Neue Heimat für Wirtepaar mit Versmolder Geschichte
Sylvia und Jürgen Steinberg prägten mit der Gaststätte Troll einst Versmolds Vereins-Szene. Nun sind sie im Münsterland angekommen. Was die Gastronomen heute noch mit Versmold verbindet.
Versmold/Saerbeck.
„Versmold ist meine Geburtsstadt“, sagt Jürgen Steinberg. Der Lebensmittelpunkt von ihm und seiner Ehefrau Sylvia liegt inzwischen aber im Münsterland. In Saerbeck hat das Gastro-Ehepaar ein eigenes Restaurant. Doch bevor sie den Schritt in die Nähe des Flughafens Münster/Osnabrück wagten, schrieben sie in Versmold ein großes Kapitel Gastronomie-Geschichte.
Es war der 15. März 2006. Deutschland bereitete sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft ein paar Wochen später vor. Viele Gaststätten und Kneipen hofften auf großen Zuspruch im Sommer. Aber an einer Adresse sollte es nicht weitergehen: Der „Troll“schloss für immer seine Pforten. Sylvia und Jürgen Steinberg wagten einen Neuanfang.
„Der Pachtvertrag wurde dort nicht verlängert“, erinnert sich der Gastronom. Nach zehn Jahren in dem Lokal, in dem einst das Restaurant Memic Balkan-Küche servierte, endete die Kneipen-Geschichte an der prominenten Adresse. Die Steinbergs suchten also eine neue berufliche wie auch private Existenz. Fündig wurden sie im Münsterland.
Neues Lokal in Flughafen-Nähe
In Saerbeck bei Emsdetten eröffneten sie ein neues Lokal. Fünf Jahre lang pachteten sie ein Traditionshaus. „Irgendwann wollten wir etwas kaufen“, so Steinberg. Nach langer Suche wurden sie fündig – mitten im Zentrum der Kleinstadt. Seitdem betreiben sie das Lokal „Markt 23“mit urgemütlichem westfälischem Ambiente. Sie sind angekommen. „Wir fühlen uns hier zu Hause und akzeptiert. Das ist ein tolles Lebensgefühl“, sagt Steinberg.
Die Münsterländer kommen häufig und gerne in das
Lokal im Zentrum. Jürgen Steinberg nennt ein Beispiel: „Hier wird Karneval groß gefeiert. Wenn der Zug vorbei ist, dauert es nicht lange und bei uns ist alles voll.“Gleiches gelte für Veranstaltungen im Ort, wie die jährliche Kirmes. Auch die Gemeinde kehrt mit ihren Gästen häufig im „Markt 23“ein. Der Fokus liegt für das Ehepaar Steinberg heute allerdings voll auf dem Restaurant-Betrieb. „Das hat sich seit
Jürgen Steinberg veranstaltete 2005 ein Oktoberfest mit Mitarbeiterinnen aus der Gaststätte Troll.
Corona stark verändert“, sagt der Gastronom. Zwar trägt die Örtlichkeit noch offiziell die Bezeichnung „Bierbar“, aber das klassische Kneipengeschäft geht immer weiter zurück.
Das ist ein Unterschied zu Versmolder Zeiten. Der „Troll“neben der Tankstelle Krieger war Anlaufpunkt für viele Vereine. Die Handballer der SF Loxten feierten dort so manchen Heimspielsieg. An
Spiele in der Oberliga war damals noch nicht zu denken. Auch ein Kartenclub kam regelmäßig. Jürgen Steinberg war sogar Vorsitzender, legte das Amt mit dem Wegzug allerdings nieder.
Noch heute pflegen die Steinbergs gute Beziehungen in die Fleischstadt. Der Sohn der beiden lebt mit seiner Familie noch immer hier. Daher unternehmen sie häufig Ausflüge nach Versmold. Ab und zu kommen sie dann auch an dem ehemaligen Lokal vorbei. Ob sie dann Wehmut empfinden? „Nein“, sagt Jürgen Steinberg. „Es erzeugt bei uns keine Gefühle, wenn wir dort sind.“Die Zeit, in der das Gastro-Paar auch einige Oktoberfeste im ehemaligen Autohaus Nagel organisierte, bleibt dennoch in guter Erinnerung.
Wirtepaar hat noch einiges vor
Als Jürgen Steinberg die Gaststätte Troll aufgab und sich ein neues Betätigungsfeld suchte, war er bereits 47 Jahre alt. So langsam könnte der heute 66-Jährige also an den Ruhestand denken. Erste Beratungsgespräche zur Rente hatte er bereits. „Aber ans Aufhören denke ich noch nicht“, sagt der Vollblut-Gastronom. Schließlich braucht Ehefrau Sylvia auch noch ein paar Jahre, ehe sie das Rentenalter erreicht. Die beiden denken maximal darüber nach, einen Ruhetag mehr in der Woche einzubauen.
Sie haben eben noch einiges vor, in ihrer neuen Heimat. Die nächsten Veranstaltungen stehen bereits an. Dazu gehören ein Rudelsingen oder immer wieder Live-Musik. Über Gäste aus Versmold würden sich die Steinbergs dann jedenfalls freuen. „Der eine oder andere war natürlich schon einmal hier.“Vielleicht hat Steinberg dann auch Möglichkeit, über alte Zeiten im Troll zu plaudern. Bei vielen ist die Kneipe eben noch in guter Erinnerung.