40 Asse in „einem der schwierigsten Matches“
Djokovic behält die Nerven und gewinnt Satz fünf gegen Anderson – Muguruza im Halbfinale
LONDON (dpa) - Ein kleines Bier wollte sich Boris Becker zur Feier des Tages dann doch gönnen. Nachdem sein Schützling Novak Djokovic nur mit sehr viel Mühe ein Achtelfinalaus in Wimbledon abgewendet hatte, war dem Weltranglistenersten und seinem prominenten Trainer die Erleichterung deutlich anzumerken. „Nach zwei verlorenen ersten Sätzen schaffen es nicht viele, den Nerv, die Kraft und den Mut zu haben, dranzubleiben“, sagte Becker. „Dass er heute überhaupt wieder spielen konnte, hat er seiner kämpferischen Leistung zu verdanken. Dafür gibt es ein großes Kompliment von meiner Seite.“
Auf den Tag genau 30 Jahre nach Beckers erstem Wimbledon-Triumph entschied Djokovic am Dienstag das am Vorabend unterbrochene Match gegen den Südafrikaner Kevin Anderson noch mit 6:7 (6:8), 6:7 (6:8), 6:1, 6:4, 7:5 für sich. Der Serbe hatte am Montag einen 0:2-Satzrückstand noch zum 2:2 ausgeglichen, ehe die Partie wegen Dunkelheit vertagt wurde. „Bis zum letzten Moment, bis zum letzten Punkt wusste ich nicht, ob ich gewinnen würde“, sagte Djokovic nach dem zweitägigen Kampf erleichtert und sprach von „einem der schwierigsten Matches, die ich überhaupt jemals gespielt habe“.
Wie schon tags zuvor hatte Djokovic große Mühe mit den Aufschlägen des Weltranglisten-14. aus Johannesburg, der insgesamt 40 Asse servierte. Bei 1:2-Rückstand wehrte der zweimalige Wimbledonsieger zwei Breakbälle zu einem möglicherweise vorentscheidenden 1:3 ab. Beim Stand von 5:5 unterliefen dem 2,03 Meter großen Anderson zwei Doppelfehler nacheinander. Djokovic sicherte sich das Break zum 6:5, schrie seine Freude heraus und schaute mit einem stolzen „Na also“-Blick zu Becker in dessen Box.
Nach drei Stunden und 48 Minuten durfte sich Becker, der zum Jubiläum eine weiße Kappe mit Wimbledon-Logo und weiße Turnschuhe im Look der 80er-Jahre trug, von seinem Platz erheben und seinem Schützling applaudieren. Im Kampf um den Einzug ins Halbfinale trifft der 28 Jahre alte Serbe heute auf US-Open-Sieger Marin Cilic. Von zwölf Duellen hat Djokovic noch keines verloren.
Im Viertelfinale der Frauen setzten sich die Favoritinnen durch. Neu im Halbfinale ist nur Garbine Muguruza als erste Spanierin seit Arantxa Sanchez-Vicario 1997. Die 21-Jährige, die Angelique Kerber (Kiel) aus dem Turnier geworfen hatte, setzte sich gegen Timea Bacsinszky 7:5, 6:3 durch. Die Schweizerin hatte am Samstag die Hoffnungen der Berlinerin Sabine Lisicki beendet.
hält die deutsche Fahne hoch: Der 31-Jährige, schon 2010 mit dem Österreicher Jürgen Melzer Wimbledonsieger im Doppel, hat sich mit seinem neuen Partner Jonathan Erlich aus Israel durch ein 4:6, 6:2, 6:2, 6:4 gegen Ivan Dodig/Marcelo Melo (Kroatien/ Brasilien/2) ins Halbfinale gespielt.