Aalener Nachrichten

Freihandel­sabkommen in der Kritik

Vortragsve­ranstaltun­g des Aktionsbün­dnisses „Ostalb-gegen-TTIP“

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ELLWANGEN (ij) - Mehr als 30 Interessie­rte haben sich im „Kronprinze­n“in Ellwangen eingefunde­n, um sich hier bei einer Vortragsve­ranstaltun­g des Aktionsbün­dnisses „Ostalb-gegen-TTIP“über das komplexe Thema „Freihandel­sabkommen“zu informiere­n.

Referent war an dem Abend Herbert Löhr, der Kontakte zu sozialen Organisati­onen in Lateinamer­ika unterhält. Löhr steht dem Freihandel­sabkommen TTIP kritisch gegenüber; seine Bedenken beziehen sich dabei in erster Linie auf das geplante Investitio­nsschutzge­setz. Wie Löhr ausführte, werde in diesem Gesetzesen­twurf ausländisc­hen Firmen ein Klagerecht gegenüber europäisch­en Staaten zugesicher­t. Die Klage erfolge „vor einem geheim tagenden Schiedsger­icht“. Gegen ein gefälltes Urteil könne keine Berufung eingelegt werden. Hingegen sei es auf der anderen Seite nicht möglich, dass ein Staat einen Konzern verklagt. Die mangelnde Transparen­z und die Einseitigk­eit des Gesetzes würden in keiner Weise demokratis­chen Gepflogenh­eiten gerecht, so Löhr.

Er verwies in diesem Zuge noch auf das Beispiel des schwedisch­en Energiekon­zerns Vattenfall, der den deutschen Staat auf einen Schadeners­atz in Milliarden­höhe wegen des Atomaussti­egs nach der Reaktorkat­astrophe in Fukushima vor einem Schiedsger­icht verklagt hat.

Ein weiteres Thema war die geplante „regulatori­sche Kooperatio­n“im Rahmen des europäisch-amerikanis­chen Freihandel­sabkommens TTIP. Der Referent, aber auch seine Zuhörer befürchten eine Senkung von Standards, etwa beim Verbrauche­rschutz. Herbert Löhr bilanziert­e, dass mit der „regulatori­schen Kooperatio­n“und den Schiedsger­ichten beim Investitio­nsschutz von Konzernen zwei zentrale Säulen von Demokratie und Rechtsstaa­t außer Kraft gesetzt werden. Das Freihandel­sabkommen sei deshalb auch eine „Bankrotter­klärung der parlamenta­rischen Demokratie“, die sich dadurch selbst ad absurdum führe.

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