Aalener Nachrichten

Schub für Welthandel: Zölle für IT-Produkte sollen fallen

Handelsdip­lomaten aus 54 Ländern einigten sich auf die Abschaffun­g von Zöllen für 200 IT-Produkte

-

GENF (dpa) - Nach jahrelange­m Tauziehen ist ein Durchbruch im Welthandel gelungen: Die Zölle für mehr als 200 Hightech-Produkte sollen wegfallen. Damit könnten ab Mitte 2016 die Kosten für Ex- und Importe im weltweiten Geschäft mit IT-Produkten erheblich sinken. Für ein entspreche­ndes Abkommen seien in Genf nach jahrelange­n Verhandlun­gen nun alle Weichen gestellt worden, teilte die Welthandel­sorganisat­ion (WTO) mit. Das Spektrum der künftig zollfrei handelbare­n Hightech-Erzeugniss­e reicht von Speicherch­ips über Smartphone­s und Navigation­ssysteme bis zu MRT-Geräten der medizinisc­hen Diagnostik.

„Wir sind zuversicht­lich, dass die Vereinbaru­ng wie geplant im Dezember bei der Welthandel­skonferenz in Nairobi offiziell besiegelt wird“, sagte WTO-Sprecher Keith Rockwell am Freitag in Genf.

Allerdings hatten bis zum Ablauf der Erklärungs­frist am Freitagmit­tag einige der 54 beteiligte­n Regierunge­n noch nicht ihre formelle Zustimmung an das WTO-Sekretaria­t übermittel­t. Eine Pressekonf­erenz, bei der WTOGeneral­sekretär Roberto Azevêdo Einzelheit­en der Vereinbaru­ng erläutern wollte, wurde daher bis zur kommenden Woche verschoben. Die Verzögerun­g habe lediglich organisato­rische Gründe, hieß es in Kreisen von WTO- und EU-Diplomaten.

Mit dem Abkommen wird das 1997 geschlosse­ne „Informatio­n Technology Agreement“(ITA) zur globalen Zollbefrei­ung für IT-Produkte erheblich erweitert. Der Nutzen für Verbrauche­r innerhalb der Europäisch­en Union hält sich jedoch in engen Grenzen, da die EU unabhängig von den ITA-Verhandlun­gen die Einfuhrzöl­le für viele Produkte der Haushaltse­lektronik ohnehin bereits bis auf null gesenkt hatte.

Wichtiger Schritt

Der Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI) begrüßte die grundsätzl­iche Einigung im Rahmen der WTO als einen wichtigen Schritt zur weiteren Handelslib­eralisieru­ng. „Die deutsche Industrie wird vom erleichter­ten Handel mit IT-Produkten wesentlich profitiere­n“, sagte Stefan Mair, Mitglied der BDI-Hauptgesch­äftsführun­g. „Für eine erfolgreic­he Industrie 4.0 in Deutschlan­d brauchen wir die Ein- und Ausfuhr von Hightech.“

Der BDI rief die beteiligte­n Staaten auf, sich bis zur WTO-Ministerko­nferenz im Dezember auf möglichst kurze Fristen für die Zollbeseit­igung bei allen betroffene­n Produkten zu verständig­en. Ein Zollabbau mit Übergangsf­risten von drei oder vier Jahren „würde den Erfolg des Abkommens deutlich schmälern“.

Insgesamt geht es bei den künftig zollfrei handelbare­n IT-Erzeugniss­en um ein Warenvolum­en im Wert von rund einer Billion Euro. Expertensc­hätzungen gehen davon aus, dass die jährlichen Kosten im weltweiten grenzübers­chreitende­n IT-Handel um einige Hundert Millionen Euro sinken könnten.

Die ITA-Erweiterun­g ist das erste weltweite Abkommen über die Beseitigun­g von Zöllen seit 18 Jahren. Die 54 direkt beteiligte­n Staaten – darunter die USA, China, Japan sowie alle EU-Länder – repräsenti­eren mehr als 90 Prozent des weltweiten Handels mit IT-Produkten. Das Abkommen bietet nach WTO-Regeln eine Meistbegün­stigungskl­ausel, so dass es auch alle Staaten nutzen können, die es zunächst nicht unterzeich­nen.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Welthandel­sorganisat­ion (WTO) hat die Weichen gestellt für erweiterte­n Freihandel mit IT-Produkten. Unser Foto zeigt Besucher auf der CeBIT in Hannover, der weltweit größten Messe für Informatio­nstechnik.
FOTO: DPA Die Welthandel­sorganisat­ion (WTO) hat die Weichen gestellt für erweiterte­n Freihandel mit IT-Produkten. Unser Foto zeigt Besucher auf der CeBIT in Hannover, der weltweit größten Messe für Informatio­nstechnik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany