1.100 Menschen bekommen Glasfaser gratis
„Lichterfest“nennt Greenfiber den großen Tag: Nach mehreren Jahren Vorarbeit geht der Anbieter endlich ans Netz – und appelliert an Unentschlossene, die letzte Chance zu nutzen.
Steinhagen. „Das Licht ist angekommen“, Greenfiber-Chef Uwe Krabbe spart nicht an großer Symbolik bei diesem besonderen Termin. Seit zwei Jahren verlegt sein noch junges Unternehmen in Steinhagen, Werther und Borgholzhausen Glasfaserleitungen. Nun ist es endlich so weit: Alle, die direkt bei Greenfiber unterschrieben haben, werden dieser Tage freigeschaltet. Das betrifft rund 300 Kunden.
Insgesamt hat das Unternehmen aus Hamburg sogar 1.100 Anschlüsse in der Region gelegt. Die meisten Angeschlossenen zogen es aber vor, nicht direkt zum neuen Anbieter zu wechseln. Denn das ist das Gute am Angebot: Auch wer den Anschluss gar nicht nutzen will, kann ihn sich kostenlos legen lassen. Die Kosten trägt der Steuerzahler – dank großzügiger Förderung von Bund, Land und Kommunen.
„Bei diesem Projekt waren das im Schnitt 28.000 Euro pro Anschluss“, weiß Uwe Krabbe. „Ein Geschenk an die Bürger“, nennt er die Subvention. Davon profitieren alle die, bei denen ein Anschluss für einen Netzanbieter nicht „eigenwirtschaftlich darstellbar“ist, wie der Fachmann erklärt. Bei 40 Euro pro Monat für einen Internetanschluss lohne sich so eine Investition für Anbieter wie Vodafone, Telekom und Co. eben nicht. Wer zum Beispiel im Steinhagener Außenbereich wohnt, wurde angeschrieben.
Nach Jahren geht es endlich ans Netz
Und natürlich ist das Förderprojekt auch eine Investition in die Zukunft, findet der offizielle Breitband-Koordinator des Kreises Gütersloh. „Aus Sicht des Kreises ist das gut angelegtes Geld“, sagt Jan Christoph Dübner. 21,6 Millionen Euro genau für die drei Kommunen.
92 Prozent der Angeschriebenen haben das Geschenk bisher angenommen, weiß der Greenfiber-Chef. Damit sei er „sehr zufrieden“. Trotzdem bleiben noch mehr als 100 potenzielle Kunden, die bisher nicht angebissen haben. „Wir appellieren, sich jetzt noch einen Anschluss legen zu
lassen“, wirbt Krabbe. Wer sich in den kommenden Tagen melde, könne noch berücksichtigt werden: „Das kriegen wir noch hin.“Wer danach einen Glasfaser-Anschluss haben wolle, müsse den wohl selbst bezahlen.
Auf das schnelle Mobilfunk-Netz „5G“zu warten, wollen Krabbe und Dübner nicht empfehlen. Funktionierendes 5G für alle Bürger werde es nicht geben, sagt der Greenfiber-Geschäftsführer. Einerseits sei es gar nicht möglich, entsprechend viele Masten aufzustellen (5G braucht ein Vielfaches der Mobilfunkantennen, die heute verwendet werden), andererseits gehe beim Mobilfunk je nach lokaler Nutzerzahl die Bandbreite in die Knie, wie beim WLAN. „Vielleicht kommt es im städtischen Raum, aber bei unserer Topografie wird 5G nicht funktionieren“, pflichtet Jan Christoph Dübner bei.
Auch wenn das Gesamtprojekt deutlich länger gedauert hat, als ursprünglich geplant, ist der Greenfiber-Chef zufrieden. Angesprochen auf Berichte von Problemen auf den Baustellen, sieht er nur Einzelfälle.
„Wir hatten sehr, sehr wenige Schäden“, so Krabbe. Einzelne Probleme, wie beim CVJM-Heim in Werther, seien nicht zu leugnen, insgesamt sei es aber gut gelaufen.
Chef äußert sich zu Kritik an Greenfiber
„Die Schwierigkeit beim Tiefbau ist ja, dass man nicht sieht, was unter der Erde liegt“, springt der Breitband-Koordinator des Kreises in die Bresche. Fehler ließen sich nie komplett ausschließen. Dazu komme, dass man oft mit mehr als 40 Jahre alten Plänen der Telekom arbeiten müsse, die sich von den heutigen Gegebenheiten stark unterschieden, so Krabbe.
In Werther hatte es darüber hinaus Kritik am Telekomunikations-Unternehmen gegeben, weil Mitarbeiter von Subunternehmern auf Baustellen unter extremsten Bedingungen hatten arbeiten müssen. So wurde berichtet, dass die Männer im Hochsommer ohne Wasser oder Schatten auskommen mussten. Insgesamt habe man von den Problemen mit Subunternehmen
gelernt, resümiert Uwe Krabbe. So habe man sich bewusst von einem Tiefbauer getrennt und sogar eine eigene Tiefbau-Abteilung gegründet. „Das Glasfaser-Einbauen machen wir jetzt mit eigenen Leuten“, so der Geschäftsführer.
„Dann haben wir alles von der Planung bis zum Anschluss in der eigenen Hand.“
Insgesamt sei das Greenfiber-Kabel, das „beste Produkt, das es in Europa gibt“, zeigt sich der Geschäftsmann selbstbewusst. Kaum jemand sonst verlege
standardmäßig 10-Gigabit-Leitungen. Insgesamt habe sein Unternehmen in Werther, Borgholzhausen und Steinhagen 277 Kilometer Tiefbau erledigt, 651 Kilometer Leitungen verlegt, darin 1.191 Kilometer Glasfaser-Leitungen.