedeutet, dass die Stadt Halle ihr zu jedem Zeitpunkt hätte vorschreiben können, das Baumhaus wieder zu entfernen.
Schließlich einigte man sich aber doch, das Baumhaus konnte mit einigen Auflagen gebaut werden. Der Rohbau selbst entstand dabei allerdings in Bremen. Aus Metall und Holz wurde der zylindrische Torso gebaut. Die Bodenfläche der Terrasse besteht auf Wunsch aus nachhaltig angebautem TatajubaTropenholz,
das besonders hart und langlebig ist, allerdings auch schwer.
An vielen Stellen wurde Edelstahl verwendet, um das Haus langlebig zu machen. Mindestens 20 Jahre sollte es stehen. Um es zu befestigen und das Gewicht gleichmäßig auf den 1,10 Meter dicken Eichenstamm zu verteilen, bekam das Baumhaus zwei Stützen. Diese sind mit Schrauben im Baum verankert und zusätzlich über Stahlseile aufgehängt. „Weil die Schrauben aus Edelstahl bestehen, ist das möglich“, sagte SchulteBrochterbeck.
An vielen Stellen musste die Architektur dem Baum angepasst werden. Mehrere Äste ragen durch die Terrasse, das Leben findet drum herum statt.
Im Haus selbst ist man in einer Welt für sich. Wie aus einem UFO blickt man durch die großen ovalen Fenster vorne und hinten auf die elf Meter tiefer liegende Landschaft oder durch das Glasdach gen Himmel. Ein kleines Bett nimmt fast den ganzen Raum ein, dazu ein Bücherregal und eine Sitzbank. Auch Strom gibt es.