Aalener Nachrichten

Geldkoffer aus der Ideenschmi­ede

Österreich­s Justiz ermittelt wegen illegaler Parteifina­nzierung gegen die FPÖ

- Von Rudolf Gruber

WIEN - Die Wahl im Oktober in der Bundeshaup­tstadt Wien wirft ihre Schatten voraus: Wie aus heiterem Himmel sieht sich die rechte Freiheitli­che Partei (FPÖ) in eine Affäre um illegale Parteifina­nzierung verstrickt. Die „Partei der Anständige­n und Fleißigen“, wie Ahnvater Jörg Haider die FPÖ einmal hochgelobt hatte, ist ins Visier der Justiz geraten.

Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) bestätigte, dass sie bereits vor einem Jahr Ermittlung­en eingeleite­t habe. Mittlerwei­le stehen insgesamt zwölf Beschuldig­te sowie drei Körperscha­ften auf der Liste, die Kärntner Landespart­ei, eine Werbeagent­ur und eine Steuerbera­tungskanzl­ei.

Mehrere Koffer voller Geld sollen von Klagenfurt nach Wien transporti­ert worden sein. Als Drehscheib­e gilt die FPÖ-nahe Werbeagent­ur mit dem Namen „Ideenschmi­ede“, deren Miteigentü­mer Herbert Kickl gewesen sein soll, der Generalsek­retär der Partei und Wahlstrate­ge von Parteichef Heinz-Christian Strache.

Laut der Wiener Stadtzeitu­ng „Falter“, die sich auf die WKStA beruft, sollen über die „Ideenschmi­ede“bis zu 400 000 Euro an die FPÖ geflossen sein. Der Grünen-Abgeordnet­e Peter Pilz, der sich als Skandalauf­decker einen Namen gemacht hat, spricht gar von 1,27 Millionen Euro. Die Agentur soll öffentlich­en Auftraggeb­ern überhöhte Rechnungen ausgestell­t haben. Demnach ginge es in der Affäre um Steuergeld.

Parteichef Strache schweigt

Die Konkurrenz will angesichts der nahenden Wien-Wahl wissen, wie viel Strache gewusst hat. Der hüllt sich in Schweigen, und sein sonst wortgewalt­iger Adlatus Kickl verteidigt sich nur matt: Er spricht von „haltlosem Schmutzküb­el-Aktionismu­s“politische­r Gegner und verweist darauf, dass kein Funktionär der Bundespart­ei von der WKStA als Beschuldig­ter geführt werde.

Kickl verschweig­t indes, dass die WKStA gegen den Finanzmana­ger der FPÖ, Hans Weixelbaum, wegen Verdachts auf Untreue ermittelt. In Zeugenauss­agen wird er als der Geldkoffer­träger belastet.

Die Geldkoffer-Affäre kommt den Sozialdemo­kraten (SPÖ) zupass, die bei der Herbstwahl die FPÖ als stärksten Gegner fürchten müssen. Laut jüngsten Umfragen trennen die SPÖ des langjährig­en Bürgermeis­ters Michael Häupl nur drei Prozentpun­kte von Straches Partei. Deshalb kursiert in FPÖ-nahen Internetfo­ren die Theorie, die SPÖ habe die ihr nahestehen­den linken Medien mit Material aus Justizkrei­sen gefüttert.

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