Gläubig, glücklich, googelnd
Die dritte Studie der Jugendstiftung Baden-Württemberg zeigt: Der Nachwuchs hat klassische Wertvorstellungen
STUTTGART (lsw) - Er fühlt sich in seiner Schule wohl und einer Religion zugehörig. Er hat ein bis zwei sehr gute Freunde, häufig mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln. Er nutzt intensiv das Internet und die sozialen Netzwerke, auch wenn er es eigentlich noch nicht darf. Und der Durchschnittsjugendliche aus Baden-Württemberg hat durchaus klassische Werte: Familie, Gesundheit, Freunde. So fasst Wolfgang Antes von der Jugendstiftung BW die Zahlen der inzwischen dritten Jugendstudie für das Land zusammen.
Ausgesprochen konservativ ist der typische Nachwuchs in BadenWürttemberg demnach auch bei der Berufswahl: Dem Stereotyp entsprechend orientieren sich Jungs in Richtung Technik (38,4 Prozent) und Computer (26,5), während Mädels sich später beruflich dem Sozialen und der Pädagogik (35,3), der Verwaltung (28,3) und der Gesundheit (27,4) widmen wollen.
Dass gut 77 Prozent der Jugendli- chen angaben, gute Freunde zu haben, sei zwar erfreulich, so Antes. Es bedeute aber auch, dass 18,6 Prozent keine Freunde haben. Der Rest machte keine Angaben. Zwar fühlten sich gut 84 Prozent in ihrer Schule wohl, doch seien da eben auch 14 Prozent, die sich nicht wohlfühlten. „Um diese Jugendlichen müssen wir uns kümmern“, fordert Antes. Immerhin 2,6 Prozent haben Probleme mit dem Freundeskreis.
Und was macht der typische Jugendliche zwischen Mannheim und Konstanz in der Freizeit? Musik hören und im Internet surfen oder googeln steht da ganz oben auf der Liste: Fast 90 Prozent tun das mehrmals wöchentlich. Das war auch bei der ersten Jugendstudie 2011 schon so. Beständig und überraschend hoch bleibt der Wert der Jugendlichen, die sich als religiös bezeichnen: Aktuell sind es fast 72 Prozent, rund 82 Prozent davon fühlen sich dem Christentum zugehörig.
Da bei der Studie alle zwei Jahre dieselben Fragen gestellt werden, lassen sich Trends ablesen, wie An- tes sagt. Einer geht dabei in Richtung Familie: 82 Prozent der Jugendlichen gaben an, dass sie mehrmals in der Woche mit ihrer Familie zusammen sind. Vor vier Jahren waren es 71 Prozent. Außerdem schaut die Jugend in der Freizeit fern (73), trifft sich mit Freunden (68) oder chillt (64) – sprich: tut bewusst nichts. Das Lesen ist übrigens auf dem absteigenden Ast: Gaben 2011 noch 45 Prozent an, in ihrer freien Zeit mehrfach die Woche zu lesen, sind es jetzt nur noch 33 Prozent.
Angleichung unter Altersgruppen
Unter dem Strich macht Antes eine Angleichung unter den Altersgruppen aus. So beschäftigten sich die Jugendlichen der unteren Altersgruppen immer mehr mit den gleichen Themen wie die älteren. „Auch gibt es eigentlich keine Unterschiede zwischen den Schultypen.“Und bei allen gewinne die Internetnutzung deutlich an Raum. „Denn nach wie vor hat ja der Tag auch bei Jugendlichen 24 Stunden.“
Gut 40 Prozent nutzen das Internet inzwischen mehr als zwei Stunden pro Tag – und zwar auch schon in der jüngsten Altersgruppe 12 bis 14 Jahre. Nach Worten von Kultusminister Andreas Stoch (SPD) belegen die Zahlen, dass die „technisierte Welt“samt Facebook & Co. für die Jugend immer wichtiger wird. Darauf reagiere das Land mit dem neuen Bildungsplan und einem Basiskurs Medienbildung schon in der 5. Klasse.
Wichtig sei es dann aber, „dass jeder Lehrer auch damit umgehen kann“, betont Johanna Lohrer, Vorsitzende des Landesschülerbeirats. Laut Jugendstudie sind gut 80 Prozent der 12- bis 14-Jährigen im Internet aktiv, obwohl das Mindestalter etwa für eine Anmeldung bei WhatsApp bei 16 Jahren liegt.