Gemeinsame Kampfansage an Einbrecherbanden
Innenminister von Baden-Württemberg und Bayern besiegeln Plan für engere Zusammenarbeit
STUTTGART (lsw) - Baden-Württemberg und Bayern wollen jetzt gemeinsam Jagd auf kriminelle Einbrecherbanden machen. Mit einem Sieben-Punkte-Programm wollen die beiden Nachbarländer mehr Einbrechern das Handwerk legen. „Der Süden soll ein gefährliches Pflaster für Einbrecher sein“, kündigte BadenWürttembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) am Freitag in Stuttgart an. Bei der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung beider Länder in Stuttgart sprach Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) von einer „Kampfansage“vor allem an „kriminelle Einbrecherprofis“aus Osteuropa.
In Süddeutschland sind die Einbruchszahlen in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen, mit teils zweistelligen Zuwachsraten. Zwar konnte Gall einen merklichen Rückgang der Zahlen im ersten Halbjahr 2015 verkünden, dennoch gelte es, alle Kräfte zu bündeln. Den Ruf als sicherste Bundesländer wolle man sich nicht nehmen lassen, der Süden sei kein Einbrecherparadies.
Gut acht Monate vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg wollten sich die Innenminister keine Parteitaktik vorwerfen lassen. Die Sicherheit im Land sei ein übergeordnetes Ziel, so Gall, „Geplänkel“habe da keinen Platz. Es gebe keinen Grund, einen Schritt, „der sachlich geboten ist, jetzt nicht zu machen“, sagte Herrmann. Die CDU-Fraktion in Stuttgart griff Minister Gall dennoch an: Ihm fehle ein durchdachtes Konzept, sagte Innenexperte Thomas Blenke. Das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden, sei in BadenWürttemberg laut Statistik doppelt so hoch wie in Bayern. „Peinlich, dass der Innenminister heute Nachhilfe aus dem Nachbarland bekommen muss.“
Das Programm sieht vor allem den tagtäglichen Abgleich von Ermittlungsdaten über verdächtige Personen oder Fahrzeuge vor. Schneller und effektiver wolle man gemeinsam Tatzusammenhänge, Reisewege, Absatzmärkte und Bandenstrukturen rekonstruieren, sagte Herrmann. Auch die Auswertung etwa von Schuh- oder Werkzeugspuren soll verbessert werden. Gezieltere Spurenauswertung habe im Südwesten dazu geführt, dass die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen im ersten Halbjahr bei mehr als 20 Prozent liege, berichtete Gall. Zuvor pendelte der Wert um 15 Prozent.
Prognosesoftware wird getestet
Gemeinsam wollen die Südländer Schwerpunktkontrollen etwa an den Autobahnen machen. Zudem haben Experten beider Länder Prognosesoftware entwickelt, mit der sich Einbrüche an bestimmten Orten voraussagen lassen sollen. In München und Mittelfranken habe Bayern damit gute Erfahrungen gemacht, hieß es. 26 Personen seien so festgenommen worden. In den nächsten Wochen soll die Software auch in Stuttgart und Karlsruhe getestet werden.
Zum Programm gehört ferner ein gemeinsames Präventionsnetzwerk. Auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Polizei der Nachbarstaaten ist geplant.