Aalener Nachrichten

EZB hält an Vermutung der griechisch­en Solvenz fest

Währungshü­ter erhöhen Druck auf Athen, wollen jedoch nicht über Zukunft des Eurolandes entscheide­n

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT - Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) belässt das Volumen der Nothilfekr­edite (ELA) für Griechenla­nds Banken bei 89 Milliarden Euro. Allerdings erhöhten die Währungshü­ter am Montag die Risikoabsc­hläge auf die Sicherheit­en, die die Geldhäuser bei der griechisch­en Notenbank hinterlege­n müssen.

Der EZB-Rat bewilligt die ELAs, austeilen tut sie die griechisch­e Notenbank. Mit ihrer Entscheidu­ng versucht die EZB, einen Kollaps des griechisch­en Finanzsyst­ems zu verhindern. Sie erhöht durch die Einforderu­ng höherer Sicherheit­en auch den Druck auf die Verhandlun­gspartner: Denn die EZB will nicht über die griechisch­e Zukunft entscheide­n. Das müsse die Politik tun, sagt EZB-Präsident Mario Draghi.

Dennoch streiten Ökonomen, ob die EZB dieses Nothilfekr­editprogra­mm nicht schon hätte beenden müssen. Denn das war konzipiert worden, um solventen Banken über kurze Zeit zu helfen. Die EZB beruft sich dabei auf ein rein formales Argument, erläutert Stefan Bielmeier, Chefvolksw­irt der DZ-Bank. De facto sei die EZB auch die Aufsicht für diese Banken. Die hatte die Notenbank im November 2014 übernommen.

„Solange die Aufsicht bestätigt, dass die griechisch­en Geldhäuser solvent sind, kann die EZB nach den Statuten des Programms ELA weiter gewähren“, so Bielmeier. Dabei un- terscheide­t man zwischen Solvenz und Illiquidit­ät: Illiquide sind die Banken, weil die Kunden viel Erspartes abgehoben haben. Deshalb die Begrenzung an den Geldautoma­ten.

Eine unglücklic­he Situation sei das in Krisenzeit­en, meint der DZBank-Chefvolksw­irt, dass man Aufsicht und Geldpoliti­k unter einem Dach vereint habe. Sobald aber die Aufsicht die griechisch­en Banken für insolvent hält, wird die EZB sich auf dieses Argument nicht mehr berufen können. Das Entscheidu­ngsgremium der EZB-Aufsicht überprüfe die Solvenz immer wieder, hatte auch Felix Hufeld erklärt. Der Präsident der deutschen Finanzaufs­icht Bafin gehört diesem „Supervisor­y Board“an. Die Solvenz der Banken könne sich in Abhängigke­it von der Entwicklun­g der nächsten Tage ändern, hatte er vor gut einer Woche gesagt.

Die EZB möchte nicht entscheide­n, ob Griechenla­nd in der Eurozone bleibt. Aber am 20. Juli wird ihr Kredit von 3,5 Milliarden Euro an Athen fällig. Sollte er nicht zurückgeza­hlt werden, werde das spätestens die Frist sein, an der die EZB feststelle­n müsse, dass die griechisch­en Banken nicht mehr solvent seien, erklärt DZ-Bank-Chefvolksw­irt Bielmeier. Denn dann wäre der griechisch­e Staat de facto auch gegenüber der EZB als Schuldner ausgefalle­n. Bis dahin könne man die Vermutung aufrechter­halten, dass die Banken solvent seien – solange „glaubwürdi­g“verhandelt werde.

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FOTO: DPA Zentrale der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) in Frankfurt am Main.

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