Familie im Ausnahmezustand
Was bleibt
(ZDF, Montag, 20.15 Uhr) - Gitte ruft die Familie zusammen und verkündet eine Neuigkeit: „Ich habe meine Tabletten abgesetzt“. Keiner freut sich, die beiden erwachsenen Söhne schauen sich bedeutungsvoll an, der Vater schweigt. Gitte leidet seit 30 Jahren an einer Depression und war, wie einer der Söhne später bemerkt, „gerade doch ganz gut eingestellt“. Dass sie plötzlich wieder ausrasten könnte, ist die große Sorge und auch, „dass etwas passiert, was ich nicht mehr will“, so Vater und Ehemann. Was bleibt also von einer Familie, die 30 Jahre wohl für alle Beteiligten eine Belastung war? Das längst eingespielte Team von Regisseur HansChristian Schmid und Drehbuchautor Bernd Lange erzählt in diesem Drama von einer Familie im Ausnahmezustand. Man leidet mit den Figuren, hat Verständnis für die Söhne, die beide nicht richtig angekommen sind in ihrem Leben, und sogar für den Ehemann, der gesteht, „dass ich seit zwei Jahren mit Susanne zusammen bin, weil ich auch endlich mal an mich denken wollte“.
Mutter, Söhne, Vater, Freundin – alle Rollen sind großartig besetzt, aber die alles überragende Figur in diesem Film spielt Corinna Harfouch als Depressive. Eine zarte Frau mit Potenzial zur Tyrannin. Sie rastet nicht wirklich aus, aber sie lässt ahnen, dass es jederzeit passieren könnte. Vielschichtig, ehrlich, lakonisch, gefühlvoll – ein zu Recht preisgekröntes Meisterwerk.