NW - Haller Kreisblatt

Von Berlin zum Biogut: Open-Air-Lesung auf Mitmach-Bauernhof

Jamie Oliver und Co. haben es vorgemacht: Bio und regional liegen voll im Trend. Im Juni kommt eine Autorin auf den solidarisc­hen Bauernhof in Steinhagen, um von ihrem erfolgreic­hen Weg zur Biobäuerin zu berichten.

- Jonas Damme

Steinhagen.

Alternativ­e Landwirtsc­haft ist auch heute noch eine Nische. Für AusnahmeLa­ndwirte, wie die Steinhagen­er Familie Retzlaff mit ihrem solidarisc­hen Solawi-Projekt, ist deshalb die Verbreitun­g ihrer Ideale mindestens ebenso wichtig, wie der Anbau von Gemüse ohne Pestizide oder landwirtsc­haftliche Großgeräte.

Trotzdem sind sie mit ihrem Kampf nicht allein. Star-Fernsehkoc­h Jamie Oliver setzt sich schon seit Jahren für regionale Bio-Produkte ein, genauso wie sein deutscher Kollege Tim Mälzer. Und auch jenseits der TV-Bildschirm­e gibt es eine wachsende Szene von YouTubern, Influencer­n und Autoren, die vormachen, wie der Weg von der Stadt auf den eigenen Biohof funktionie­ren kann.

Eine von ihnen ist Natasa Kramberger. Die Wahl-Berlinerin veröffentl­ichte im Verbrecher-Verlag den Roman „Verfluchte Misteln!“. Darin erzählt die gebürtige Slowenin mit viel Humor, wie sie den

Bauernhof der Großeltern im Heimatdorf Jurovski Dol wiedererwe­ckt und welche Unwägbarke­iten die Bio-Ideologie mit sich bringt. Es braucht Zeit, bis die Nachbarn in der ländlichen Region die „verrückte“Großstädte­rin akzeptiere­n und bis die Autorin lernt, wo die Fallstrick­e im Garten liegen.

„Ich bin in den großen Zeitungen auf Rezensione­n des Buches gestoßen“, berichtet Wolfgang Groß. Der Steinhagen­er kämpft ebenso umtriebig für Kultur auf dem Land, wie die Retzlaffs für alternativ­e Anbaumetho­den. Unter anderem mit dem Verein „Kultur vor Ort“holt Groß immer wieder Kreative nach Steinhagen.

Weil er auch Kontakte zum Solawi-Projekt „Crowd und Rüben“der Familie Retzlaff pflegt, kam ihm die Idee, die spannende Autorin auf den Hof zu holen. „Als ich Frau Kramberger das vorschlug, sagte sie, es sei toll, nicht immer nur in Buchhandlu­ngen zu lesen, sondern auch mal vor Ort, direkt beim Projekt“, so der Kulturfan.

Bei Helga, Thomas, Inke und Sonja Retzlaff stieß er damit auf offene Ohren. Helga Retzlaff hat den Roman bereits gelesen und in der Slowenieri­n Natasa Kramberger eine Geistesver­wandte erkannt. „Die Gedankenwe­lt ist sehr parallel. Vieles ist bei uns genauso“, sagt sie. „Auch wir wollten ja was machen aus dem vorhandene­n Hof, entgegen aller Voraussage­n, dass man hier kein Gemüse anbauen kann.“

Vor allem bei den Enttäuschu­ngen, die so ein mutiges Projekt – ob in Westfalen oder in Slowenien – mit sich bringt, habe sie sich wiedergefu­nden. „Da hat man Pflanzen mühevoll vorgezogen, ausgepflan­zt – und in der ersten Nacht werden sie komplett abgefresse­n! Das alles kennen wir zu Genüge“, berichtet Retzlaff.

Am Freitag, 14. Juni, kommt Natasa Kramberger nach Steinhagen. Ab 18 Uhr liest sie auf dem Solawi-Hof Retzlaff, Friedhofst­raße 13, aus ihrem Roman. Karten sind erhältlich im Vorverkauf für acht oder an der Abendkasse für zehn Euro. Bei entspreche­ndem Wetter findet die Lesung im Garten statt, sonst auf der Deele.

Die Verfluchte-Misteln-Lesung wird nicht die letzte Kooperatio­n zwischen „Crowd und Rüben“und „Kultur vor Ort“bleiben. Als nächster Gast soll die erfolgreic­he Illustrato­rin Kat Menschik folgen, die unter anderem für die Frankfurte­r Allgemeine Zeitung arbeitet und Haruki Murakamis Romane bebildert. In ihrem Fortsetzun­gscomic „Der goldene Grubber“berichtet sie aus ihrem Garten in der Nähe von Berlin.

 ?? Foto: Jonas Damme ?? Sonja Retzlaff stöbert im Roman „Verfluchte Misteln!“, den die Autorin Natasa Kramberger bald in Steinhagen vorstellen wird. Wolfgang Groß und Helga Retzlaff lesen derweil in Büchern von Illustrato­rin Kat Menschik.
Foto: Jonas Damme Sonja Retzlaff stöbert im Roman „Verfluchte Misteln!“, den die Autorin Natasa Kramberger bald in Steinhagen vorstellen wird. Wolfgang Groß und Helga Retzlaff lesen derweil in Büchern von Illustrato­rin Kat Menschik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany