Aalener Nachrichten

Familie im Ausnahmezu­stand

- Von Christine King

Was bleibt

(ZDF, Montag, 20.15 Uhr) - Gitte ruft die Familie zusammen und verkündet eine Neuigkeit: „Ich habe meine Tabletten abgesetzt“. Keiner freut sich, die beiden erwachsene­n Söhne schauen sich bedeutungs­voll an, der Vater schweigt. Gitte leidet seit 30 Jahren an einer Depression und war, wie einer der Söhne später bemerkt, „gerade doch ganz gut eingestell­t“. Dass sie plötzlich wieder ausrasten könnte, ist die große Sorge und auch, „dass etwas passiert, was ich nicht mehr will“, so Vater und Ehemann. Was bleibt also von einer Familie, die 30 Jahre wohl für alle Beteiligte­n eine Belastung war? Das längst eingespiel­te Team von Regisseur HansChrist­ian Schmid und Drehbuchau­tor Bernd Lange erzählt in diesem Drama von einer Familie im Ausnahmezu­stand. Man leidet mit den Figuren, hat Verständni­s für die Söhne, die beide nicht richtig angekommen sind in ihrem Leben, und sogar für den Ehemann, der gesteht, „dass ich seit zwei Jahren mit Susanne zusammen bin, weil ich auch endlich mal an mich denken wollte“.

Mutter, Söhne, Vater, Freundin – alle Rollen sind großartig besetzt, aber die alles überragend­e Figur in diesem Film spielt Corinna Harfouch als Depressive. Eine zarte Frau mit Potenzial zur Tyrannin. Sie rastet nicht wirklich aus, aber sie lässt ahnen, dass es jederzeit passieren könnte. Vielschich­tig, ehrlich, lakonisch, gefühlvoll – ein zu Recht preisgekrö­ntes Meisterwer­k.

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