Ellwangen erhält einen Ständigen Diakon
Siegfried Herrmann wird am 26. Juli in Wasseralfingen verabschiedet - Er ist verheiratet
ELLWANGEN - Die katholische Gesamtkirchengemeinde in Ellwangen erhält ab 1. September Verstärkung. Dann wird Siegfried Herrmann sein Amt als Ständiger Diakon antreten. Der 61-Jährige ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder (32 und 23) und wohnt in Iggingen. Zurzeit ist der gebürtige Gmünder noch Ständiger Diakon in Wasseralfingen. Dort wird er am Sonntag, 26. Juli, um 10 Uhr im Gottesdienst in der SanktStephanus-Kirche verabschiedet.
„Vergiss nicht, dass für viele Menschen dein Leben das einzige Evangelium ist, das sie lesen werden.“Der Spruch des brasilianischen Befreiungstheologen und Kämpfers für die Menschenrechte Dom Hélder Câmara steht auf der Visitenkarte von Siegfried Herrmann. „Ich bin für die Leute da, nicht fürs Amt“, sagt der Ständige Diakon. „Empathie und Nähe ist eine wichtige Sache. Sonst kommen Sie an die einsamen Menschen nicht ran.“Herrmann will den Menschen unter die Arme greifen, wenn sie niemanden mehr haben. „Wer will seine Armut schon zei- gen?“, nennt der Theologe einen anderen Bereich. Bei all seinem sozialen Engagement bleibt Herrmann auf dem Teppich. „Wir sind keine Sozialromantiker. Wir sind bodenständig. Man kann nur Angebote machen“, sagt er über seinen Berufsstand.
Siegfried Herrmann hat eine Ausbildung zum chemisch-technischen Assistenten und an der Fachhochschule Aalen seinen Diplom-Ingenieur für Werkstoffkunde gemacht. Über die Messtechnik kam er ins Projektgeschäft, er war International IT-Manager. Ein zweites Studium machte er an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, er ist Master of Arts für Caritaswissenschaft und Christliche Gesellschaftslehre.
„Nur mit Unterschrift der Frau“
Seine Ausbildung zum Ständigen Diakon dauerte siebeneinhalb Jahre, davon drei Jahre im Fernlehrkurs an der Domschule Würzburg und viereinhalb Jahre an der Ausbildungsstätte in Heiligkreuztal. „Das Ständige Diakonat ist der einzige Beruf, den man nur mit der Unterschrift seiner Frau bekommt“, erklärt Siegfried Herrmann: „Im Weihegottesdienst kommt die Frau an den Altar und unterschreibt. Weil es zwei Sakramente sind.“Zum Diakon geweiht wurde Herrmann 2008 im Kloster Reute bei Bad Waldsee. 2009 kam er nach Wasseralfingen. Sein Aufgabenspektrum reichte von der Seniorenarbeit und der Arbeit für Bedürftige über Krankenkommunion und Taufkatechese bis hin zu seelsorglichen Gesprächen, Sterbebegleitung und Ökumene. In den sechs Jahren hat der Marienverehrer rund 250 Beerdigungen, 100 Taufen, 50 Trauungen und viele Wortgottesdienste gehalten. „Ich predige unheimlich viel und kurz. Als Diakon singt man viel.“
Herrmann setzt auf Netzwerke. Themen in Ellwangen sind vor allem der soziale Bereich wie Pastoral der Altenheime, Begleitung der liturgischen Dienste, Inklusion behinderter Menschen, Dienst in der LandesErstaufnahmestelle für Flüchtlinge. Aber: „Was bedeutet eine Pastoral für Menschen, die nur vier bis acht Wochen vor Ort sind?“Herrmann ist auch Notfallseelsorger, Präses der DJK Wasseralfingen, Vorstandsmitglied bei der Aktion Jugendhilfe Ostalb, Mitgründer der Sankt-Stephanus-Stiftung für Caritas und Mission, Imker. „Ich muss zu den Leuten hin. Ich glaube, die meisten Menschen haben eine Gottessehnsucht.“