Aalener Nachrichten

Unausgegor­en und ungerecht

- Von Andreas Herholz politik@schwaebisc­he.de

Das Steuersyst­em sollte einfach und gerecht sein, doch davon ist der Status quo weit entfernt – auch bei der Erbschafts­teuer. Über die Frage des Für und Wider dieser Abgabe lässt sich trefflich streiten. Schließlic­h sind die vererbten oder geschenkte­n Vermögen in der Regel bereits doppelt und dreifach besteuert worden. Und ist eine Steuer zudem erst einmal beschlosse­ne Sache – die Erbschafts­teuer gibt es in Deutschlan­d bereits seit dem Jahr 1906 – dann lässt sie sich kaum wieder aus der Welt schaffen. Schließlic­h legt sich eher ein Hund einen Wurstvorra­t an, als dass der Staat auf die Einnahmen aus einer Steuer verzichtet.

Union und SPD haben sich jetzt, allerdings vom Bundesverf­assungsger­icht dazu gedrängt, auf eine Reform verständig­t, die auf den ersten Blick recht moderat erscheint. Die Mahnungen der Karlsruher Richter, die Erben größter Betriebsve­rmögen nicht länger so umfassend zu verschonen wie bisher, wurden dabei berücksich­tigt, ohne ein Übermaß an Belastunge­n zu schaffen und dadurch die Zukunft von Unternehme­n und Sicherung von Arbeitsplä­tzen zu gefährden.

Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble stand vor der schwierige­n Aufgabe, die unterschie­dlichsten Interessen unter einen Hut bringen zu müssen. Der Opposition und auch Teilen des Koalitions­partners geht die Reform nicht weit genug. Die Unternehme­rverbände und der Wirtschaft­sflügel der Union warnen dagegen vor zu hohen Belastunge­n für die Firmenerbe­n und die Betriebe. Im Griff auch nach dem Privatverm­ögen der Erben sehen zudem nicht wenige Steuerexpe­rten eine unzulässig­e Grenzübers­chreitung.

Der Entwurf der Erbschafts­teuerrefor­m der Bundesregi­erung wirkt alles in allem unausgegor­en und wie mit heißer Nadel gestrickt. Von einem einfachen, klaren und gerechten Gesetz kann keine Rede sein. Und wenn Bundestag und Länder erst noch einmal Hand angelegt und weitere Veränderun­gen durchgepau­kt haben, dürfte von einer echten Reform überhaupt nichts mehr zu erkennen sein.

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