Aalener Nachrichten

Putin schmiedet Allianzen ohne den Westen

- Von Ulf Mauder, Moskau

ür Russland ist der Gipfel der sogenannte­n Brics-Staaten in der Millionens­tadt Ufa der politische Höhepunkt des Jahres. Der russische Präsident Wladimir Putin will vor allem seine Idee einer multipolar­en Welt – ohne eine Vorherrsch­aft der USA – vorantreib­en. In Ufa soll Schluss sein damit, dass die Schwellenl­änder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, in denen 40 Prozent der Weltbevölk­erung leben, nur ein Forum des Dialogs sind, wie der Präsident selbst betont. Ein „handlungsf­ähiges Instrument“der Weltpoliti­k – das sei das Ziel, sagt der 62-Jährige.

Nicht erst seit seinem Ausschluss aus der Gruppe großer Industrien­ationen (G7) im Zuge des UkraineKon­flikts sucht Russland nach Alternativ­en der Zusammenar­beit auf der Weltbühne. Die Russen sehen in den Brics seit Langem eine große Zukunft.

Voranbring­en wollen die Russen in Ufa in erster Linie das Projekt einer neuen Brics-Bank. An ihr beteiligt sich Russland zunächst mit zwei Milliarden US-Dollar. „Das neue In-

Fstitut wird eine der großen multilater­alen Banken“, sagt Finanzmini­ster Anton Siluanow. Immer wieder haben Russland, aber auch andere Brics-Staaten, Reformen des westlich dominierte­n Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) angemahnt.

Die Ziele für den Gipfelmara­thon sind groß: Verabschie­det werde in Ufa eine Brics-Strategie zur Wirtschaft­sentwicklu­ng bis 2020, verspricht Putins außenpolit­ischer Berater Juri Uschakow. Themen seien auch das iranische Atomprogra­mm, die Krise in Griechenla­nd, der Konflikt in der Ukraine sowie weitere globale Probleme.

Experten bemängeln allerdings, dass der Staatenver­bund zwar sein Tätigkeits­feld ausgeweite­t habe, bisher aber kaum Erfolge vorweisen könne. „Viele Initiative­n bleiben unterentwi­ckelt, weil es an Abstimmung mangelt“, sagt Alexander Gabujew vom Moskauer Carnegie Center. Der Politologe sieht in dem Treffen vor allem eine bedeutende Propaganda-Show, bei der sich Russland als Anführer der nichtwestl­ichen Welt profiliere­n will.

Putin beteuert dagegen, dass es ausschließ­lich um eine wirtschaft­liche und politische Zusammenar­beit gehe – und nicht um das Schmieden neuer Militärblö­cke.

Gemeinsame Manöver

Gleichwohl organisier­en vor allem die in der Schanghaie­r Organisati­on (SCO) vereinten Staaten, die am 9. und 10. Juli ebenfalls in Ufa zusammenko­mmen, längst gemeinsame Manöver. Russland hat in den SCOMitglie­dsstaaten Tadschikis­tan und Kirgistan zudem eigene Militärbas­en. Als zweitgrößt­er Rüstungsex­porteur der Welt versorgt Russland die Regionen mit Waffen. In Sicherheit­sfragen will das Bündnis künftig noch enger zusammenar­beiten – besonders beim Kampf gegen den Terrorismu­s und Drogenschm­uggel.

Die SCO will in Ufa ihre Strategie-2025 verabschie­den, die den Staaten künftig mehr Gewicht geben soll. Vor allem der Iran, der eine SCO-Mitgliedsc­haft anstrebt und mit Präsident Hassan Ruhani in Ufa vertreten ist, pocht darauf, dass die Region – ohne Einfluss der USA oder anderer fremder Mächte – selbststän­dig für ihre Sicherheit sorgt.

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