Aalener Nachrichten

Gemeinsam spielen statt einsam zocken

Multiplaye­r kehren aus dem Internet zurück auf die Couch

- Von Tobias Hanraths

BERLIN (dpa) - Multiplaye­r-Spiele finden im Internet statt: Mehrere Spieler treten im Netz gegeneinan­der an, aber jeder sitzt zuhause allein vor seinem Computer. Zumindest für jüngere Gamer ist das selbstvers­tändlich: Ein Online-Modus gehört bei fast jedem Titel dazu. Gemeinsam an einer Konsole zocken war abseits von Sport- und Rennspiele­n in Vergessenh­eit geraten. Doch jetzt feiert der sogenannte lokale Multiplaye­r ein kleines Comeback. Das heißt. man trifft sich wieder persönlich statt nur online.

Was macht den besonderen Reiz solcher Spielepart­ys aus? „Gemeinsame­s Computersp­ielen, ob digital oder analog, lebt von Emotion und Interaktio­n“, sagt Andreas Lange, Direktor des Computersp­ielemuseum­s Berlin. „Und das geht am besten physisch, am gleichen Ort.“

Ursprung des Computersp­iels

Diese Art des Zockens sei historisch gesehen der Ursprung des Computersp­iels: „Pong war eigentlich ein reines Zwei-Personen-Spiel“, erklärt er. „Und die frühen Konsolen und Heimcomput­er hatten immer mindestens zwei und oft bis zu vier Anschlüsse für Controller.“

In Vergessenh­eit geraten sei das erst durch die weite Verbreitun­g des Online-Multiplaye­rs. „Das hat auch seine Vorteile“, so Lange. „Die Anzahl und Auswahl an Leuten, die man dort treffen kann, ist natürlich viel größer.“Auch für die Spielehers­teller seien Online-Modi reizvoller: Hier braucht in der Regel jeder Spieler seine eigene Titel-Kopie. Gut also für die Verkaufsza­hlen. Die Spielepart­y auf dem Sofa gibt es dagegen schon für nur einmal Geldausgeb­en.

Verzögerun­gen stören

Viele lokale Multiplaye­r gehen nun den umgekehrte­n Weg und verzichten auf einen Online-Modus. Das liegt nicht nur daran, dass Schadenfre­ude und gemeinsame Erfolgserl­ebnisse auf dem Sofa mehr Spaß machen. Es gibt schlicht auch technische Gründe, sagt Bennett Foddy von „Die Gute Fabrik“, Entwickler der Spielesamm­lung „Sportsfrie­nds“: „In vielen solcher Spiele ist der Spaß sofort weg, wenn es auch nur eine kurze Verzögerun­g gibt.“

Beim Online-Zocken lassen sich Verzögerun­gen (Lags) aber nicht vermeiden. Online-Sspiele wie Shooter werden daher um den Lag herum entwickelt. Bei schnellen Sport- oder Kampfspiel­en à la „Street Fighter“ist das jedoch fast unmöglich.

So wie „Sportsfrie­nds“(PS4) stammen viele moderne SofapartyS­piele von Indie-Entwickler­n abseits der großen Label. „Das passt einfach besser“, sagt Stephan Günzel, Profes- sor für Game Design an der BTK Hochschule für Gestaltung in Berlin. „Das sind oft kleine Teams, die eine gute Idee haben und die dann schnell umsetzen können.“Oft haben die Spiele einen Bezug zu Klassikern wie „Bomberman“, Retro-Pixel-Grafik inklusive – und sie kosten selten mehr als 15 Euro. „So etwas lässt sich dann auch spontan herunterla­den und ausprobier­en“, sagt Günzel.

Tipps für die Playstatio­n

Unter den aktuellen Konsolen gibt es solche Spiele vor allem für die Playstatio­n 4 (PS4). Hier gibt es etwa die bunte Fantasy-Action von „Towerfall Ascension“(Matt Makes Games) für bis zu vier Spieler oder die spannenden Fechtduell­e von „Nidhogg“(Messhoff) – alles in Retro-Optik und für um die 15 Euro. Bei der Xbox One ist man für lokale Wettbewerb­e auf Shooter wie „Halo: The Masterchie­f Collection“(Microsoft) oder einschlägi­ge Sport- und Rennspiele angewiesen.

Spaß machen die Wettbewerb­sspiele natürlich nur, wenn auf dem Sofa die richtige Gruppe sitzt. Schlechte Verlierer oder Überfliege­r können die Party schnell verderben. Kooperativ­e Spiele sind dann vielleicht besser. „Das ist natürlich ein anderes Spielgefüh­l, weil es eher um Teamwork und Koordinati­on geht“, sagt Andreas Lange. Hinzu kommt: Solche Koop-Spiele machen oft auch alleine Spaß, wenn sie etwa Rätsel oder eine Story mitbringen, so der Experte. „Partyspiel­e werden beim Solospiel gegen den Computer schnell langweilig.“

Teamwork-Spiele

Für gemeinsame Erfolgserl­ebnisse gibt es auf PS4 und Xbox One zum Beispiel „Lara Croft und der Tempel des Osiris“(Square Enix, um 20 Euro). Bis zu vier Abenteurer können hier Lara und ihre Verbündete­n durch fallen- und rätselgesp­ickte Gräber steuern. Beim höllisch schweren „Helldivers“für die Playstatio­n-Konsolen (Arrowhead Game Studios, um 20 Euro) steht gemeinsame­s Ballern auf böse Aliens im Mittelpunk­t. Und wer etwas mehr ausgibt, kann etwa auch die vielen Lego-Spiele von Warner Interactiv­e gemeinsam zocken.

Ob miteinande­r oder gegeneinan­der: Die vielleicht beste aktuelle Konsole für Spielepart­ys ist wohl Nintendos Wii U. Die entspreche­nde Titelauswa­hl ist hier groß, weil der japanische Entwickler traditione­ll viel Wert auf die lokalen Multiplaye­r legt. „Super Smash Bros.“bietet chaotische Prügelacti­on für bis zu acht Spieler, in „Mario Kart“rasen bis zu vier Kartpilote­n um die Wette, und in „Super Mario 3D World“rennt und springt man gemeinsam durch die fantasievo­llen Level. Alle Titel kosten um die 50 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany