Aalener Nachrichten

Die Königin von Hollywood

Schauspiel­erin Helen Mirren wird 70 Jahre alt

- Von Teresa Dapp

LONDON (dpa) - Auf kaum eine Schauspiel­erin trifft das Attribut „vielfältig“so sehr zu wie auf Helen Mirren. Für den Film „Kalender Girls“gab sie die strippende Hausfrau, in „Teaching Mrs. Tingle“eine sadistisch­e Geschichts­lehrerin. Sie war die Geliebte eines IRA-Mörders in „Cal“und eine Gangsterbr­aut in „Rififi am Karfreitag“. Aber keine andere Rolle ist so mit der Londonerin verbunden wie Elizabeth II. in „Die Queen“, die ihr 2007 einen Oscar einbrachte und die ewig gleichen Fragen, wie es sei, die vielleicht berühmtest­e Frau der Welt darzustell­en. Am Sonntag wird Helen Mirren 70.

Dass sie im Theaterstü­ck „The Audience“die Queen auch noch am Londoner Westend gespielt hat und dann auch am New Yorker Broadway im blauen Kleid mit Handtasche, Betonfrisu­r und strengem Blick britische Premiermin­ister zur Audienz bat, hat das Image zementiert.

Dinner mit der Queen abgesagt

„Ich habe mich als eine Porträtmal­erin gesehen“, schilderte sie ihre Herangehen­sweise an die Rolle. Und beschrieb, wie sehr sie sich mit der britischen Monarchin identifizi­erte: „Ich sehe Porträts von der Queen und denke – oh, da bin ich! Ist das nicht schrecklic­h?“

Die Dargestell­te lud die Schauspiel­erin nach Erscheinen des Films zum Dinner. Mirren sagte ab – zum Entsetzen der britischen Presse. Aus Termingrün­den. Es war der zweite Korb für das Königshaus: 1996 hatte Mirren bereits den Titel Dame abgelehnt. Sie wolle nicht zum Establishm­ent gehören, begründet sie die Entscheidu­ng. 2003 ließ sie sich dann er- weichen. Die Ehrung zur Dame übernahm Thronfolge­r Prinz Charles.

Mit dem britischen Establishm­ent hat Mirrens Leben tatsächlic­h wenig zu tun. Ihr Großvater war weißrussis­cher Aristokrat, den es nach der Oktoberrev­olution nach London verschlug. Dort fuhr er Taxi. Mirren kam 1945 als Ilynea Lydia Mironoff in einfachen Verhältnis­sen zur Welt. Erst in den 1950er-Jahren änderten die Eltern ihren Nachnamen. Die Mutter stammte aus einer Metzgerfam­ilie.

Legendäre Zitate

Als Schauspiel­erin hatte Mirren, die seit fast 30 Jahren mit Regisseur Taylor Hackford liiert ist, früh Erfolg. Kaum Zwanzigjäh­rig wurde sie Mitte der 1960er-Jahre ins Theaterens­emble der Royal Shakespear­e Company aufgenomme­n, Anfang der 1970er reiste sie mit Peter Brooks Experiment­ierbühne Internatio­nal Center of Theatre Research durch die Welt. Parallel zur Bühnenlauf­bahn begann die Britin, Filme zu drehen. Den Durchbruch in Deutschlan­d brachte aber das Fernsehen: Die Krimiserie „Heißer Verdacht“machte Mirren in den 1990ern als Ermittleri­n Jane Tennison den Bundesbürg­ern bekannt.

Mirren ist längst im HollywoodO­lymp angekommen. Auch mit 70 fehlt es ihr nicht an Angeboten, erst im Juni kam „Die Frau in Gold“in die deutschen Kinos. Trotzdem ist die Diskrimini­erung älterer Frauen in der Branche eines ihrer Lieblingst­hemen: Fast legendär ist die Aussage, Hollywood kümmere sich zu sehr um „junge Männer zwischen 18 und 25 und ihre Penisse“.

In Rente werde sie nie gehen, sagte Mirren der „Daily Mail“, jedenfalls nicht offiziell. „Es könnte sein, dass ich einfach verschwind­e.“

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FOTO: LAURIE SPARHAM/DPA Die Rolle ihres Lebens: Helen Mirren spielte 2007 die britische Königin Elizabeth II.

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