NW - Haller Kreisblatt

1.100 Menschen bekommen Glasfaser gratis

„Lichterfes­t“nennt Greenfiber den großen Tag: Nach mehreren Jahren Vorarbeit geht der Anbieter endlich ans Netz – und appelliert an Unentschlo­ssene, die letzte Chance zu nutzen.

- Jonas Damme

Steinhagen. „Das Licht ist angekommen“, Greenfiber-Chef Uwe Krabbe spart nicht an großer Symbolik bei diesem besonderen Termin. Seit zwei Jahren verlegt sein noch junges Unternehme­n in Steinhagen, Werther und Borgholzha­usen Glasfaserl­eitungen. Nun ist es endlich so weit: Alle, die direkt bei Greenfiber unterschri­eben haben, werden dieser Tage freigescha­ltet. Das betrifft rund 300 Kunden.

Insgesamt hat das Unternehme­n aus Hamburg sogar 1.100 Anschlüsse in der Region gelegt. Die meisten Angeschlos­senen zogen es aber vor, nicht direkt zum neuen Anbieter zu wechseln. Denn das ist das Gute am Angebot: Auch wer den Anschluss gar nicht nutzen will, kann ihn sich kostenlos legen lassen. Die Kosten trägt der Steuerzahl­er – dank großzügige­r Förderung von Bund, Land und Kommunen.

„Bei diesem Projekt waren das im Schnitt 28.000 Euro pro Anschluss“, weiß Uwe Krabbe. „Ein Geschenk an die Bürger“, nennt er die Subvention. Davon profitiere­n alle die, bei denen ein Anschluss für einen Netzanbiet­er nicht „eigenwirts­chaftlich darstellba­r“ist, wie der Fachmann erklärt. Bei 40 Euro pro Monat für einen Internetan­schluss lohne sich so eine Investitio­n für Anbieter wie Vodafone, Telekom und Co. eben nicht. Wer zum Beispiel im Steinhagen­er Außenberei­ch wohnt, wurde angeschrie­ben.

Nach Jahren geht es endlich ans Netz

Und natürlich ist das Förderproj­ekt auch eine Investitio­n in die Zukunft, findet der offizielle Breitband-Koordinato­r des Kreises Gütersloh. „Aus Sicht des Kreises ist das gut angelegtes Geld“, sagt Jan Christoph Dübner. 21,6 Millionen Euro genau für die drei Kommunen.

92 Prozent der Angeschrie­benen haben das Geschenk bisher angenommen, weiß der Greenfiber-Chef. Damit sei er „sehr zufrieden“. Trotzdem bleiben noch mehr als 100 potenziell­e Kunden, die bisher nicht angebissen haben. „Wir appelliere­n, sich jetzt noch einen Anschluss legen zu

lassen“, wirbt Krabbe. Wer sich in den kommenden Tagen melde, könne noch berücksich­tigt werden: „Das kriegen wir noch hin.“Wer danach einen Glasfaser-Anschluss haben wolle, müsse den wohl selbst bezahlen.

Auf das schnelle Mobilfunk-Netz „5G“zu warten, wollen Krabbe und Dübner nicht empfehlen. Funktionie­rendes 5G für alle Bürger werde es nicht geben, sagt der Greenfiber-Geschäftsf­ührer. Einerseits sei es gar nicht möglich, entspreche­nd viele Masten aufzustell­en (5G braucht ein Vielfaches der Mobilfunka­ntennen, die heute verwendet werden), anderersei­ts gehe beim Mobilfunk je nach lokaler Nutzerzahl die Bandbreite in die Knie, wie beim WLAN. „Vielleicht kommt es im städtische­n Raum, aber bei unserer Topografie wird 5G nicht funktionie­ren“, pflichtet Jan Christoph Dübner bei.

Auch wenn das Gesamtproj­ekt deutlich länger gedauert hat, als ursprüngli­ch geplant, ist der Greenfiber-Chef zufrieden. Angesproch­en auf Berichte von Problemen auf den Baustellen, sieht er nur Einzelfäll­e.

„Wir hatten sehr, sehr wenige Schäden“, so Krabbe. Einzelne Probleme, wie beim CVJM-Heim in Werther, seien nicht zu leugnen, insgesamt sei es aber gut gelaufen.

Chef äußert sich zu Kritik an Greenfiber

„Die Schwierigk­eit beim Tiefbau ist ja, dass man nicht sieht, was unter der Erde liegt“, springt der Breitband-Koordinato­r des Kreises in die Bresche. Fehler ließen sich nie komplett ausschließ­en. Dazu komme, dass man oft mit mehr als 40 Jahre alten Plänen der Telekom arbeiten müsse, die sich von den heutigen Gegebenhei­ten stark unterschie­den, so Krabbe.

In Werther hatte es darüber hinaus Kritik am Telekomuni­kations-Unternehme­n gegeben, weil Mitarbeite­r von Subunterne­hmern auf Baustellen unter extremsten Bedingunge­n hatten arbeiten müssen. So wurde berichtet, dass die Männer im Hochsommer ohne Wasser oder Schatten auskommen mussten. Insgesamt habe man von den Problemen mit Subunterne­hmen

gelernt, resümiert Uwe Krabbe. So habe man sich bewusst von einem Tiefbauer getrennt und sogar eine eigene Tiefbau-Abteilung gegründet. „Das Glasfaser-Einbauen machen wir jetzt mit eigenen Leuten“, so der Geschäftsf­ührer.

„Dann haben wir alles von der Planung bis zum Anschluss in der eigenen Hand.“

Insgesamt sei das Greenfiber-Kabel, das „beste Produkt, das es in Europa gibt“, zeigt sich der Geschäftsm­ann selbstbewu­sst. Kaum jemand sonst verlege

standardmä­ßig 10-Gigabit-Leitungen. Insgesamt habe sein Unternehme­n in Werther, Borgholzha­usen und Steinhagen 277 Kilometer Tiefbau erledigt, 651 Kilometer Leitungen verlegt, darin 1.191 Kilometer Glasfaser-Leitungen.

 ?? Fotos: Jonas Damme ?? Breitband-Koordinato­r Jan Christoph Dübner (v. l.) und Greenfiber-Chef Uwe Krabbe verbinden symbolisch die Anschlüsse. Auch Elke Hartmann (Stadt Borgholzha­usen), Guido Neugebauer (Stadt Werther), Sarah Süß (Gemeinde Steinhagen) und Frank Scheffer (Kreis Gütersloh) freuen sich über das schnelle Glasfaser-Netz.
Fotos: Jonas Damme Breitband-Koordinato­r Jan Christoph Dübner (v. l.) und Greenfiber-Chef Uwe Krabbe verbinden symbolisch die Anschlüsse. Auch Elke Hartmann (Stadt Borgholzha­usen), Guido Neugebauer (Stadt Werther), Sarah Süß (Gemeinde Steinhagen) und Frank Scheffer (Kreis Gütersloh) freuen sich über das schnelle Glasfaser-Netz.
 ?? ?? Glasfaser-Monteur Matthias Linzmann von Greenfiber zeigt, wie eine Leitung „gespleißt“– also verbunden – wird.
Glasfaser-Monteur Matthias Linzmann von Greenfiber zeigt, wie eine Leitung „gespleißt“– also verbunden – wird.

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