Aalener Nachrichten

Hund weg: Paar campiert auf Parkplatz

Seit Montag suchen Sven Hossalla und Lisa Metzler ihren Mischling Flecki

- Von Ludger Möllers

DORNSTADT - Sven Hossalla wirkt entschloss­en: „Wir fahren nicht ohne Flecki weiter, wir warten hier, bis unser Hund wieder bei uns ist!“Die Liebe zum Border-Collie-Mischling Flecki, den Hossalla und seine Freundin Lisa Metzler aus ihrem Kroatienur­laub mitgebrach­t haben, ist groß. So groß, dass das Pärchen seit Montag dieser Woche auf dem Autobahnpa­rkplatz Kemmental bei Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) im Auto übernachte­t und auf Flecki wartet.

Im vergangene­n Jahr hatten Metzler und Hossalla, der in Leutkirch geboren wurde, in Aichstette­n aufwuchs und heute bei Trier lebt, auf der kroatische­n Insel Rab eine Auffangsta­tion für Hunde und Katzen besucht. In den damals dreijährig­en Flecki verliebte sich das Paar und beschloss später: „Im nächsten Jahr nehmen wir Flecki mit nach Hause!“Ljubana Simunovic, die Betreiberi­n der Auffangsta­tion, war einverstan­den und gab dem Pärchen Flecki vor einer Woche mit auf den Weg.

Sonderurla­ub vom Chef

Doch am Montag passiert das Malheur. Während einer Pause auf dem Parkplatz Kemmental bei Dornstadt reißt Flecki sich los: „Gegenüber, auf der Baustelle für die Schnellfah­rstrecke der Bahn gab’s einen lauten Knall durch eine Sprengung“, erinnert sich Hossalla, „dann war Flecki weg“. Auf der Flucht vor dem Lärm der Stuttgart-21-Baustelle verschwind­et der Rüde, schwarz mit weißen Flecken an Bauch und Pfoten, im nahen Wald.

Das Pärchen entschließ­t sich sofort, auf Flecki zu warten und nicht nach Hause zu fahren. Hossalla: „Wir können doch ein Mitglied der Familie nicht im Wald zurücklass­en.“Lisa Metzlers Chef gibt seiner Mitarbeite­rin spontan frei. Und Hossalla, als Glas- und Gebäuderei­niger selbststän­dig, kann sich selbst Sonderurla­ub genehmigen.

Es gibt wahrlich weit wirtlicher­e Orte als Autobahnpa­rkplätze im Hochsommer. Hitze, Lärm, Dreck und zwischendu­rch Gewitter zerren an den Nerven des Paares, das in seinem BMW-Cabrio übernachte­t, „aber nicht schlafen kann!“Ein paar Mal lässt Flecki sich blicken, ist aber scheu und läuft wieder davon.

Nach Angaben des Deutschen Tierschutz­bundes ist es grundsätzl­ich sinnvoll, dort zu warten, wo ein Hund weggelaufe­n ist. „Wenn ein Hund noch keine Bindung zu seinen Besitzern entwickelt hat, dann kann es natürlich schwierige­r werden“, sagt Sprecherin Lea Schmitz in Bonn. Der Fall scheint hoffnungsl­os.

Dann aber, als Lisa Metzler auf Facebook ihre Situation schildert, keimt Hoffnung auf. Jagdpächte­r Alfred Sperr aus Dornstadt-Temmenhaus­en schaltet sich ein. Dank ihm werden Lebendfall­en rund um den Parkplatz aufgestell­t. Aus Kroatien reist Ljubana Simunovic an: „Ich habe eine Jacke in die Falle gelegt, denn Flecki läuft dort nur hinein, wenn er einen bekannten Geruch aufnimmt!“Doch die Hoffnung ist begrenzt: „Viel mehr kann man nicht tun“, sagt Sperr, „der Hund wird schon kommen, wenn er Hunger hat.“

In Temmenhaus­en, einem Dorf nahe des Parkplatze­s, spricht sich he- rum, dass Hossalla und Metzler Hilfe brauchen. Aus dem Dorf kommen Angebote für einen Pavillon, Stühle, einen Tisch, die das Pärchen dankend annimmt. Heute will ein Hobbycampe­r leihweise seinen Wohnwagen aufstellen.

Die Ulmer Polizei weiß ebenfalls Bescheid: „Wenn wir einen Hund sehen, werden unsere Hundeführe­r mit ihren Tieren, die dafür ja ausgebilde­t sind, Flecki einfangen“, versichert Polizeispr­echer Uwe Krause.

Und wenn alle Bemühungen nichts fruchten? „Dann organisier­en wir über Facebook 1000 Menschen, die hier einen Kreis bilden und aufeinande­r zugehen“, plant Hossalla, „und dann ist Flecki wieder bei uns!“

 ?? FOTO: DPA ?? Sven Hossalla und seine Freundin Lisa Metzler übernachte­n seit Tagen auf einem A 8-Parkplatz bei Ulm in ihrem Cabrio. Ihr Hund Flecki, den sie aus dem Kroatienur­laub mitgebrach­t hatten, ist ihnen während einer Rast entlaufen.
FOTO: DPA Sven Hossalla und seine Freundin Lisa Metzler übernachte­n seit Tagen auf einem A 8-Parkplatz bei Ulm in ihrem Cabrio. Ihr Hund Flecki, den sie aus dem Kroatienur­laub mitgebrach­t hatten, ist ihnen während einer Rast entlaufen.

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