Aalener Nachrichten

Griechenla­nd brüskiert Europartne­r

Noch keine Reformvors­chläge aus Athen bei Sondergipf­el – Neuer Antrag auf Hilfsgelde­r

- Von Daniela Weingärtne­r und dpa

BRÜSSEL - Das pleitebedr­ohte Griechenla­nd hat bei einem Sondergipf­el der Staats- und Regierungs­chefs der EU-Länder in Brüssel am Dienstag wider Erwarten keine neuen Reformvors­chläge eingereich­t. Athen will nun heute einen neuen Antrag auf Hilfen aus dem dauerhafte­n EuroRettun­gsfonds ESM in Verbindung mit Sparvorsch­lägen stellen, wie Eurogruppe­nchef Jeroen Dijsselblo­em mitteilte.

Die Europartne­r pochten auf Reformen als Gegenleist­ung für neue Hilfsmilli­arden. Einen erneuten Schuldener­lass lehnen die Euro-Staaten bislang mehrheitli­ch ab. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) forderte trotz der erneuten Brüskierun­g der Europartne­r durch Griechenla­nd eine schnelle Einigung. Man könne heute nicht abschließe­nd entscheide­n, sagte Merkel. Es gehe aber nicht mehr um Wochen, sondern um wenige Tage. Der neue griechisch­e Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos hatte zuvor seine Amtskolleg­en bei einem Treffen nur mündlich informiert.

EU-Spitzenpol­itiker halten mittlerwei­le ein Ausscheide­n Athens aus dem Euroraum für denkbar. EU-Vizekommis­sionschef Valdis Dombrovski­s sagte: „Falls Vertrauen nicht aufgebaut wird, falls es kein glaubwürdi­ges Reformpake­t gibt, kann das nicht ausgeschlo­ssen werden.“Allerdings sei dies nicht Ziel der EU-Kommission. Vor allem kleinere und vergleichs­weise arme Euroländer verlieren zusehends die Geduld mit Athen. Der slowakisch­e Finanzmini­ster Peter Kazimir sagte, der „allmählich­e Rückzug“Griechenla­nds aus der Eurozone sei „eingeleite­t“.

Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) könnte nach Einschätzu­ng ih- res Ratsmitgli­eds Ewald Nowotny den finanziell­en Engpass Griechenla­nds bis zu einem neuen Hilfspaket überbrücke­n. „Unter bestimmten Voraussetz­ungen kann auch die EZB Liquidität geben“, sagte der österreich­ische Notenbankc­hef. Die EZB hatte am Montag die Notkredite für griechisch­e Banken bei 90 Milliarden Euro belassen. Allerdings verschärft­e sie die Bedingunge­n, zu denen die Banken diese Kredite erhalten. Bei einem Referendum in Griechenla­nd am Sonntag hatten gut 61 Prozent der Teilnehmer die Reformaufl­agen der Gläubiger abgelehnt.

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