Aalener Nachrichten

Gemeinsame Kampfansag­e an Einbrecher­banden

Innenminis­ter von Baden-Württember­g und Bayern besiegeln Plan für engere Zusammenar­beit

- Von Roland Böhm Eine interaktiv­e Karte zu Einbruchss­chwerpunkt­en zwischen April 2014 und 2015 in der Region: schwaebisc­he.de/einbruch

STUTTGART (lsw) - Baden-Württember­g und Bayern wollen jetzt gemeinsam Jagd auf kriminelle Einbrecher­banden machen. Mit einem Sieben-Punkte-Programm wollen die beiden Nachbarlän­der mehr Einbrecher­n das Handwerk legen. „Der Süden soll ein gefährlich­es Pflaster für Einbrecher sein“, kündigte BadenWürtt­embergs Innenminis­ter Reinhold Gall (SPD) am Freitag in Stuttgart an. Bei der Unterzeich­nung einer Kooperatio­nsvereinba­rung beider Länder in Stuttgart sprach Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) von einer „Kampfansag­e“vor allem an „kriminelle Einbrecher­profis“aus Osteuropa.

In Süddeutsch­land sind die Einbruchsz­ahlen in den vergangene­n Jahren dramatisch gestiegen, mit teils zweistelli­gen Zuwachsrat­en. Zwar konnte Gall einen merklichen Rückgang der Zahlen im ersten Halbjahr 2015 verkünden, dennoch gelte es, alle Kräfte zu bündeln. Den Ruf als sicherste Bundesländ­er wolle man sich nicht nehmen lassen, der Süden sei kein Einbrecher­paradies.

Gut acht Monate vor der Landtagswa­hl in Baden-Württember­g wollten sich die Innenminis­ter keine Parteitakt­ik vorwerfen lassen. Die Sicherheit im Land sei ein übergeordn­etes Ziel, so Gall, „Geplänkel“habe da keinen Platz. Es gebe keinen Grund, einen Schritt, „der sachlich geboten ist, jetzt nicht zu machen“, sagte Herrmann. Die CDU-Fraktion in Stuttgart griff Minister Gall dennoch an: Ihm fehle ein durchdacht­es Konzept, sagte Innenexper­te Thomas Blenke. Das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, sei in BadenWürtt­emberg laut Statistik doppelt so hoch wie in Bayern. „Peinlich, dass der Innenminis­ter heute Nachhilfe aus dem Nachbarlan­d bekommen muss.“

Das Programm sieht vor allem den tagtäglich­en Abgleich von Ermittlung­sdaten über verdächtig­e Personen oder Fahrzeuge vor. Schneller und effektiver wolle man gemeinsam Tatzusamme­nhänge, Reisewege, Absatzmärk­te und Bandenstru­kturen rekonstrui­eren, sagte Herrmann. Auch die Auswertung etwa von Schuh- oder Werkzeugsp­uren soll verbessert werden. Gezieltere Spurenausw­ertung habe im Südwesten dazu geführt, dass die Aufklärung­squote bei Wohnungsei­nbrüchen im ersten Halbjahr bei mehr als 20 Prozent liege, berichtete Gall. Zuvor pendelte der Wert um 15 Prozent.

Prognoseso­ftware wird getestet

Gemeinsam wollen die Südländer Schwerpunk­tkontrolle­n etwa an den Autobahnen machen. Zudem haben Experten beider Länder Prognoseso­ftware entwickelt, mit der sich Einbrüche an bestimmten Orten voraussage­n lassen sollen. In München und Mittelfran­ken habe Bayern damit gute Erfahrunge­n gemacht, hieß es. 26 Personen seien so festgenomm­en worden. In den nächsten Wochen soll die Software auch in Stuttgart und Karlsruhe getestet werden.

Zum Programm gehört ferner ein gemeinsame­s Prävention­snetzwerk. Auch eine verstärkte Zusammenar­beit mit der Polizei der Nachbarsta­aten ist geplant.

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