Aalener Nachrichten

Endlich handelt Erdogan

- ● » Von Christoph Plate c.plate@schwaebisc­he.de

Warum denn nicht gleich so, könnte man fragen: seit Freitag greifen F-16-Bomber der türkischen Luftwaffe Stellungen des Islamische­n Staates (IS) im Norden Syriens an. Und nach einem Telefonges­präch zwischen Präsident Erdogan und seinem amerikanis­chen Amtskolleg­en darf die US Air Force bald auch eine türkische Basis nutzen, um Luftschläg­e gegen die Terroriste­n zu fliegen.

Lange hat die Türkei im syrischen Bürgerkrie­g ein unklares Spiel betrieben. Erdogan hasst den syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad. Zwar haben die Ehepaare Assad und Erdogan noch vor wenigen Jahren gemeinsam Urlaub gemacht, zwar gibt es große türkische Investitio­nen in Syrien. Aber Assad gilt Erdogan seit Beginn des Krieges in Syrien als Schlächter, der sein eigenes Volk nicht achtet. Um Assad zu stürzen, sind Erdogan darum viele Mittel recht gewesen. Dass die IS-Terroriste­n die Türkei als Transitlan­d und Ruheraum für erschöpfte oder verwundete Kämpfer genutzt haben sollen, war eine Art der indirekten Unterstütz­ung, die dem IS zuteil wurde. Diese Liebelei zwischen der Regierung eines Nato-Mitglieds und einer mörderisch­en Bewegung scheint vorerst vorbei zu sein.

Nach dem Anschlag in Suruc mit 32 Toten und dem Angriff des IS auf eine türkische Grenzstati­on, scheint Erdogan zu realisiere­n, dass er handeln muss. Gemeinsam mit den Nato-Partnern geht er nun gegen eine Bewegung vor, die sich die Zerstörung allgemein gültiger Werte und Regeln zur Aufgabe gemacht hat.

In Istanbul wurden angebliche ISSympathi­santen verhaftet. Gleichzeit­ig sollen türkische Sicherheit­sdienste zahlreiche Opposition­elle festgenomm­en haben, die keinerlei Sympathien für den IS hegen. Im Kampf gegen den Terror könnte die Repression in der Türkei zunehmen.

Wenn dem IS die Nachschubw­ege abgeschnit­ten werden, wird dieser versuchen sich zu rächen. Die F-16Bomber gegen IS-Stellungen und der Bau einer Grenzmauer sind vermutlich nur der Anfang eines langen Krieges. Dass die Türkei sich jetzt beteiligt, ist lange überfällig.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany